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Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Bärenkind - Bär, D: Bärenkind

Titel: Bärenkind - Bär, D: Bärenkind
Autoren: Daniela Bär
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meine.“ Sie wollte diesmal nicht nachgeben und sich wehren, egal was es kostete. „Los gib jetzt her!“ Neshe griff nach der Tüte. „Nein, diesmal kriegst du keine!“ Das Gesicht der stämmigen Türkin lief rot an. „Ok, wenn du sie mir nicht gibst, dann geh ich zu deiner Mutter und sage ihr, dass du Scheiß Mutter zu ihr gesagt hast.“ Das saß.
    Scheiß Mutter. Es war schon ein paar Jahre her, aber Daniela konnte sich noch gut daran erinnern und ihr wurde klar, dass Neshe es damals wohl doch besser verstanden hatte als sie dachte. „Das machst du eh nicht.“ Das hoffte sie zumindest. Ängstlich beobachtete sie, wie das andere Mädchen zur Haustür ging und auf die Klingelschilder zeigte. „Gib her oder ich drück drauf.“ Sie meinte es ernst, aber bevor Daniela nachgeben konnte, hatte Neshe schon auf den Knopf gedrückt und man hörte das Rattern der Klingel.
    Die Haustür schloss sich hinter dem türkischen Mädchen. Sie war jetzt im Hausflur und ging die Treppen hinauf. „Vielleicht sagt sie ja doch nichts“, hoffte Daniela, die auf der Erde saß und vor Angst zitterte.
    Neshe kam wieder heraus und grinste das kleine Mädchen an. „Das haste jetzt davon!“, rief sie und streckte ihr die Zunge raus. Daniela hörte, wie sich dasFenster ihres Zimmers öffnete „Dani! Komm hoch!“ Der Ton verhieß nichts Gutes.
    In der Wohnungstür stand ihre Mutter, packte sie und schleuderte sie in den Hausflur. Einige Tritte trafen sie am Rücken und an ihrem Gesäß. Daniela lag auf dem Boden, ihr Körper war erstarrt. Wie immer, wenn die Mutter ihre Wut an ihr ausließ.
    Es tat weh, aber sie durfte nicht weinen. Um keinen Preis der Welt durfte sie weinen, denn das würde alles noch schlimmer machen. Sie stand wieder auf ihren Beinen. Es trafen sie noch einige Schläge am Kopf und dann entließ ihre Mutter sie mit den Worten: „Los geh mir aus den Augen und wage es ja nicht wegzulaufen. Bleib bloß vor der Haustür!“ Sie öffnete die Tür und schubste Daniela hinaus.
    Das hatte sie jetzt davon, warum hatte sie das auch gesagt? Ihre Mutter war im Recht, sie hatte es nicht anders verdient und war ein schlechter Mensch, auch wenn sie diese zwei Worte ganz anders gemeint hatte, aber das war egal. Es wäre auch unsinnig gewesen ihr den Zusammenhang zu erklären, denn das hätte es nur noch schlimmer gemacht. Widerworte waren nämlich strafbar.
    Daniela saß vor der Tür. Ihr Körper schmerzte, sie fühlte sich schlecht und schämte sich. Niemand würde sehen was grad passiert war, denn trotz ihrer Wut und Unkontrolliertheit platzierte die Mutter die Schläge nur an Stellen an denen man sie nicht sah. Meist am Kopf, dort wo die Haare waren.
    In Gedanken versunken bemerkte sie erst gar nicht, dass Steffi und Silke um die Ecke bogen. „Hey du, wir wollten mal vorbeigucken.“ Daniela schaute sie an und stand auf. „Hallo, na ihr. Wir fahren bald in den Zoo.“ Sie versuchtedie beiden Mädchen zu beeindrucken. Ein kurzer Blick zur ersten Etage des Wohnhauses bestätigte ihr Gefühl. Ihre Mutter beobachtete sie aus dem Kinderzimmerfenster heraus. Da saß sie oft, weil man von dort aus die beste Aussicht hatte. „Mein Vater hat erzählt, dass es dort ein Walross und Elefanten gibt.“ Sie legte den Kopf in den Nacken und schaute zu ihrer Mutter hinauf. „Die gibt es doch dort oder?“ Sie bekam nur ein gelangweiltes „Jaja“ zu hören. Das kleine Mädchen hatte irgendwie gehofft sie mit dieser Frage besänftigen zu können.
    „Toll, das kannst du uns ja dann alles später mal erzählen.“ Mit diesen Worten gingen die beiden wieder fort. Daniela schaute nach oben. „Wehe du gehst weg, bleib ja hier!“, sagte ihre Mutter und schloss das Fenster. Das Mädchen stand an der Hauswand und schaute in den Himmel. In die Wohnung traute sie sich nicht, denn das würde eine große Gefahr bedeuten. Also blieb sie einfach ganz starr dort stehen, aus Angst durch die kleinste Bewegung die Aufmerksamkeit ihrer Mutter wieder auf sich zu ziehen.

6
Das gestohlene Bild
    Die Wochenenden durfte Daniela bei ihren Großeltern verbringen. Jeden Freitag holte ihr Opa erst sie und dann ihre Oma von der Arbeit ab und die drei fuhren in das nahe gelegene Dorf. Dort fühlte sich Daniela wohl. Hier wurde sie nicht angeschrien, nicht geschlagen und auch nicht böse angeschaut.
    Ihr Opa war ihr ein und alles. Er bastelte immer an irgendetwas herum und seine Enkelin half ihm dabei. Das Mädchen hatte ihre eigene kleine Wasserwaage, ihr
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