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back to past - zurueck zu dir

back to past - zurueck zu dir

Titel: back to past - zurueck zu dir
Autoren: Sigrid Lenz
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Gedanken.

*

    Als er erwachte, durchdrang ein unangenehmes, gleichmäßiges Piepen sein Bewusstsein. Mühsam öffnete er die Augen, sah zu, wie sich der rote Nebel hob, von grellem Licht vertrieben wurde. Es stach in seinen Augen und Leon schloss sie mit einem Stöhnen. Eine Bewegung, ein Rascheln war neben ihm zu hören, Atemzüge und Wärme. Sein Körper schmerzte und stand gleichzeitig in Flammen. Er konnte sich nicht rühren und trotzdem kam es ihm vor, als schwebe er, als werde er gehalten und getragen.
    Seine Lider flogen auf. Er sah eine weiße Zimmerdecke über sich und dann Patrick.
    „Du bist wach“, sagte der und das Lächeln, das über sein Gesicht wanderte, bildete Grübchen in seinen Wangen.
    Leon starrte ihn an, konnte nicht glauben, dass ihm die noch nie aufgefallen waren, konnte seine Gedanken nicht ordnen.
    „Das wird auch Zeit“, sagte Patrick und ein Schatten überzog sein Gesicht. „Warum hast du – wie konntest du das tun? Weißt du nicht, dass ich deinen Schmerz fühle? Dass ich es nicht ertrage, dich zu verlieren?“
    Patrick neigte sich vor, und Leon spürte dessen Atem auf seiner Wange. Er schloss die Augen, als Fingerspitzen seine Stirn streiften. „Versprich mir, so etwas nie wieder zu versuchen“, flüsterte Patrick und ließ seine Lippen den Fingern folgen.
    Leon zitterte, bis Patricks Hand seine nahm und ein Druck, von dem er nicht gewusst hatte, dass er sein Herz zusammenpresste, von ihm fiel.
    „Warum – wieso lebe ich noch?“, fiel es von seinen Lippen. Patrick sah ihn an, lächelte schief. „Glück“, antwortete er. „Auch wenn du die Mauer angesteuert hast, so rutschte der Wagen doch im Moment des Aufpralls zur Seite.“ Er atmete aus. „Doch es könnte schlimmer sein, hätte endgültig sein können.“ Seine Stimme brach.
    Patrick schüttelte den Kopf und hielt Leons Hand fester. „Ich weiß, dass dich das alles erschreckt. Es geht mir doch auch so. Aber inzwischen weiß ich, dass wir keine Wahl haben. Dass wir, im Gegenteil, froh darüber sein sollten. Dass sich Seelenverwandte wirklich begegnen, ist selten. Alpha und Omega ist noch seltener.“
    „Das bin ich nicht“, flüsterte Leon. „So bin ich nicht.“
    Patrick hob Leons Hand an seinen Mund, presste seine Lippen auf den Handrücken. „Es ist völlig egal, was du bist oder wie. Wenn du nur bleibst.“
    Leon schloss die Augen und driftete ab in tiefen Schlaf.
    Als er erwachte, befand Patrick sich an seinem Bett, als sei er nie fortgewesen. Vielleicht war er das auch nicht. Leon spürte erneut, wie Wärme über ihn hinwegschwappte, seinen Gliedern den Schmerz nahm und ihn durch das Staunen ersetzte, das mit dem Bewusstsein von Patricks Anwesenheit einherging. Mit der sich mehr und mehr verfestigenden Überzeugung, dass der nicht ging, dass er trotz der Einwände und dem Fluchtversuch wusste, was Leon wollte und brauchte.
    Als er das nächste Mal erwachte, begleitete ihn die Erinnerung an seine Schuld. Er wandte den Kopf zur Seite, als Patrick sich ihm näherte.
    „Was ist los?“, fragte der.
    „Du solltest nicht hier sein“, wisperte Leon. „Du solltest nicht gegen den Willen deines Vaters handeln. Das kann ich nicht auf mich nehmen.“ Zögernd drehte er sich Patrick zu, versuchte, seine Worte mit der Ernsthaftigkeit seines Blicks zu unterstreichen.
    „Auf dich?“ Patrick sah ihn ungläubig an. „Du kannst nichts dafür, dass mein Vater ein Idiot ist.“ Er schüttelte den Kopf, dass sein Haar um den Kopf wehte. „Im Grunde hätte ich nie mit ihm zusammenarbeiten können.“
    Leon schluckte, verzog das Gesicht, als seine Kehle schmerzte. „Es ist deine Familie“, krächzte er. „Ich werde nicht … ich habe nicht das Recht, mich zwischen sie und dich zu stellen.“
    Patrick fuhr sich nun mit beiden Händen durch sein Haar. Er sah plötzlich müde aus. „Leon, das ist nicht deine Verantwortung. Was du gehört hast, betrifft nur die Spitze des Eisberges.“ Er rieb sich die Stirn, senkte den Kopf. „Ich wünschte, ich hätte gewusst, dass du kommst. Oder dich wenigstens rechtzeitig eingeholt.“
    Leon schloss die Augen. „Ich habe genug gehört. Und ich werde das nicht tun. Früher oder später wirst du mich hassen. Wir beide werden mich hassen.“
    Patrick legte seine Finger auf die Hand, die auf der Decke ruhte, und atmete aus. „Ist es nicht eher so, dass du dich bereits hasst?“, fragte er leise. „Warum sonst solltest du glauben, es nicht wert zu sein, dass ich um dich
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