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Babylons letzter Wächter (German Edition)

Babylons letzter Wächter (German Edition)

Titel: Babylons letzter Wächter (German Edition)
Autoren: Thomas Reich
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Steve, wie sein Freund einen Mob todesmutig über den Kopf hielt. Er war zu allem entschlossen. Seine Hände umklammerten den Holzstiel so fest, dass die Knöchel weiß durchschimmerten. Steve hielt den Atem an und wartete auf das unvermeidliche Krachen, wenn die tödliche Waffe über dem Schädel des Hausmeisters zersplitterte.
    Draußen vor der Tür waren die Schritte verstummt. Zack begann vor Anspannung zu zittern. Sie konnten den Mann auf der anderen Seite atmen hören. Dann entfernten sie sich so plötzlich, wie sie gekommen waren. Die Jungen verharrten minutenlang in Schweigen. Als sie sich wieder in den Gang wagten, waren sie mutterseelenallein wie zuvor. Der nächste Raum, den sie probierten, erwies sich als ein Volltreffer. Blaumänner, Schürzen von Zimmermädchen, graue Overalls von Fensterputzern. Ein Durchgang führte zu den Umkleiden der Angestellten. Der Geruch von saurem Arbeiterschweiß und abgestandenem Zigarettenrauch hing in der Luft. Sie würden schnell machen müssen. Am besten wie die anderen auch. Indem sie sich jeder einen Blaukittel anzogen und zur Arbeit gingen. Klimaanlagentechniker. Sie waren Klimaanlagentechniker. Das durften sie nie vergessen.
    „ Okay, was erwartest du am Ende des Turms?“
    „ Den Wächter in seinem Gefängnis.“
    „ Na schön. Und wie willst du da reinkommen?“
    „ Ich kenne die oberen Stockwerke wie meine Westentasche.“
    „ Ist ja nett, das du mir Mut zusprechen willst, aber ohne einen klaren Plan kommen wir da nicht rein.“
    „ Ich kenne die Räume aus seinen Träumen.“
    „ Du hast mir doch gesagt, der Wächter hätte seine Zelle nie verlassen?“
    „ Seine Träume sind auch meine Träume. Die Stadt. Die Menschen. Ich weiß, was Chase und die Wärter träumen.“
    „ Gut. Denn nun bist du es, der führt.“
    Sie sahen zu, wie die Stockwerknummern am Display der Fahrstuhlkabine vorbei rasten. Doch bis zur zweihundertzehnten Etage kamen sie nicht. Genau ein Stockwerk darunter kam der Aufzug sanft zum stehen.
    „Okay, wir sind gekommen um die Klimaanlage im Penthouse zu warten. Halt dich an unsere Geschichte und folge mir.“
     
    *
     
    „Wo wollt ihr denn hin?“
    „ Wir sollen das Thermostat der Klimaanlage reparieren.“
    „ Seid ihr nicht ein bisschen jung? Azubis, was?“
    „ Jawohl, Sir.“
    „ Lässt euch euer Meister selbstständig arbeiten?“
    „ Natürlich nicht. Er ist noch im Teilelager und kommt gleich nach.“
    „ Und ihr Jungs dürft erst mal vorarbeiten. Na das gefällt mir. Lehrjahre sind keine Herrenjahre, was?“
    „ Der Meister hat gesagt, wir sollen nicht trödeln. Würden sie uns bitte sagen, wie wir zum Penthouse kommen?“
    „ Dann will ich euch nicht weiter vom Arbeiten abhalten. Nach der Presseabteilung bieg ihr rechts ab, dann geht es auch gleich die Treppe hoch.“
    „ Wir danken ihnen.“
    „ Wartet Jungs.“
    Zack und Steve schwitzten wahre Sturzbäche unter ihren Blaumännern.
    „Hier habt ihr zwei Passierscheine. Die müsst ihr am Empfang vorzeigen.“
    „ Welcher Empfang?“
    „ Am Aufgang zum Penthouse.“
    „ Ok. Vielen Dank für ihre Mühen.“
     
    *
     
    „He Luke, warum sagt mir keiner, dass die Klimaanlage des Wächters repariert wird?“
    „ Komisch. Uns wurde keine Fehlfunktion gemeldet.“
    „ Scheiße. Ruf sofort den Wachdienst, die sollen das obere Stockwerk abriegeln.“
     
    *
     
    Zack und Steve waren gerade auf der Treppe, als der Alarm losging. Eine Sirene heulte auf. Unten dröhnte der schnelle Marschschritt harter Springerstiefel. Die Tür, die zum Wächter führte, war nun in Sichtweite. Ein grausamer Wink des Schicksals dehnte den Gang in die Länge, wie um sie zu verhöhnen. Gleichzeitig flammte in Zacks Kopf ein Licht auf. Die Tür konnte ihm nicht widerstehen. Wenn er die Hand auf den Scanner legen würde, musste sie sich öffnen. Weil er der Auserwählte war.
    „ Versuch sie abzulenken. Ich öffne uns die Tür. Wenn wir den Wächter erreichen, sind wir in Sicherheit.“
    Zack setzte zum Sprint an. Für den Bruchteil einer Sekunde verschmolzen ihre Visionen und er konnte den Wächter sehen, von Angesicht zu Angesicht. Die Straßen der Träume. Die Straßen Babylons. Die sich in sein Gesicht eingebrannt hatten. Hinter sich hörte er Steve schreien, aber das zählte nicht mehr. Auch nicht das Gewehrfeuer, dass ihm die Ohren klingeln ließ. Noch zwei schnelle Schritte, und er-
    wurde von einer unsichtbaren Hand vorgeschoben. Er verlor den Halt und schlitterte der Länge nach
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