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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo
Autoren: Carla und Martin Moretti
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finanziell ein Haupttreffer ist.«
    »Wirklich nicht?« Das killt natürlich meine These. »Aber vielleicht kann er sich’s denken, wenn er ihre Lebensumstände analysiert«, spekuliere ich.
    »Glaubst du denn grundsätzlich, dass es ein Mann nicht ernst meinen kann, wenn er sich nach vier Monaten an der Seite einer neuen Partnerin über die Aussicht auf ein Kind mit ihr freut?«, fragt Carla. »Kann es nicht einfach Liebe sein?«
    Jetzt hat sie mich kalt erwischt, denn oft habe ich mich ihr gegenüber als großer Anhänger der »Liebe auf den ersten Blick« gerühmt.
    »Hm, ich denke, dass ein Mann schon schnell spürt, ob er seine Traumfrau gefunden hat.«
    »Na also, geht doch«, sagt Carla.
    »Das Problem ist«, erwidere ich, »dass sich auf dem Markt draußen zu viele Blender tummeln, die genau wissen, wie sie eine Frau ins Bett kriegen. Nämlich, indem sie beim ersten Date diese Sprüche bringen: Du-bist-die-Mutter-meiner-ungeborenen-Kinder … und all diese Arien, die Frauen nun mal seit Urzeiten gerne hören.«
    »Ach, was weiß ich, das ist ja nicht unser Problem, wir werden sehen«, sagt Carla. »Idioten gibt’s auch genug unter den Männern, die beim ersten Date keine guten Sprüche draufhaben und sich erst nach zehn Jahren Partnerschaft zu Nachwuchs aufraffen können.«
    Carla sieht meinen geschockten Gesichtsausdruck.
    »Ich mein damit nicht dich«, sagt sie. »Obwohl, deine Sprüche damals, na ja …«
    Sie gibt mir einen Kuss und lacht.
    »Marie weiß natürlich selbst, dass die Sache mit Michael etwas schnell ging«, sagt Carla. »Aber sie ist der Meinung, sie habe schon eine Menge Männer gehabt, doch noch nie ein Kind. Im Ernstfall ist ihr das wichtiger als Michael, und sie würde es auch allein großziehen. Oder mit einem anderen Mann. Oder mit mir zusammen.«
    Ihre Augen füllen sich wieder mit Tränen.
    »Ach, ich wünsche so sehr, dass bei Marie alles gut geht«, sagt Carla.
    Sie schwankt nach dieser überraschenden Nachricht weiter hin zwischen Freude über Maries Schwangerschaft und einem stechenden Schmerz über ihren eigenen unerfüllten Wunsch. Und ich sitze etwas hilflos neben ihr. Es ist sicher nicht der passende Moment, um weiter Fernsehen zu gucken. Ich würde sie gerne trösten. Doch was soll ich sagen? Vielleicht, dass sie mit 38 Jahren noch nicht in Panik verfallen muss. Aber das weiß sie selbst. Wir Männer können eine ganze Menge. Aber wir werden nie wissen, wie sich solch ein Tag für eine Frau anfühlt, die liebend gerne selbst ein Kind bekommen würde. Ein Tag, an dem so viele Ängste, Emotionen und Hoffnungen zusammentreffen.
    »Du hast eben gesagt, du würdest wirklich alles tun«, sagt Carla schließlich.
    »Aber klar doch.«
    »Ich hätte da schon einen Wunsch.«
    »Schieß los«, sage ich, froh darüber, dass ich vielleicht doch was für sie tun kann.
    »Du musst mir aber versprechen, dass du nicht sauer bist«, sagt Carla.
    »Wieso denn sauer?«
    »Ich würde mir wünschen, dass du mal deine Spermien untersuchen lässt.«
    Treffer. Jetzt hat sie mich wirklich kalt erwischt.
    »Warum das denn?«
    »Ich hab gelesen, dass die Spermien bei Männern über 40 Jahren rapide an Qualität verlieren.«
    Spermienqualität. Mir fällt auf, dass Männer einen sehr speziellen Blick auf ihre Fortpflanzungsfähigkeiten haben. Sobald es um das Thema geht, denkt jeder Mann sofort an seine Potenz. Solange die gewährleistet ist, sehen wir weiter keine Probleme.
    Carla hat recht. Auch ich dachte bisher ausschließlich an die Hardware. Und nicht an die Software, die sich womöglich verändern kann und letztlich entscheidender ist.
    Was mich bisher so selbstsicher in der Einschätzung meiner Software machte, war ein Ereignis, das Carla nicht kennt. Ich wäre beinahe im Alter von 21 Jahren Vater geworden. Meine damalige Freundin wurde völlig ungeplant schwanger, aber sie entschied sich für eine Abtreibung. Und ich muss gestehen, ich war zu dieser Zeit nicht ganz unglücklich über ihre Entscheidung. Denn ich empfand uns beide als viel zu jung, um Eltern zu werden. Und ein Kind passte damals so gar nicht in meine Lebensplanung.
    Ich habe Carla dieses Detail meiner Geschichte nicht bewusst vorenthalten. Aber man erzählt dem Partner eben nicht alles aus seinem früheren Leben, besonders wenn es an Exbeziehungen gekoppelt ist. Als dann bei Carla und mir das Babythema reifte, war es irgendwann unpassend und zu spät, um meine Fast-Vaterschaft noch zu erwähnen.
    »Du meinst … hm … die
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