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Baby-Bingo

Baby-Bingo

Titel: Baby-Bingo
Autoren: Carla und Martin Moretti
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das die Spermien schädigen soll. Oder Ina, die ihrem Freund heimlich Zink und L-Arginin, eine pflanzliche Aminosäure, die als natürliches Potenzmittel gilt, unters Essen mischte, um die Qualität seines Erbgutes zu erhöhen.
    Sosehr ich mich über die gute Nachricht am Frühstückstisch freute, umso nachdenklicher wurde ich. Wenn bei Martin alles in Ordnung ist, warum bin ich dann eigentlich nicht schon längst schwanger? Was ist, wenn bei mir irgendetwas nicht stimmt? Wenn der Grund bei mir liegt, dass wir kein Kind bekommen? Ich meine, bisher hat kein Frauenarzt etwas Negatives feststellen können. Aber mittlerweile sind schon vier Monate seit meinem Geburtstag vergangen, und noch immer sind keine Anzeichen von morgendlicher Übelkeit oder Lust auf saure Gurken in Sicht. Vier komplette Zyklen Trockentraining.
    Dabei habe ich mich in den letzten Monaten wirklich intensiv mit unserem Kinderthema beschäftigt. Ich nehme jeden Morgen Folsäure, Jod und Vitamin B, habe mir einen Stapel Bücher zum Thema Babywunsch besorgt und bin mittlerweile Expertin auf dem Gebiet der Deutung von Basaltemperatur kurven und Zervixschleim. Mein Körper und ich, wir waren uns noch nie so nah. Ziehen im Bauch, Brustspannen, Anzeichen von Kopfschmerzen und schlechter Stimmung? Jede noch so kleine Veränderung wird von mir genauestens registriert und sofort ausgewertet. Ich weiß genau, wann mein Eisprung statt findet und meine fruchtbaren Tage sind. Erkenntnisse, die mich früher, als ich die Pille nahm, nie so wirklich interessierten. Damals war ich froh, wenn meine Tage überhaupt einigermaßen pünktlich kamen. Wann, wie, ob und wie weit mein Ei springt, war so unwichtig wie ein Bausparvertrag.
    Dadurch, dass Martins Spermien einen Prädikatsstempel erhalten haben, lastet der Druck nun komplett auf mir. Unbewusst hat er mir damit die Schwarze-Peter-Karte zugeschoben.
    Meine Güte, Carla, was sind das für schwarze Gedanken! Statt dankbar zu sein, dass bei Martin alles in Ordnung ist, fange ich schon wieder an zu grübeln, zu zweifeln und setze mich selbst unter Druck. Das würde einem Mann nie passieren! Ein typisches Frauending. Frauen grübeln, Männer dübeln. Das ist der Unterschied. Egal, ob die Schraube danach schief in der Wand sitzt – Hauptsache, sie ist drin. Männer handeln einfach, ohne über ihre Probleme nachzudenken. Während Frauen erst mal nachdenken und alles ausführlich mit ihrer besten Freundin besprechen, bevor sie handeln.
    Wahrscheinlich waren wir beide einfach etwas gestresst in den letzten Monaten. Und wenn ich ehrlich bin, haben wir auch weniger miteinander geschlafen. Ich hatte viel zu tun in meiner Agentur. Kundenpräsentationen, Organisation von Fotoshootings und dann noch ein neues Computersystem. Oft kam ich erst sehr spät nach Hause und fiel sofort todmüde ins Bett. Allein. Was es eindeutig schwer macht, schwanger zu werden.
    Wobei ich gestehen muss, dass ich nach einem voll gepackten Tag manchmal ganz froh bin, einfach nur in meinen alten Lieblingsflanellschlafanzug zu schlüpfen, mir meine sündhaft teure Nachtcreme ins Gesicht zu schmieren, die zwar sehr pflegend ist, aber auf meinem Gesicht eine fünf Zentimeter dicke Fettschicht hinterlässt, und mich dann allein unter die Decke zu kuscheln. An so einem Abend bin ich ganz dankbar, einfach nur schnell ins Schlafzimmer zu huschen, ohne dass Martin mich sieht und sich fragen könnte, wer dieses Gespenst mit dem weißen Gesicht ist, das da gerade im Schlafzimmer verschwindet.
    Aber selbst im Dunkeln ist es manchmal schwierig, seine Beautygeheimnisse vor einem Mann zu verbergen. Wie letzte Woche, als sich Martin ins Bett tastete, sich an mich kuschelte und plötzlich sagte: »Wie riechst du denn? Wie meine alte Tante Ilse. Die hatte auch immer so einen Geruch von Rosen und Mottenpulver an sich.«
    Dazu kommt ein Phänomen, unter dem auch viele meiner Freundinnen leiden. Die unterschiedlichen Schlafgewohnheiten von Frauen und Männern. Während ich der Meinung bin, dass spätestens eine Stunde vor Mitternacht eine durchaus angemessene Zeit ist, ins Bett zu gehen, überlegt mein Mann um diese Zeit, ob er sich noch eine zweistündige DVD an schaut oder doch lieber noch mit Stirnlampe eine Runde joggen soll. Um 23 Uhr ins Bett zu gehen, das fällt für Martin noch unter »später Mittagsschlaf«. Seiner Meinung nach wird Schlaf generell überbewertet. Da hat man schon mal einen Mann, aber geht trotzdem immer noch allein ins Bett. Na ja, natürlich
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