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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel
Autoren: Karl May
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(durcheinander):
    Bevor wir es nur ahnen!
    Scheik
(sich an die Brust schlagend):
    Doch aber hier, der Scheik der Ān’allāh,
    Den ihr den Geist des Morgenlandes nennt, Durchschaut den Plan gleich mit dem ersten Blicke
    Und lächelt über diese grobe List.
     
    (entschlossen)
     
    Ich spiele mit! Ich spiele gegen beide!

    Und noch viel mehr: Ich habe schon gezogen.
    Ich spiele gegen Mārah Dūrimēh
    Nur um der Ehre, um des Namens willen,
    Doch gegen ihn, den Geist des Abendlandes, Geht es um unsern Turm, um unser Reich,
    Um unser Land, ja, um die ganze Erde
    Und außerdem um unsern heilgen Glauben,
    Der mir so herrlich und so köstlich war,
    Daß ich für ihn, wie ihr ja alle wißt,
    Mein Weib und Kind hinweggeworfen habe – – –
    Mein Weib!
     
    (niedergeschlagen)
     
    O Bēnt’ullāh, o Bēnt’ullāh! – – –
     
    (sich zusammenraffend)
     
    Für ihn bin ich noch andrer Opfer fähig.
    Man komme nur: man taste mir ihn an!
    Man kennt ihn nicht; man kennt auch uns nicht mehr.
    Die Zwerge sind so klein, so klein geworden,
    Daß sie nicht mehr an Riesen glauben können.
    Noch aber lebt Allāh, noch leben wir, Und im Kurān liegt Kraft zu tausend Siegen.
    Sprich weiter, Kādi!

    Erster Aeltester:
    Weiter!
    Zweiter Aeltester:
    Weiter!
    Alle
(durcheinander):
    Weiter!
    Kādi:
    Wahrscheinlich ist der Geist des Abendlandes
    Mit Mārah Dūrimēh schon in Hillēh,
    Von wo er morgen hier erscheinen wird,
    Natürlich nur in irgend einer Maske,
    Durch die er aber uns nicht täuschen kann.
    Und heute kam ein Bote aus Djedūr
    Und brachte uns die sonderbare Kunde,
    Daß sich der Scheik der Stämme der Kirām
    Von dort zu uns herüberwenden werde,
    Um in dem Schach mit Mārah Dūrimēh
    Als »König« ihrer Seite mitzureiten.
    Er habe sie noch nie, noch nie gesehen
    Und freue sich, sie hier bei uns zu finden – – –
    Scheik
(schnell):
    Da habt ihr es ganz offen, das Komplott:
    Das Abendland mit seinen Offizieren,
    Das alte Weib mit Spähern und Spionen
    Und endlich gar der liebe »Sohn des Friedens«,
    Der heimlich rüstet, uns zu überfallen.
    Die haben wir beisammen – – –

     
    (wiederholt, indem er jedes Wort einzeln betont)
     
    hier – – – bei – – – sammen!
    Das ist doch mehr als nur ein Fingerzeig.
    Die hat Allāh zu uns herbeigetrieben,
    Und wir verstehen ihn, wir greifen zu!
    Erster Aeltester:
    Wir greifen zu!
    Zweiter Aeltester:
    Wir greifen zu!
    Dritter Aeltester:
    Wir greifen zu!
    Alle
(durcheinander, mit Waffengeklirr):
    Wir greifen zu!
    Kādi:
    So habe ich mein letztes Wort zu sagen,
    Indem ich euch an eure Pflicht erinnre,
    Das heilge Recht der Ān’allāh zu schützen.
    Ich fordere den Krieg – – –
    Hākawāti
(sich erhebend):
    Und ich den Frieden!
    Kādi:
    Und bitte die Dschemmāh, ihn zu beschließen.
    Der Scheik befrage des Kismēt!
     
    (kehrt nach seinem Platze zurück)
     
    Scheik:

    Es sei!
     
    (zieht die krumme Klinge aus der Gürtelschnur, hält sie mit beiden Händen, die eine am Griff, die andre an der Spitze, hoch über den Kopf und fährt fort):
     
    So zeige ich nach alter Stammessitte
    Nun der Dschemmāh die Schärfe des Kismēt
    Und frage nach dem Kampf und nach dem Frieden.
    Wer will den Frieden?
    Hākawāti
(die Hand hebend):
    Ich!
     
    (sich umschauend, klagend)
     
    Nur ich allein!
    Scheik
(zum Hākawāti, indem er die Klinge sinken läßt):
    Dein Friede ist, wie du, ja nur ein Märchen!
     
    (zur Versammlung)
     
    Wer aber will den Kampf?
    Kādi
(will sich eben setzen, bleibt aber stehen):
    Wer will den Kampf?
    Erster Aeltester
(die Hand erhebend):
    Den Kampf!
    Zweiter Aeltester
(die Hand erhebend):
    Den Kampf!
    Dritter Aeltester
(die Hand erhebend):

    Den Kampf!
    Imām
(die Hand erhebend):
    Wir alle!
    Alle
(die Hände erhebend, mit Waffengeklirr):
    Alle!
    Hākawāti:
    So gehe ich!
    Schēfakā
(ihn stützend):
    Und ich, ich gehe mit.
    Hākawāti
(im Gehen, zu ihr, aber so, daß auch die Andern es hören):
    So wirst du Gäste grüßen, meine Gäste.
    Scheik
(zu ihm):
    Du sprichst von Gästen?
    Hākawāti
(stehen bleibend):
    Ja.
    Scheik:
    Wer ist es wohl?
    Hākawāti:
    Du weißt es ja. In meinem armen Zelte,
    Das fern, entlegen von den andern steht,
    Kehrt Niemand ein als nur die Phantasie.
    Scheik
(schnell und animiert):
    Die Phantasie? So ist sie wieder da?
    Hākawāti:
    Mit einer Schülerin.
    Scheik:

    Und weiter, weiter?
    Sie meidet uns. Wir kennen sie noch nicht.
    Hast du gesagt, daß ich sie sehen will?
    Daß ich sie gern zu unserm
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