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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel
Autoren: Karl May
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überirdisch groß!
     
    (erklärend)
     
    Der Schöpfer hat ein dickes Buch geschrieben,
    Das hochberühmte Buch vom »Menschen geiste«, Zu dem der Scheik Modell gewesen ist.
    Und nun das Buch gebunden vor uns liegt,
    Sitzt er, der Schöpfer,
     
    (auf ihren Vater deutend)
     
    unten an der Erde
    Und seine Kreatur, der »Menschengeist«,
     
    (auf den Scheik deutend)

     
    Dagegen auf dem allerhöchsten Platze!
    Scheik
(komisch):
    Das Schreckenskind!
    Babel
(wichtig):
    O nein! Modell zur »Seele!«
    Schēfakā
(fortfahrend):
    Der Schöpfer schreibt an einem zweiten Werke,
    Am Manuskripte von der Mensche nseele, Zu der nun ich Modell zu stehen habe.
    Ich glaube, wenn er es vollendet hat,
    Ist er ganz in die Erde weggeschwunden,
    Doch aber ich, nur seine Kreatur,
    Bin in den höchsten Himmel aufgestiegen.
    Babel
(mit Würde):
    Das Hohe sinkt, sobald das Niedre steigt;
    Das ist Gesetz und wird es ewig bleiben.
    Schēfakā
(kindlich):
    Wenn du zu fallen hast, sobald ich steige,
    So bleib ich unten, denn ich liebe dich.
    Wenn ich mich heut als »Seele« schmücken soll,
    Geschieht es nur für dich und nicht für mich.
    Denn dieser Schmuck, den du mir anbefiehlst,
    Ist viel zu schwer und viel zu reich für mich.
    Scheik:
    Fast ebenso kam mir der meine vor,
    Als ich als »Geist« vor meinem Spiegel stand,
    Doch heute weiß ich, daß es richtig war.

     
    (sich erinnernd, mit Stolz)
     
    Dein Vater kleidete mich
     
    (deutet nach dem Turme)
     
    aus dem Schatz
    In königliche Mārakānda-Seide.
    Im Gürtel von geweihter Schlangenhaut
    Erglänzte mir die scharfe Sūri-Klinge.
    Im Haar trug ich den Reif von Ēridū,
    Und von der Schulter floß in schweren Falten
    Der goldgewebte Mantel von Elīssa.
     
    (steht auf, mit königlicher Gebärde)
     
    So saß ich als der erste »Menschengeist«
     
    (auf seinen Thron deutend)
     
    Hier auf dem ersten Thron der Weltgeschichte – – –
     
    (tut einige gravitätische Schritte und fährt dabei fort)
     
    Ging auch zuweilen stattlich hin und her
    Und übte mich in wirkungsvollen Blicken – – –
    Schēfakā
(munter):
    Ich weiß, ich weiß. Das tut der Geist ja immer!
    Scheik
(scherzend):

    Die Seele aber nicht?
    Schēfakā:
    Es fällt ihr schwer.
    Scheik:
    Wenn ich ihr helfen dürfte?
    Schēfakā:
    Dann vielleicht!
    Scheik:
    So geh, und schmücke dich!
    Schēfakā
(zu ihrem Vater):
    Soll ich es tun?
    Babel
(auch scherzend):
    Der Geist befiehlt!
    Schēfakā:
    So füge ich mich ihm!
     
    (verschwindet in der Frauenabteilung des Zeltes)
Zehnter Auftritt
    Scheik. Babel.

     
    Babel:
    Sie steigt hinab.
    Scheik:
    Hinunter in den Turm?
    Babel:
    Bis in den Drachensaal, sich anzukleiden.
    Scheik
(aufhorchend)
    Bis in den Drachensaal? Wo er noch steht, Kitāl, Kitāl, das blutge Ungeheuer!
    Wir Knaben stiegen oft zu ihm hinunter
    Und starrten ihn mit stillem Grauen an.
    Die Sage ging, daß er von Zeit zu Zeit
    Sich aus dem Steine in das Fleisch verwandle
    Und dann herauf ans Licht des Tages steige,
    Um Tausende von Menschen zu verschlingen.
    Wir wagten darum nicht, ihn anzurühren,
    Weil wir befürchteten, er wache auf.
    Doch später dann, wenn Bēnt’ullāh und ich
    Im Drachensaal die heilgen Bücher lasen,
    Da gab es einen kleinen, kühnen Mann,
    Der fürchtete sich vor dem Drachen nicht
    Und kletterte ihm auf dem Leib herum,
    Bis hoch hinauf zum aufgerissnen Maule,
    An dessen Zähnen er das Zählen lernte – – –

    (klagend)
     
    Mein Kind – – –! Mein kleines Söhnchen – – –!
    Bēnt’ullāh – – –!
    Babel
(ihn aufmerksam machend):
    Der Schwarze kommt!
Elfter Auftritt
    Der Scheik. Babel.

    Der Neger kommt mit einer Meldung.
     
    Scheik
(zu dem Schwarzen):
    Was hast du zu verkünden?
    Vorbeter:
    Soeben wird aus Kārtijāt berichtet,
    Man habe fremde Krieger dort gesehen.
    Babel
(freudig):
    Das sind die Hāïnīn die wir erwarten!
    Scheik
(zu dem Schwarzen):
    Berichte das im Lager drüben! Schnell!
     
    (Vorbeter ab.)
Zwölfter Auftritt
    Der Scheik. Babel.

     
    Scheik:
    Schon also vier von den Verbündeten!
    Babel
(aufzählend):
    Die Gēr Amīn – – –
    Scheik:
    Und die Munāsikin – – –
    Babel:
    Die Bēni Hār – – –
    Scheik:
    Und jetzt die Hāïnīn.
    Babel:
    Nun noch die andern Vier!
    Scheik:
    Die kommen sicher!
    Babel
(mit einiger Besorgnis):
    Wenn aber nicht?
    Scheik:
    So wäre es bedenklich,
    Denn grad die jetzt noch fehlen, sind mir wert.
    Babel
(wieder aufzählend):
    Die Hūkamā – – –
    Scheik:
    Sodann die Ūkalā –
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