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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17
Autoren: Samuel R. Delany
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aber noch immer beredt genug. »Im Bereich der Unterzeichnerstaaten der Allianz ist jede Art von körperlicher oder geistiger Folter als unvereinbar mit der Menschenwürde verboten«, zitierte ereinen Verfassungsartikel. »Eh, General?«
    »Haben Sie Ihre Sachen hier, Doktor?« fragte der General, die Anzüglichkeit ignorierend. »Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen eine ganze Reihe Spezialisten zur Verfügung stellen.«
    »Wir haben hier nicht genug Platz«, sagte Tumwarba. »Und meine Spezialisten sind hier.« Er legte seine Hand auf einen Computer von der Größe eines Küchenherds, der mit einigen anderen Gerätschaften an Stelle der Folterwerkzeuge hereingeschafft worden war.
    »Gut«, sagte der General. Er nickte den vor der Zelle postierten Wachsoldaten zu, und einer trat vor und drückte einen Knopf neben der Türöffnung. Eine massive Metallplatte, gute fünf Zentimeter dick, senkte sich langsam herab und schloß sie ein. »Wir sind jetzt durch zwölf Sperren gesichert«, erklärte General Forester. »Jede einzelne ist so gut wie undurchdringlich. Kein Mensch kennt die genaue Lage der Zelle, ich übrigens auch nicht.«
    »Nach diesen Labyrinthen, durch die wir gekommen sind, habe ich nicht die geringste Ahnung, wo wir uns befinden«, sagte Tumwarba. »Aber nun wollen wir anfangen. Ich gehe von der Diagnose aus, die die Ärzte hier und in Titin gestellt haben: Amnesie. Danach ist sein Bewußtsein auf den Teil seines Gehirns beschränkt, dessen synaptische Verbindungen nach dem Jahr einundsechzig entstanden sind. Dieser Metallhelm, den ich ihm jetzt über den Kopf stülpe, erzeugt in den vom Bewußtsein kontrollierten Gehirnsegmenten eine Serie von Impulsen, die als unangenehm empfunden wird. Schließlich wird er aus diesem Teil des Gehirns in die anderen zurückgetrieben.«
    »Wie, wenn es einfach keine Verbindungen zwischen den aktiven und den passiven Partien des Kortex gäbe?«
    »Wenn es richtig unangenehm wird, wird er neue herstellen.«
    »Denke ich an das Leben, das er geführt hat«,meinte der General, »so frage ich mich, was unangenehm genug sein könnte, ihn um den Verstand zu bringen.«
    »Einaus, Algol, Fortran«, sagte Dr. Tumwarba.
    Der General sah ihm bei den Vorbereitungen zu. »Angenommen, Sie kommen mit diesen Computersprachen nicht zum Ziel?«
    »Oh, ich weiß, was ich tue. Auch diese Computersprachen kennen das Wort ›ich‹ nicht. Dies hindert die Rechner daran, Erklärungen wie ›Ich kann das Problem nicht lösen‹ oder ›Das interessiert mich nicht‹ oder ›Ich weiß mit meiner Zeit Besseres anzufangen‹ abzugeben. Nun, ich werde ihn mit Paradoxien programmieren, mit denen er sich herumschlagen muß. Macht man das mit einem Computer, kommt es schließlich zum Kurzschluß, wenn er nicht zum Selbstabschalten programmiert ist.«
    »Ich verstehe«, sagte der General. »Aber woher wissen Sie, welche Paradoxien Sie ihm aufgeben müssen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen?«
    »Das Tonband, das Rydra mir schickte, enthält die Grundzüge der Grammatik und ein Vokabular von Babel 17. Faszinierend. Es ist die analytisch exakteste Sprache, die man sich vorstellen kann. Und das ist so, weil alles flexibel ist und viele Begriffe mit den gleichen Wörtern ausgedrückt werden können. Dies bedeutet, daß die Zahl der möglichen Paradoxien enorm ist. Wenn man einen Geist, der auf Babel 17 beschränkt ist, systematisch mit diesen Paradoxien einkreist, wird er mit Panik reagieren, zusammenbrechen oder …«
    »Auf die andere Seite des Gehirns flüchten. Ich sehe. Nun, fangen Sie an.«
    »Das habe ich bereits vor zwei Minuten getan.«
    Der General beugte sich vorwärts und musterte den Schlächter. »Ich sehe nichts.«
    »Es dauert eine Weile, bis wir eine Reaktion sehen«, sagte Dr. Tumwarba. »Das paradoxe System, das ich mir ausgedacht habe, muß sich durch den ganzen bewußten Teil seines Gehirns arbeiten. Da gibt es eine Menge Synapsen, die ein- und ausgeschaltet werden müssen.«
    Minuten vergingen.
    Plötzlich entblößten die Lippen des muskelharten Gesichts die Zähne, die Augen wurden zusammengekniffen, die Züge verzerrten sich zu einer schmerzlichen Grimasse.
    »Es geht los«, sagte Dr. Tumwarba.
    »Aber was ist mit Miß Wong?«
    Rydras Gesicht verzerrte sich in ähnlicher Art und Weise.
    »Ich hatte gehofft, daß dies nicht geschehen würde«, sagte Tumwarba seufzend, »aber ich hatte damit gerechnet. Sie sind in telepathischer Vereinigung.«
    Rydra wand sich in den Fesseln, die ihr
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