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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17
Autoren: Samuel R. Delany
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verantwortlich, was mit Kapitän Wong und dem Schlächter passiert ist.«
    »Wie versuchte er das Schiff zu zerstören?« fragte Tumwarba.
    Brass erzählte ihm von den zerbrochenen Schaltungen und dem falschen Startbefehl. »Hätte Tarik uns nicht herausgeangelt und an Bord genommen, wären wir mitten in der Cygnus-Nova in die normale Raumzeit wiedereingetreten.«
    Dr. Tumwarba schaute in die Runde. »Einer von Ihnen ist also ein Spion.«
    »Es könnte einer der Jungen gewesen sein«, sagte der Steward. »Es muß nicht jemand an diesem Tisch sein.«
    »Dann will ich mit dem Rest von Ihnen reden«, sagte Tumwarba. »General Forester und seine Leute konnten nichts aus Ihnen herauskriegen. Rydra braucht Hilfe. So einfach ist es.«
    »Das sagen Sie jetzt schon das dritte Mal, Doc«, sagte Ron höhnisch. »Was wollen Sie eigentlich wissen?«
    »Sie könnten mir alles über den Schlächter erzählen, was Sie wissen.«
    »Über den Schlächter?« sagte Brass. Alle blickten überrascht. »Wir wissen überhaupt nichts von ihm, außer daß er und Miß Wong zuletzt ein Verhältnis miteinander hatten.«
    »Sie waren drei Wochen lang mit ihm an Bord eines Schiffes. Erzählen Sie mir alles, was Ihnen an ihm auffiel.«
    Sie sahen einander an, verdutzt und fragend.
    »Nun«, sagte Calli, »er hat die Sträflingsmarkierung von Titin am Arm.«
    Tumwarba nickte. »Aber gibt es noch etwas, das vielleicht anzeigte, woher er war? Die Zeit bis etwa fünf Jahre vor Titin ist einigermaßen klar. Was davor war, weiß niemand, und das Problem ist, daß der Schlächter es selbst auch nicht weiß.«
    Sie schauten noch verdutzter drein. Dann sagte Brass: »Die Sprache, vielleicht. Wir haben ihm nichts angemerkt, aber Kapitän Wong erzählte mir einmal, er habe früher eine Sprache gesprochen, in der es kein Wort für ›ich‹ gab.«
    »Das ist etwas«, sagte Tumwarba, »womit sich möglicherweise was anfangen läßt.«

 
7.
     
    »Soll ich darüber glücklich sein?« fragte Dr. Tumwarba.
    »Nun, Sie sollten interessiert und zufrieden sein«, sagte General Forester. »Was wir in der kurzen Zeit herausgebracht haben, kann sich sehen lassen.«
    »Sie haben entdeckt, daß die Sabotageakte der letzten eineinhalb Jahre, obwohl sie an verschiedenen, weit über diesen Arm der Galaxis verstreuten Orten vorkamen, ihren gemeinsamen Ausgangspunkt in der Specelli-Region hatten, weil alle betreffenden Orte von dort bequem erreichbar waren. Sie haben ferner festgestellt, daß es während der Haftzeit des Schlächters in Titin überhaupt keine Sabotageakte oder ›Unfälle‹ gab. Mit anderen Worten, der Schlächter könnte für die ganze Geschichte verantwortlich sein. Nein, ich bin ganz und gar nicht glücklich.«
    »Warum nicht?«
    »Weil er eine wichtige Person ist … wichtig für Rydra. Ich erfuhr es von der Mannschaft.«
    General Forester blickte ihn ungläubig an. »Der? Nein, alles andere, aber nicht das! Er ist der niedrigste Abschaum, den man sich vorstellen kann, nach allen Berichten ein brutaler und gewissenloser Gewaltmensch und Mörder … Ich meine, ich halte es für undenkbar, daß ein Mensch wie Rydra Wong sich einem solchen Individuum …«
    »Sie wissen nicht, was er ist. Und wenn er für die Babel-17-Anschläge verantwortlich ist, dann ist er in seiner Weise so außergewöhnlich wie Rydra. Wollen Sie mir Gelegenheit geben, eine Idee auszuprobieren, General? Ich verspreche mir davon Aufschluß über die Herkunft dieses Mannes.«
    »Bitte sehr, Doktor. Aber was wollen Sie machen?«
    Dr. Tumwarba seufzte. »Ganz einfach ist es nicht. Zuerst möchte ich Rydra, den Schlächter und uns in den tiefsten, schwerstbewachten, undurchdringlichsten und sichersten Bunker oder Kerker bringen, den Sie hier im Hauptquartier haben.«
    Der General machte ein Gesicht. »Warum diese Vorkehrungen?«
    »Wegen der bisherigen Taten dieses Burschen. Was ich vorhabe, wird ihm keine Freude machen. Ich würde einfach ruhiger sein, wenn ich ein Dutzend schwerbewaffnete Militärpolizisten hinter und fünfzig Meter gewachsenen Fels über mir wüßte.«
     
    Rydra saß auf einer Seite der Zelle, der Schlächter auf der anderen, beide an plastikbezogene Stuhlformen geschnallt, die aus Stahl und in die Wände einbetoniert waren. Dr. Tumwarba sah kopfschüttelnd den Geräten nach, die aus dem Raum gerollt wurden, dann blickte er auf den rotbraunen Fleck, der vor seinen Füßen auf dem Betonboden zu sehen war, längst getrocknet und von einer feinen Staubschicht bedeckt,
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