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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17
Autoren: Samuel R. Delany
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glaube, sie ist vorgestern eingetroffen, aber nicht mit der ›Rimbaud‹. Es war ein unmarkiertes Kampfboot. Ich erinnere mich, weil es einigen Ärger damit gab. Die Seriennummern waren überall herausgefeilt, und es bestand die Möglichkeit, daß das Boot gestohlen war.«
    »War Kapitän Wong in körperlich guter Verfassung, als sie von Bord ging?«
    »Sie hatte das Kommando anscheinend ihrem …« Die Stimme brach ab.
    »Wem? Was?«
    »Entschuldigen Sie, Sir. Diese ganze Angelegenheit unterliegt der Geheimhaltung, wie mir eben gesagt wird. Ich kann Ihnen keine weiteren Informationen geben; sie sind nur autorisierten Personen zugänglich.«
    »Ich bin Doktor Markus Tumwarba.«
    »Oh, es gibt hier eine Notiz, die Sie betrifft, Sir. Aber Sie stehen nicht auf der Liste der autorisierten Personen.«
    »Und welchen Inhalt hat diese Notiz?«
    »Nur, daß Sie sich direkt an General Forester wenden möchten, wenn Sie Informationen wünschen.«
     
    Eine Stunde später trat er in General Foresters Büro. »Also, General, was ist mit Rydra?«
    »Wo ist das Tonband?«
    »Wenn Rydra es mir zukommen lassen wollte, hatte sie gute Gründe dafür. Hätte sie gewollt, daß Sie es erhalten, so hätte sie es Ihnen gegeben. Glauben Sie mir, Sie werden nicht an das Tonband herankommen, es sei denn, ich gebe es Ihnen.«
    »Ich hatte mehr Kooperationsbereitschaft erwartet, Doktor.«
    »Ich kooperiere, General. Ich bin hier. Aber Sie wollen etwas von mir, und solange ich nicht genau weiß, was vorgeht, kann ich nichts tun.«
    »Das ist eine sehr unmilitärische Einstellung«, sagte General Forester stirnrunzelnd. »Es fällt einem nicht immer leicht, sich damit abzufinden, aber der Umgang mit Zivilisten zwingt zu Konzessionen.« Der General stand auf, zog seine grüne Uniform zurecht und kam langsam um den Schreibtisch. »Wissen Sie, Doktor«, sagte er lächelnd, »mit Miß Wong war es ganz ähnlich. Als ich das erste Mal mit ihr über Babel 17 sprach, dachte ich, ich könnte ihr einfach die Transkription geben, und sie würde mir nach angemessener Zeit den englischen Text dazuliefern. Aber nein, sie wollte zuerst alles mögliche von mir wissen.«
    »Ist sie gesund und wohlauf, General Forester? Hat dies irgendwelche medizinischen Aspekte?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte der General. »Im Nebenraum hier sind eine Frau und ein Mann. Ich kann Ihnen nicht sagen, ob die Frau Rydra Wong ist oder nicht. Ganz gewiß ist es nicht dieselbe Frau, mit der ich an jenem Abend auf der Erde über Babel 17 sprach.«
    Tumwarba war schon bei der Tür und stieß sie auf.
    Ein Mann und eine Frau blickten auf. Der Mann war groß und von athletischer Massigkeit, blond und ein Sträfling, wie der Psychiater an der Armmarkierung sah. Die Frau …
    Er stemmte beide Fäuste in die Hüften. »Nun, was soll ich dazu sagen?«
    Sie sagte: »Kein Verstehen.«
    Er begann in einem Ton, der ihr vertraut sein mußte, weil er väterlich-freundlichen Tadel auszudrücken pflegte: »Wenn dies ein Scherz sein soll, Rydra, dann werde ich dir wirklich noch den Hintern versohlen müssen!« Er endete in dem Tonfall für Fremde, für Vertreter und Fehlverbindungen: »Wenn du nicht Rydra bist, wer bist du?«
    Sie sagte: »Kein Verstehen der Frage. General Forester, ist dieser Mann Doktor Markus Tumwarba?«
    »Ja, er ist es.«
    »Ich nehme an«, sagte Tumwarba hilflos, »Sie haben Fingerabdrücke und sonstige Identifikationsmerkmale überprüfen lassen?«
    »Das ist Rydra Wongs Körper, Doktor.«
    »Hmm. Hypnose, experimentelle Einprägung, Verpflanzung von Gehirnpartien – wissen Sie irgendeine andere Methode, um einen Geist in einen anderen Kopf zu bringen?«
    »Verschiedene, aber keine läßt sich hier nachweisen«, antwortete der General. »Ich werde jetzt hinausgehen und in meinem Büro warten. Ich vermute, sie möchte allein mit Ihnen sprechen.« Er ging und schloß die Tür.
    »Ich bin ziemlich sicher, wer du nicht bist«, sagte Dr. Tumwarba nach einem Moment.
    Die Frau zwinkerte ein wenig und sagte: »Botschaft von Rydra Wong, mündlich übermittelt, ohne Verstehen der Bedeutung.« Plötzlich nahm ihr Gesicht die gewohnte Lebendigkeit an, ihre Hände erfaßten einander, und sie beugte sich ein wenig vorwärts. »Mocky, bin ich froh, daß du gekommen bist! Ich kann dies nicht lange aushalten, also will ich es kurz machen. Babel 17 ist mehr oder weniger wie Einaus, Algol oder Fortran. Ich bin doch echt telepathisch, aber ich habe erst jetzt gelernt, es zu beherrschen. Ich …
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