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Babel 17

Babel 17

Titel: Babel 17
Autoren: Samuel R. Delany
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wirklich Destruktives zu tun.«
    »Und was soll ich mit den schizioden Spionen machen, die jeder von Ihnen in seinem Kopf beherbergt?« fragte der General. »Sie lobotomieren lassen?«
    »Reparieren Sie einen Computer, indem Sie die Hälfte der Verdrahtungen heraushacken?« fragte Rydra zurück. »Nein, Sie berichtigen das Programm, bringen die fehlenden Elemente hinein und beseitigen die Unklarheiten und Doppeldeutigkeiten, die zur Fehlfunktion geführt haben.«
    Der General stand auf und blickte stirnrunzelnd von einem zum anderen. »Das klingt nicht schlecht, doch so einfach ist es nicht. Einstweilen bleiben Sie ein Sicherheitsrisiko. Tumwarba, wo ist dieses Tonband?«
    »Hier in meiner Tasche, wo es die ganze Zeit gewesen ist«, sagte Dr. Tumwarba und nahm die Spule heraus. Der General streckte die Hand aus, und der andere gab ihm das Band. »Ich werde dies sofort zur Dechiffrierabteilung bringen, dann werden wir ein paar psychiatrische Spezialisten beiziehen und von vorn anfangen«, erklärte der General, unterwegs zur Tür. »Solange kein positives Gutachten unserer Spezialisten vorliegt, muß ich Sie inhaftieren.« Er ging, und die drei schauten einander an.

 
8.
     
    »… Ja, natürlich hätte ich mir denken sollen, daß jemand, der aus Titin entkommen konnte, auch aus meinem unverschlossenen Büro entweichen kann … Das hat nichts mit Leichtsinn zu tun, sondern nur damit, daß ich Miß Wong und diesem Doktor Tumwarba vertraute … Nein, selbstverständlich rechnete ich keinen Augenblick mit der Möglichkeit, daß sie ein Schiff stehlen würden, noch dazu eins von unseren Schlachtschiffen. Aber sie hinterließen eine … Nein, sie werden uns nicht angreifen … Ich bin davon überzeugt, weil sie eine Botschaft zurückließen … Ja, eine Botschaft, hier auf meinem Schreibtisch … Nun, selbstverständlich werde ich Sie Ihnen vorlesen. Genau das versuche ich seit bald zehn Minuten zu tun …«

 
9.
     
    Rydra betrat die weiträumige Brücke des Schlachtschiffs »Chronos«. Als sie neben ihn kam, wandte der Schlächter seinen Kopf. »Wie sieht es aus?«
    »Die Leute sind ein bißchen verwirrt und überfordert. Dies ist ziemlich viel Schiff für uns.«
    »Sie werden sich daran gewöhnen«, meinte er. »Wir brauchen nur bis in die Specelli-Region. Dort werden wir das Schiff Tarik und seinen Leuten geben, und die Mannschaft kann sich ausruhen. Was, meinst du, wird der General zu deiner Botschaft sagen?«
    »Unwichtig«, antwortete sie. »Die Geschichte wird ihre Runde durch Generalstab und Regierung machen, und sie werden darüber nachgrübeln und die Möglichkeiten durchdenken, was eine gute Sache ist. Und wir werden Babel 17 verbessern – vielleicht sollten wir es dann Babel 18 nennen –, bis es als ein Werkzeug der Wahrheit brauchbar ist.«
    »In sechs Monaten sollte das zu machen sein«, sagte der Schlächter. »Und dann haben wir noch meine Truppe von Agenten. Sobald wir Tarik flottgemacht haben werden, müssen wir eine Botschaft auf den Schreibtisch des Invasorenkommandanten Mellow in New New York praktizieren.«
    »Dieser Krieg wird innerhalb von sechs Monaten enden«, zitierte sie. »Der beste Prosasatz, den ich je geschrieben habe. Aber nun haben wir zu tun.«
    »Wir haben die Werkzeuge für unsere Arbeit, die kein anderer hat«, sagte der Schlächter. »Und mit den richtigen Werkzeugen sollte es nicht allzu schwierig sein. Was werden wir mit unserer Freizeit anfangen?«
    »Ich werde vielleicht ein Gedicht schreiben. Aber es könnte auch eine Novelle daraus werden. Ich habe eine Menge zu sagen.«
    »Aber ich bin noch immer ein Verbrecher. Böse Taten mit guten Taten auszulöschen ist ein Trugschluß, der mehr als einmal Leute in Schwierigkeiten gebracht hat. Ich bin noch immer für viele Morde verantwortlich.«
    »Der ganze Mechanismus von Schuld und Strafe als Abschreckungsmittel ist ein genauso fragwürdiger Trugschluß. Wenn es dich stört, geh zurück und laß dich vor Gericht stellen. Dann, nachdem sie dich freigesprochen haben, kannst du in Ruhe deinen Geschäften nachgehen. Laß mich für eine Weile dein Geschäft sein.«
    »Klar. Aber wer sagt, daß ich bei dieser Gerichtsverhandlung freigesprochen werde?«
    Rydra begann zu lachen. Sie nahm seine Hände und legte ihr Gesicht gegen sie, immer noch lachend. »Weil ich deine Verteidigerin sein werde! Und auch ohne Babel 17 solltest du inzwischen wissen, daß ich mich aus allem herausreden kann.«

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