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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
Autoren: T.S. Barnstijn
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iellandes besitzt, kommt es vor Allem auf dem nötigen Kapital an. Ich hatte einiges davon angesammelt – genug für einen bescheidenen Neustart - jedoch eingebunden in Riester-, Versicherungs- und Bausparverträge. Diese wurden sukzessive alle, mit etwas Verlust,  gekündigt. Meinem Arbeitsverhältnis konnte ich nach meinem endgültigen Entschluss und im gegenseitigen Einvernehmen kurzfristig kündigen, einen möglichst billigen Flug (mit Rückflug-Option) buchen und einigen Sachen verkaufen.
    Was nimmt man mit, wenn man ans andere Ende der Welt zieht? Die Preise der Speditionen für einen alles umfassenden Umzug überstiegen den verbliebenen Wert meiner schwedischen Möbeln bei weitem. Also sollte ich nur mitnehmen, was in meinem Reisegepäck und einem 20-Kilogramm-Paket passen würde. Ein Leben, reduziert auf sechzig Kilogramm. Nicht einmal meine CD-Sammlung sollte physisch mit: sie wurde komplett als MP3 auf einer nur 200Gramm leichten Festplatte verbannt. Nach drei Monaten schrittweise und wohlbesonnener Organisation und nachdem ich noch einmal meine Zähne von meinem hervorragenden Zahnarzt durchchecken ließ, konnte ich, nun zum dritten Mal in meinem kurzen Leben, das Land wechseln. Bald würde es heißen: Goodbye Deutschland. Meine völlig problemlose Auswanderung hätte Zuschauern der gängigen TV-Shows wahrscheinlich schnell einschlafen lassen!
     
    Turn the page
    A chapter ends
    When one love dies
    Another one begins
    Like fire burning buildings down
    Like a symphony's resolving, resolving sound
     
    Wishing you well
    We say our last goodbye
    This is farewell
    So g ood luck and goodbye
     
    - Ladysmith-
    Am Morgen des ersten ganzen Tages zurück in Südafrika wurde ich bereits sehr früh vom starken Verkehr auf der nahe liegenden Hauptstraße geweckt. Auch gut so, denn ich hatte einen langen Weg eingeplant und es stellte sich heraus, dass das Auto nun spätestens mal vernünftig in Stand gesetzt werden musste. Zunächst war die Batterie, trotzdem, dass ich sie abgekoppelt hatte, wieder einmal leer wie das Hirn beim Orgasmus. Einer der beiden anderen Menschen auf dem Campsite, der sich auskannte und mir (mal wieder) Starthilfe gab, meinte, was ich mir schon gedacht hatte: eine neue musste her. Das Öl war ebenfalls fast leer und der kaputte Reifen sollte dringend geflickt werden, sonst hätte ich unterwegs, falls wieder etwas passierte, keinen Ersatz. Zwei Stunden lang verbrachte ich im Dorf also mit jenen Aufgaben und freute mich über den kompetenten und freundlichen Service allerorts. Man musste auch nicht lange suchen, bevor man die richtigen Geschäfte mit den besten Preisen und dem schnellsten Service fand. Good old RSA.
    Mit einem endlich wieder sicheren Gefühl fuhr ich los – nun Schnurstraks in südlicher Richtung. Einen von mir bislang nie gesehenen Highlight sollte in dieser Reise noch drin sein: der Abschnitt der  Drakensberge zwischen Lesotho und KwaZulu-Natal, das Dach des südlichen Afrikas. Mit weit über dreitausend Metern Höhe sollten diese phantastischen Bergspitzen nun, mitten im Winter, ganz mit Schnee bedeckt sein und diesen Anblick wollte ich nicht verpassen. Es lag sogar auf meinem Weg, wenn ich nicht über Gauteng (Ort des Goldes - Johannesburg und Umkreis) fuhr, was ich ohnehin nicht vor hatte; ich konnte den Moloch eines Ballungsraumes noch nie ausstehen.
    Über Kaapmuiden, Barberton und Carolina ging es daher vom Lowfeld (Tiefland) auf dem Highfeld (Hochland), über dem steilen Escarpment (Plateaurand), der sich vom Tzaneen im Norden bis Kokstad im Süden des Landes auf weit über tausend Kilometer erstreckt. Im fast immer subtropischen Lowfeld wurden auf großen Flächen in den Tälern noch Tomaten, Mangos, Macadamias und sehr viele Papaya angebaut. Die steile Passstraße führte mich in  eine schon sehr hoch gelegene und bewaldete Bergregion, wo das Holz der Eukalypten eines der wertvollen Schätze der Provinz Mpumalanga (Land der aufgehenden Sonne) darstellt. Auch der Kohlebau wird hier im großen Stil betrieben und wenn man ein wenig Pech (oder Glück, wie man es nimmt) hat, steht man schon mal an einen Bahnübergang wo gerade ein Zug von mehreren Kilometern Länge, voll mit Steinkohle beladen, behäbig vorüberrollt. Ich verpasste den Zug an diesen Tag nur knapp. Auf riesigen LKW wurde der Rohstoff indes ebenfalls transportiert, sowie großer Maschinenteile auf anormalen Transportern. Das Vorankommen war daher also streckenweise nicht ganz so einfach.
     

     
    Ließ
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