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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
Autoren: T.S. Barnstijn
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der Familie und Freunden anhörte und aufbrach, musste ich mich bis zum Mittag mit dem Einkauf der nötigsten Lebensmittel und übrigen Gebrauchsgegenstände beschäftigen. Ohnehin: was würde ich alles brauchen und was sollte ich mir täglich kochen? Fürs Essen gehen war kein Platz im Budget. Die Zeit würde es mir zeigen. Auf etwas umständlichen Wegen begab  ich mich dann zur Lagune Saldanhas und Langebaans, wo ich nach guten dreihundert Kilometer zum ersten Mal ausspannen sollte. Ich war global noch genauso weit weg von Kapstadt als zum Tagesbeginn: nur zirka 100 Kilometer!
    Kurz nach Sonnuntergang, als ich mein spärliches Zelt aufgestellt hatte und zum ersten Mal einen Kaffee auf einem Gasbrenner bereitet hatte (lecker instant!), schaute ich auf die großen Schiffe im Hafen von Saldanha: meist Erz-, Öl- und Containerschiffe, dessen Lichter bereits orange schienen und die sicher ab morgen wieder in aller Welt hinausfahren werden.
    * * *
    Einst fand ich meine Seebeinen auf einen ähnlichen Kahn: mit anderthalb Jahren nahmen mich meine Eltern mit auf einer Reise, die mein Leben prägen sollte. Damals konnte man noch für kleines Geld als Passagier auf einem Frachtschiff die Welt umsegeln, aber wir wollten nur vom Venedig über Bombay und Colombo auf die Seychellen. In Holland und im Schwarzwald war es meinem Vater nämlich bei weitem zu kalt und ungemütlich! Er wuchs auf im tropischen Indonesien: Im Krieg entkamen er und seiner Familie dadurch den Holocaust, obgleich auch knapp den Tod, da die Japaner alle Kolonisten für 3 Jahren ins Konzentrations- und/oder Arbeitslager steckten. Nach der Unabhängigkeit waren Europäer dann ohnehin nicht mehr willkommen. Er lernte nach weiten Reisen meine Mutter, ein damals 17-Jähriges deutsches Mädchen mit holländischer Adoptivmutter, in Amsterdam kennen und hockte anderthalb Jahren lang, während ich zur Welt kam, auf einem miserabel beheizten Bauernhaus nähe Freiburg. Nein, so konnte es nicht weiter gehen, man hatte Fernweh nach wärmeren Gegenden und so stachen wir ins Meer.
    Die Seychellen waren alles, was  man sich so drunter vorstellt, nur war kein vernünftiger Arbeitgeber in Sicht. Wir wohnten großenteils im Freien, bedienten uns vom Meer und Kokosnüssen, backten Brot in einem selbstgebauten Lehmofen und fühlten uns ein wenig wie die Robinsons. Ich erinnere mich noch vage daran, dass meine Eltern mich beim Schwimmen im klaren warmen Wasser unter Palmen davor warnten, ja nicht auf die Seeigel zu treten. Und dass ich zum 2. Geburtstag von allen Dingen eine kleine blaue Gießkanne bekam. Wir hielten es letztendlich nur 9 Monate aus, bis dahin war für mich auch schon ein Schwesterchen unterwegs.
    „…das erinnert mich an meiner Zeit am Limpopo, da musste ich mein eigenes Haus bauen / war mein Bakkie einmal hoffnungslos im Schlamm versunken / waren die Gottesanbeter so groß wie Ratten…“, und vielem mehr würde mein Vater auch heute noch in etwa zum Gespräch beitragen, wenn es um das wilde Frontierleben in Afrika geht.  Nachdem er im wahrsten Sinne als Steuermann auf Frachtschiffen die Welt bereist hatte und es seine gleichzeitige erste Ehe (wohl aus dem Grund) nicht mehr gab, landete er Anfang der 70’er im hohen Norden Südafrikas und versuchte sich mit Erfolg als Farm-Manager. Die Arbeitserlaubnis war 1980 noch gültig und so kamen wir hierher.
    In Franschhoek, das einst beschauliche und immer noch sehr schöne Weinbaudorf der Französischen Hugenotten am Kap, heuerte mein Vater erneut als Farm-Manager an und lebten wir in ein kleines schnuckliges Haus umgeben von Obsthainen, Blumenbeete, Eichen und Trauerweiden. Unter jenen Bäumen verbrachte ich meine schönsten Stunden und allein der Duft dieser Gegend ruft so viele schöne Erinnerungen in mich wach, dass ich letztendlich nicht anders konnte als wieder ganz in der Nähe zu landen.
    Das heutige Franschhoek ist geprägt von anmutigen Weingütern mit wohlklingenden französischen Namen, doch vor allem vom Tourismus: die Hauptstraße ist voller Restaurants, Cafés und teuren Boutiquen. Die Seitenstraßen sind asphaltiert und Häuser wurden auf jedem freien Winkel errichtet. Als ich zum Kindergarten ging, war dies noch ein Raum neben der Tankstelle, wo sich meine Mutter eines Tages zur Tod erschrak weil man gerade eine (für mich dreifach) riesige Grube für einen neuen Benzintank aushob. Dorthin und zur ersten Schulklasse durfte ich allein auf dem Fahrrad auf nicht geteerten Straßen fahren und
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