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AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK

Titel: AVOCADO ZUM FRÜHSTÜCK
Autoren: T.S. Barnstijn
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giftig!! – überrascht, dass ich bald 10 Meter weit sprang und platt auf dem Arsch im Staub landete.  Nochmal davongekommen, und was Schlangen angeht, hatte ich toi, toi, toi bisher immer Glück. Meist wird man jedoch nicht, wie ich damals, gleich attackiert sondern sieht höchstens den Schwanz des Tieres bevor es schnellstens verschwindet. Einige Male machte ich mir fast in die Hose, wenn einer der Brahman-Ochsen sich vor mir auftat. Diese prächtigen, grauweißen Biester maßen gute 2 Meter bis zum Fettspeicher am Nacken, konnten den Erzählungen nach über genauso hohe Zäune springen wenn wütend und waren allzu leicht anzustacheln. Sie sahen schon rot wenn weit und breit kein rot in Sicht war (denn wir durften keine roten Kleider tragen!). Dann waren da die Chimara-Bäume, eine Art subtropischer Kiefer, die im Wind ein so traurig-schauriges Geheul von sich gaben, dass ich immer so schnell wie möglich den Sandweg wo sie standen entlangeilte.
    Ich war normalerweise kein ängstliches Kind: wegen meiner roten Haare musste ich schon früh lernen, mich zu behaupten oder zu wehren. Von kleinst an hatte ich daher ein großes Maul und konnte, wenn nötig, die widerlichsten Schimpfworte von mir geben damit mein Gegenüber vor Ehrfurcht, Neid und Bewunderung die Klappe halten sollte. Oder so. Bloß sich nicht schlagen, davor hatte ich sogar Angst!
    Die Afrikaner können generell ein faules Mundwerk haben wenn sie unter sich sind und da ich in rein Afrikaans sprechenden Schulen ging, entwickelte ich mich nicht anders. Nachdem ich im Kindergarten am ersten Tag nicht mal wusste, was „Maatjies “: ihr Freundchen, bedeuten sollte, wurde ich schnell vom heimischen Niederländisch auf Afrikaans umprogrammiert und lernte dazu alles das, was meine Eltern mir eigentlich nicht beibringen wollten. Wenn Afrikaner, zumal auch kleine Kinder, dem was sie sagen also Nachdruck geben möchten, kann schon mal jeder Satz mit ein Schimpfwort anfangen, enden und so weiter. Sogar meine Lehrerin der ersten Klasse tat dies ohne Scham und gab sogar mit dem Bambusstock Nachdruck dazu.
    Afrikaans hat ohnehin die doppelte Verneinung: aus „moenie vir my lieg nie“ : lüge mich nicht an kann schnall mal „jisses, moenie vir my so fokken lieg nie, jou bliksem!“ werden. Zwei lustige Sätze, auch später, waren für mich „jisses, moenie die Here se naam so misbruik nie!“ oder „fokkit, hoekom flippen vloek jy so, dammit!“ . Damit nimmt man sich selbst gerne mal auf dem Korn, wenn man merkt dass mal wieder keinen vernünftigen Satz dem eigenen Mund und denen der Freunde verlässt. Ansonsten ist Afrikaans eine sehr melodische, ja sogar etwas naiv anmutende Sprache und ich spreche es noch heute fließend und sehr gern.
    Als ich einmal in einem zarten Alter in der Schule unschuldiger weise zum Besten gab, das Schimpfwort „jisses“   hätte mir die Mutter einer Freundin beigebracht – unbeabsichtigt natürlich – war aber auch der Teufel los! Meine Mutter, die nie ein unartiges Wort sagen würde, musste mich mit Tränen in den Augen abholen und danach zum Schulpsychiater schicken. Dadurch, dass sich aus den Rorschach-Bildern, IQ-Tests und so weiter für mich ein gutes Bild ergab, entschließ man sich mich forthin zu fördern statt in einer Klapsmühle zu stecken. Puh. Ich wusste bis zum 12. Lebensjahr nicht, dass ich leicht überdurchschnittlich begabt sein sollte. Ich fragte mich nur immer weshalb die anderen Kinder sich immerzu so schwer taten, und fing wohl aus lauter Langeweile an zu schimpfen. Die Angewohnheit kostete mir viele rote Striemen auf dem Arsch denn bis 1994 wurde das Schlagen von Schulkindern hier allgemein praktiziert und mit Stolz von den Opfern ertragen.
    Das Paradies Fleur-de-Lys bekam Mitte der 80’er auch schon so seine Löcher. Ein Farm-Manager war nicht mehr vonnöten und so versuchte mein Vater sein Glück als Maler. Er war erstaunlich talentiert, produzierte bald hunderte Bilder der afrikanischen Savanne und Tierwelt, aber seinen fotogetreuen Stil passte nicht in den Zeitgeist und so verkaufte er nur wenige Exemplare, etwa an japanische Touristen. Es war Zeit für meine Mutter um dazu zu verdienen. Das hiesige Umweltamt „Fauna en Flora“ hatte eine Einstiegsstelle und so waren wir Kinder zum ersten Mal allein zuhause! Noch einen Sprung von circa 10 Meter ergab sich für mich, als ich auf mich allein gestellt mit einigen Elektrogeräten herumhantierte und dabei versehentlich die Finger an beiden Kontakten
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