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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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und hol mir zu trinken!«
    Ein leiser Nachhall schwang in seiner Stimme und zu seiner Überraschung erhob sich der junge Mann und verschwand im Kreuzgang. Vater Dermot nickte aufmunternd und Donovan fühlte sich ein wenig besser, bis Quentin zurückkam:
    »I bin gekommen, um zu lernen, net um für den jungen Herrn den Laufbursch'n zu machen!«
    Ärgerlich setzte er sich und Donovan biss sich auf die Lippen. Die Vorstellung ging weiter, doch er hörte nur mit halbem Ohr zu.
    Das hätte er nicht sagen müssen, der Köhler. Immerhin hat er mir gehorcht und Ava hat es gesehen. Ihre Augen – ein Gedicht werde ich darauf machen! Perlgraue Dämmerung und Frühlingsregen – ich wünschte, ich hätte Marmelins Wortgewalt, ich wünschte, ich wäre ein Sänger wie er. Das andere, was der Vater will, ,Herr von Dea', – es klingt gut, aber mir graut davor – ob sie sich auch vor der Herrschaft fürchtet? Sie könnte nicht Fürstin eines anderen Reiches werden, oder doch? So lieblich ist sie – was starrt er mich so an, der widerliche Kerl und was redet er da? Was sagt er denn da?
    »Was sagt er denn da? Ja, was sagt er denn da?«, klang es höhnisch zurück.
    Ein Echo , dachte Donovan, ein boshaftes Echo ... Als er verstand, wäre er vor Scham am liebsten im Boden versunken. Er liest meine Gedanken.
    »Er liest meine Gedanken, er weiß, was ich denke«, winselte Jermyn, dann wurde seine Stimme hart. »Endlich hat er's gemerkt, meine Fresse, was für ein Depp!«
    Boshaft musterte er die Versammlung, die in peinliches Schweigen verfallen war. Donovans Wangen brannten. Jermyns harsche Stimme klang in seinen Ohren fort, lähmte seine Glieder. Er fand nicht einmal die Kraft, aufzuspringen und fortzulaufen. Hilfesuchend irrte sein Blick zu Vater Dermot, aber bevor der Lehrer etwas sagen konnte, stand Ava auf. Sie legte den Kopf in den Nacken und sah in die Wolken. Trotz des fortgeschrittenen Herbstes war die Luft mild, doch der trübe Himmel versprach Regen. Langsam hob sie die Hand, während die anderen sie anstarrten. Jermyns hämisches Grinsen vertiefte sich.
    Bewegung kam in die dunkle Wolkenmasse, ein grauer Schwaden senkte sich herab und Quentin gab einen Laut der Überraschung von sich. Der Wolkenschleier folgte Avas Hand, bis er gerade über dem Rothaarigen schwebte. Ihr Arm fiel herab. Als hätten sich Schleusentore geöffnet, ergoss sich ein heftiger Regenschauer über Jermyn und durchnässte ihn so gründlich, dass ihm der Kittel am Leibe klebte.
    Fluchend sprang er auf und rannte auf den Kreuzgang zu. Noch ehe er ihn erreicht hatte, versiegte der Regen ebenso plötzlich wie er begonnen hatte. Jermyn drehte sich um. Wasser rann ihm aus Kleidern und Haaren, alle anderen waren trocken geblieben. Sie sahen zu ihm herüber, kicherten und tuschelten. Drohend trat er auf Ava zu.
    »Oi du, das machste nich noch mal, du kleine Schlampe.«
    Nicht im mindesten beeindruckt, lächelte sie ihn an, machte einen kleinen Knicks und sagte liebenswürdig:
    »Verzeih, ich dachte, ich sei schon an der Reihe.«
    Sie standen sich gegenüber, der Junge wütend und tropfnass, das Mädchen sichtlich zufrieden mit sich. Vater Dermot hob Frieden stiftend die Hände.
    »Ihr seht, wir haben alle viel zu lernen: Selbstvertrauen, Sternenkunde, Beherrschung und Geduld. Nun geht und versucht, miteinander auszukommen.«
     
    In trockenen Kleidern betrat Jermyn Vater Dermots Arbeitszimmer. Der Gedankenmeister nickte ihm freundlich zu und deutete auf den Stuhl. Wie immer setzte Jermyn sich nur auf die äußerste Kante, bereit, trotzig aus dem Zimmer zu stürzen, sobald man ihn ließ.
    »Nun, was hast du dir bei dieser Vorstellung gedacht? Warum hast du Donovan bloßgestellt?« Vater Dermot sprach nicht vorwurfsvoll, er schien es nur wissen zu wollen.
    Jermyn antwortete sofort: »Er is 'n Depp, Ihr habt's doch gesehn. Weil sein Alter Patriarch is, denkt der, er is was Besseres. Gedichte macht er un klimpert auf seine Fiedel oder was es is«, er spreizte sich geziert. »Dabei isser nix als 'n blöder Versager«, die schwarzen Brauen sträubten sich, »nich mal reiten kann er, die Viecher werfen ihn ab. Un der will die Stadt regiern – pah, der taugt nich so viel!«
    Er tat so, als spucke er auf den Boden – Vater Dermot hatte es in den letzten Wochen so weit gebracht, dass er es bei der bloßen Geste bewenden ließ. Mit zur Seite geneigtem Kopf sah der Meister ihn an, wie ein neugieriger Vogel.
    »Hattest du Ärger wegen ihm?«, fragte er sanft.
    Jermyn
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