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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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ungerührt:
    »Eine Nasenspülung mit Salzwasser wirkt da oft Wunder, mein Sohn. Nun also, der Orden der Grauen Brüder – gegründet wurde er in den unruhigen Zeiten, nach dem Sturz des Alten Kaiserreiches, von Männern, die ihr Wissen und ihre Fähigkeiten in den Dienst der leidenden Menschen stellten. Das Haus der Weisen ist unser Stammsitz, über die Jahre gewachsen wie ein Bienenstock. Ihr seht die Türme«, er wies zu einem viereckigen Gebäude, das über das Dach des Kreuzganges ragte, »damals brauchte man sie, Schutz- und Wachtürme. Heute benutzen wir nur noch einen für die Betrachtung der Gestirne. Es ist gefährlich, allzu lange von oben auf die Welt herunterzublicken, besonders für die Weisen. Dieser dort ist übrigens baufällig und darf nicht mehr betreten werden.«
    Der Vater sprach weiter, aber Donovans Gedanken schweiften ab.
    Auch in Dea gab es hohe Türme. Der Turm des Rates – er schauderte. Eine dreijährige Frist, hatte der Vater gesagt. Das feiste Gesicht war rot angelaufen dabei, der alte Mann verlor die Geduld mit seinem Sohn.
    Donovan bangte vor diesen drei Jahren. Schon die ungewohnte, einfache Tracht störte ihn. Immerhin hatten sie ihnen nicht die Haare geschoren, wie es bei den Brüdern üblich war. Außer diesem Straßenjungen, – dessen Schädel bedeckten jetzt kurze, rote Stoppeln. Sein Haar musste von Dreck und Ungeziefer gestrotzt haben. Warum nahmen die Brüder so einen auf? Er war übelster Abschaum. Jermyn sah zu ihm hinüber und fletschte die Zähne. Hastig wandte Donovan seine Aufmerksamkeit Vater Dermot zu.
    »Wer sich den strengen Regeln nicht beugen will, bekommt den Status eines Laienbruders. Er darf in die Welt zurückkehren, wenn er einen Eid leistet, seine Kenntnisse nicht zum Bösen einzusetzen. Keinem ist es gestattet, sein ganzes Leben im Haus der Weisen zu verbringen. Manche der Grauen Brüder kehren nach langen Jahren der Arbeit hierher zurück, um die Nachfolgenden zu unterrichten. Jeder von ihnen sucht die Einsamkeit der Berge und trachtet durch Versenkung in die Erscheinungen der Welt und in sein eigenes Wesen die ewigen Kräfte hinter dem Vergänglichen zu erkennen. Wem diese Gnade zuteil wird, der wird ein Vater.
    Wir, die Väter, tragen den Geist des Ordens in uns und halten das Werk der Gründer lebendig. Unsere Lebensspanne übertrifft die anderer Menschen um viele Jahre und es steht in unserer Macht, den Zeitpunkt unseres Todes selbst zu wählen. Beneidet uns nicht darum, diese Gabe verlangt die größte Seelenstärke. Hin und wieder gehen wir auf Wanderschaft und suchen Menschen, die mit besonderen Kräften beschenkt sind. Nicht immer werden sie segensreich eingesetzt.«
    Donovan blinzelte zu Ava hinüber, die mit hochgezogenen Beinen auf der Steinbank saß. Im vorigen Jahr war er während einer Lehrreise durch die nördlichen Gebirge Gast in Tillholde gewesen. Sie hatten sich gut verstanden, vor ihrer kindlichen Unbefangenheit hatte er die zwanghafte Schüchternheit verloren, die ihn sonst plagte. Als er hörte, dass auch sie hier war, hatte er sich gefreut.
    Aber sie hatte sich verändert und er fühlte sich beklommener denn je. Trotzdem suchte er ihre Nähe. Er hatte diesen Platz gewählt, damit er sie ansehen konnte. Sie war gewachsen und ihr Gesicht ... Die geschwungene Linie von den hohen Wangenknochen zu dem festen Kinn – er hatte damals nicht gesehen, wie schön diese Linie war, die dunklen, langgezogenen Brauen, wie ein zarter Pinselstrich ...
    Ein Stechen in der Schläfe ließ ihn aufblicken. Jermyns unverschämte, schwarze Augen waren auf ihn gerichtet und als er Donovans Blick auffing, flatterte er, süßlich lächelnd, mit den Lidern. Der junge Edelmann errötete und drehte ihm den Rücken zu.
    »Drei Jahre werdet ihr in unserer Obhut leben«, brach Vater Dermots Stimme in seine Gedanken, »und dann in die Welt zurückkehren. Dort wird sich zeigen, ob ihr unsere Lehren angenommen habt und euch der Auszeichnung durch die Hohen Mächte würdig erweist oder ob ihr dem Schicksal aller für zu leicht Befundenen anheim fallt.«
    Der Vater schwieg und Donovan wand sich unbehaglich. Die letzten Worte konnten nur ihm gegolten haben. Zu seinem Schrecken blickte ihn der Lehrer freundlich an.
    »Donovan, wollt Ihr den Anfang machen und zeigen, was Ihr erstrebt? Nur keine Furcht.«
    Donovan holte tief Luft. Du bist der künftige Herr von Dea, alleiniger Herrscher über die größte Stadt der Welt. »Du«, er deutete auf den Bauern Quentin, »geh
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