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AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian – Erstes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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presste die Lippen fest aufeinander, aber unter Vater Dermots forschendem Blick antwortete er mürrisch:
    »Der Alte hat mich auf der Straße durchprügeln lassen.«
    »Und Donovan war dabei?«
    Das zornige Aufblitzen der schwarzen Augen sagte genug.
    »Und natürlich ganz zu Unrecht, nicht wahr?«
    Der Junge grinste. »War doch nich meine Schuld, dass es auf einmal faule Eier und gammeliges Gemüse regnete und sein Pferd ihn in'n Dreck geschmissen hat.«
    Vater Dermot schwieg einen Moment, die Hände vor den Lippen gefaltet. »Donovan ist hier«, begann er endlich, »damit wir ihn lehren, eine große Stadt wie Dea zu regieren. Aber um ihn geht es gar nicht. Es geht um dich, Jermyn. Du sollst lernen, deine Gaben richtig zu schulen und zu nutzen. Dazu gehört nicht, andere Leute bloßzustellen. Du schaffst dir durch dein Verhalten viele Feinde. Was soll das? Warum nimmst du nicht die Hilfe an, die wir dir anbieten oder willst du wirklich dein Leben lang arme Leute um ihre paar Pfennige betrügen?«
    Jermyn sprang wütend auf.
    »Verdammte Scheiße, ich wollt doch nich her kommen! Ihr habt mich gezwungen, schon vergessen? Ich verschwind gern, wenn euch an mir was nich passt. Und was wisst ihr schon von armen Leuten auf eurer feinen Burg oder vornehme Pinkel wie Donovan und dieses kleine Biest ...«
    Er wollte zur Tür hinausstürzen, aber Vater Dermot rief streng:
    »Bleib! Ich habe dich nicht entlassen!"
    Widerwillig kam der Junge zurück.
    »Vor dem kleinen Biest, wie du sie nanntest, wollte ich dich warnen. Eines Tages kommst du mit deinen Spielchen an den Falschen und das kann böse enden. Diesmal hattest du Glück und bist nur nass geworden.«
    Jermyn errötete. »Das war nur Zufall«, knurrte er.
    »Oh, nein, unterschätze Lady Ava nicht, sie ist viel mächtiger als du ahnst. Niemand weiß genau, was sie alles vermag. Auch andere Menschen besitzen große Fähigkeiten, also zügle deinen Hochmut. Geh jetzt.«
    Blass vor Zorn, drehte sich Jermyn um und verließ Türen schlagend den Raum. Vater Dermot sah ihm seufzend nach.
    Blütemond 1461 p. DC
    Es war sehr still im Haus der Weisen. Die letzen Lichter waren erloschen und in den kargen Zellen der Schüler regte sich nichts mehr. Der Frühlingsmond stand blass und kühl am Nachthimmel, vereinzelt funkelten Sterne hinter dünnen Wolkenschleiern.
    Jermyn lag wach auf seiner Pritsche, ihm war nicht wohl in seiner Haut. Selbst wenn er in den Straßen der großen Stadt gehungert und gefroren hatte, er hatte immer gewusst, woran er mit sich war, hier fühlte er sich, auch nach acht Mondläufen, unsicher wie ein Eindringling in einem fremden Revier.
    Es ging ihm gut, keine Frage, so gut wie nie zuvor in seinem Leben. Er war satt, besaß saubere Kleidung – nach dem ersten heftigen Sträuben hatte er die Sauberkeit schätzen gelernt – und er wurde geachtet. Die Väter gaben sich viel Mühe mit ihm, ja wirklich sehr viel Mühe. Vater Pindar war die Geduld selbst, aber heute war sein Langmut auf eine harte Probe gestellt worden – er hatte sich redlich daran abgearbeitet, seinen Schüler die Mantren der Selbstbeherrschung zu lehren. Jermyn grinste in die Dunkelheit, als er an die leise Verzweiflung dachte, die der alte Mann nicht ganz hatte verbergen können.
    Wie dem auch sei, er sollte sich fühlen wie ... wie die Made im Speck. Ihm ging es gut und das allein zählte! Aber nein, stattdessen verspürte er eine ständige Wut und Unzufriedenheit. Wenn er die anderen miteinander reden und lachen sah, überkam ihn eine unbändige Lust, dazwischenzufahren, ihre Heiterkeit zu zerstören und nur zu oft gab er diesem Drang nach. Meistens bekam es Donovan ab, der Trottel! Daher auch heute die Sonderunterweisung in der Kunst der Selbstbeherrschung. Unwillkürlich ballte Jermyn die Fäuste. Warum reizte ihn gerade dieser einfältige Tropf so sehr? Die Prügel von damals hatte er ihm schon lange heimgezahlt.
    Die Väter bevorzugten niemanden, sie waren Jermyn, Donovan, Quentin, Ava – nichts weiter. Er war geschickter, schneller, begabter als Donovan, es gab nichts, was der andere besser konnte, abgesehen vom Singen vielleicht und wer wollte schon Liedchen trällern wie ein Zeisig?
    Die anderen verstanden sich gut, ihm warfen sie böse Blicke zu, sobald sie ihn nur sahen. Außer Ava. Sie sprach mit ihm auf ihre unbekümmerte, gleichmütige Weise, wenn es etwas von den Vätern mitzuteilen gab. Die anderen Schüler hätten ihm keine einzige Botschaft ausgerichtet.
    Und ihre
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