Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
Vom Netzwerk:
schaffen machten. Am Tisch saß ein reichgekleideter Herr mit langen, grauen Locken und gab seine Anweisungen - Meister Violetes.
    Ninian war so überrascht, dass sie für einen Moment ihren Jammer vergaß. Sie kletterte die Leiter hinunter.
    »Was macht Ihr hier?«, fragte sie barsch, »Ihr wolltet doch nicht für Gesindel wie unseresgleichen arbeiten.« Gleichmütig sah der Meister auf.
    »Ich habe ein wenig Zeit, gerade genug, um mit dem Badehaus zu beginnen und ich kann angefangene Arbeiten nicht leiden ...«
    »Und wieso sind wir auf einmal Eurer geschätzten Aufmerksamkeit würdig?«
    Meister Violetes erhob sich und zog sein Barett.
    »Ohne Euch lägen jetzt Tausende unter den Trümmern des Zirkus. Ich kenne die Berichte in den alten Chroniken über die Zusammenbrüche dieser Bauwerke und diese Katastrophe hätte alle Unglücke in den Schatten gestellt. Euer Gefährte ist an der neuen Gladiatorenschule beteiligt, auch er hat meine Warnungen in den Wind geschlagen. Er hat seinen Irrtum gebüßt, aber zusammen habt ihr das Schlimmste verhindert und ich musste einsehen, dass ich mich in euch getäuscht habe. Eure Treppe wird fertiggestellt und ich schicke euch die Pläne für den Baderaum. Gebt mir Bescheid, wenn der junge Mann wieder genesen ist und wir die Pläne zusammen anschauen können. Gehabt Euch wohl.«
    Damit war er hinausgerauscht. Seitdem waren die Handwerker jeden Tag gekommen und die Pläne lagen unberührt auf dem niedrigen Diwantisch.
    Noch vor kurzem hätte Ninian sich über die Fortsetzung der Arbeit gefreut. Doch was bedeutete ein Baderaum, wenn Jermyn nicht da war, um ihn mit ihr zu teilen?
    Es kümmerte sie nicht, ebenso wenig wie die Neuigkeiten, die ihr die Freunde erzählten, um sie aus ihrem Unglück zu reißen.
    Der Patriarch war tot, Donovan und Duquesne hatten sich über seiner Leiche um die Nachfolge gestritten, aber der Rat hatte Donovan erwählt und Mittwinter würde er inthronisiert werden. Das Volk war unruhig, aber noch gab es keine Ausschreitungen, noch hatten sie zuviel zu reden, wenn auch Duquesne befohlen hatte, größere Menschenansammlungen auf den Plätzen aufzulösen.
    All das ließ Ninian kalt, ihr ganzes Sinnen und Trachten war auf Jermyn gerichtet.
    Sie setzte sich auf und vergrub die Hände in den verfilzten, klebrigen Haaren. Vor einer Ewigkeit hatte LaPrixa die Duftöle hineingerieben, aber Ninian hatte sich geweigert, ins Badehaus zu gehen, sie wollte Jermyn nicht verlassen. Das zerfetzte Kleid hatte sie sich vom Leib gerissen und war in die ersten besten Hosen und Kittel geschlüpft. Darin schlief und wachte sie seither und weder Kayes entsetzte Blicke noch Kamantes Naserümpfen konnten sie bewegen, sie zu wechseln.
    »Und was ist, wenn er zu sich kommt, mein Schatz?«, hatte LaPrixa gestern zornig gespottet«, »Er wird glauben, er sei in einem Ziegenstall gelandet und sich gleich wieder davon machen. Der Geruch ist ein starker Sinn, Mädchen, unterschätz ihn nicht.«
    Ninian hatte weder Lust noch Kraft gehabt, mit der Hautstecherin zu streiten, und sich einfach umgedreht. Aber am Abend hatte sie sich eine Schüssel warmes Wasser von Kamante bringen lassen und sich notdürftig gesäubert. Für die Haare hatte ihre Kraft nicht mehr gereicht.
    Der Vorhang raschelte und Kamante kam mit einem Tablett herein. Eine Platte mit frischem Gebäck stand darauf, kleingeschnittenes Obst, ein Becher Tee und Jermyns Kahwegefäß.
    »Die Treppe is bald fertig, muss ich nich mehr Leiter steign«, sie lächelte und stellte das Tablett ab. Ninian erwiderte das Lächeln nicht. Missmutig blickte sie auf das kleine Tässchen.
    »Warum machst du das immer, Kamante? Du musst es jedes Mal wegschütten.«
    »Na und? Wenn der Patron kommt, freut er sich über sein’ Kahwe un du musst essn, Patrona, Befehl von Mbwani ...«
    »Und seit wann hat LaPrixa mir was zu befehlen?«, knurrte Ninian und kletterte aus dem Bett.
    »... un Befehl von mir«, beharrte Kamante, »du musst essen, sonst reg ich mich auf und das schadet Kind. Du willst nich Kind schaden, oder?«
    Ninian schnaubte und biss lustlos in ein Stück Gebäck. Sie trank einen Schluck von dem Tee, während Kamante Kahve in das winzige Tässchen goß.
    Der wohlbekannte, bittere Duft stach Ninian in die Nase. Er brachte die Erinnerung an Jermyn so schmerzhaft mit sich, dass ihr die Tränen in die Augen schossen. Wütend fegte sie Kanne und Tasse vom Tablett. Kamante schrie auf.
    »Patrona, was tust du?«
    Das schwarze Gebräu ergoss
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher