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AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)

Titel: AvaNinian - Drittes Buch (German Edition)
Autoren: Ina Norman
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Hippolyt de Battiste im Kreise seiner adeligen Freunde über den jungen Donovan lästerte.
    Er sah aus den Augen einer Hausmutter über ihre vielköpfige Familie und rechnete sorgenvoll nach, wie das Geld reichen sollte, da der Herr und Ernährer der ganzen Schar darauf bestanden hatte, das Ersparte für diesen vermaledeiten Zirkus auszugeben.
    Er empfand mit einem hübschen Bademädchen den Abscheu für einen ungeliebten Verehrer, an den es sich wegen der unseligen Feier gehängt hatte und den es so schnell nicht wieder los wurde.
    Die Heimgesuchten aber spürten den Mitbewohner wie einen lästigen, nagenden Gedanken, den sie nicht zu fassen vermochten. Sie fühlten sich beobachtet und hatten Empfindungen, die ihnen fremd waren. Ärger und Zorn, sogar Hass und manchem schüchternen Gesellen rutschte ein scharfes Wort heraus, das seine Genossen verblüffte. In besonders intimen und verschämten Augenblicken aber sorgte die seltsame Besessenheit bei den Betroffenen für Verwirrung und Verlegenheit, gibt es doch Verrichtungen, bei denen man allein sein möchte.
    Es hatte sich herumgesprochen, wer sie aus dem Zirkus errettet hatte, und auf welche Weise. Sie waren dankbar, doch allmählich wünschten sie, wieder allein in ihrem Kopf zu sein.
    Der Dämon, der ihnen einwohnte, litt nicht weniger. Tausende von Leben teilte er und wusste, dass er in keines gehörte. Kein Leib war sein eigener, keine Geistsphäre die seine. Die Gesichter, die er durch fremde Augen sah, kannte er nicht, ebenso wenig wie den Namen des Menschen, in dem er hauste. Von sich selbst wusste er nur, dass er fremd war, verstreut auf Tausende und dass er sein eigenes Leben verloren hatte.
    Als er sich bewusst wurde, dass er in Vielen steckte und sich doch als eigenes Wesen wahrnahm, erkannte er, dass er ein starker Geist war, und verzweifelt versuchte er, zu sich selbst zu kommen. Er brauchte etwas, an das er sich halten konnte, etwas, dass nur ihm eigen war und er fand eine würgende, schmerzliche Sehnsucht, das Gefühl eines unersetzlichen Verlustes und das wütende Verlangen zurückzukehren. An diese Empfindung klammerte er sich, bis er sich aus allen fremden Köpfen wieder zu einer vollständigen Geistsphäre vereinigt hatte. Nun aber verzweifelte er erst recht.
    Vor ihm breitete sich die schwarzglänzende Ebene aus, in der die Geistsphären der Bewohner dieser Stadt wie unzählige Sterne leuchteten. In diesem Gewimmel sollte er seinen Leib finden? Gar so viel Zeit blieb ihm nicht.
    ‚Je länger du deinen Leib verlässt, desto schwerer wird es sein, in ihn zurück zu kehren.‘
    Jemand hatte das gesagt und er glaubte es.
    Er war schon so lange fort, nur dass er lebte, wusste er und dass er sich sehnte ...
    Suche, du musst suchen! Blicke durch die unzähligen Augen, bis du etwas erkennst, einen Ort, ein Gesicht ...
    Der Dämon erhob sich und nahm seine hoffnungslose Suche auf.
    5. Tag des Nebelmondes 1465 p.DC.
    »Verdammt ...« Ninian fuhr auf. Trotz ihrer verzweifelten Bemühungen wachzubleiben, war sie eingeschlafen. Wag hatte sie in den frühen Morgenstunden ablösen wollen, aber sie hatte ihn weggeschickt, überzeugt, dass nur ihre Gedanken Jermyn zurückrufen konnten.
    Jermyn ...
    Hastig beugte sie sich über die stille Gestalt neben sich. Jedes Mal hoffte sie, er möge die Augen aufschlagen und sie angrinsen. Vielleicht war es heute so weit.
    Aber die Lider in dem blassen Gesicht waren geschlossen und unter den rotgoldenen Stoppeln schienen seine Wangen noch ein bisschen mehr eingefallen. Er rührte sich nicht, als ihr Kopf auf seine Stirn sank. Sie spürte seinen warmen Atem an der Wange, aber er wachte nicht auf.
    Ninian ließ sich zurückfallen und starrte an die Decke. Heute war der siebte Tag - seit sieben Tage warteten sie, dass er in seinen Leib zurückkehrte und mit Entsetzen merkte sie, wie die Hoffnung in ihrem Herzen schwand.
    Sie hatte versprochen, ihn zurückzurufen und einen Tag und eine Nacht hatte sie kein Auge zugetan aus Angst, er könne sie nicht mehr hören, bis Kamante LaPrixa geholt hatte.
    »Wenn du so weitermachst, brichst du zusammen und schläfst zwei Tage durch«, hatte die Hautstecherin geraunzt. »Babitt und der Bulle wetzen sich unten den Hintern durch, von Wag ganz zu schweigen. Wechsle dich mit ihnen ab und schau zu, dass du etwas Schlaf kriegst!«
    Sie hatte das hohlwangige Gesicht mit den rotgeweinten Augen finster gemustert und das Zimmer schnell verlassen.
    Ninian befolgte ihren Rat, aber es fiel ihr
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