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AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating

Titel: AUTOMATENHELDEN: Ein Jahr Online-Dating
Autoren: Gill Gartenstadt
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und kommen zufällig auf den Betreiber des Café Mittelachse, unser einziger menschlicher Link bis jetzt, denn wir haben uns über eine Internetplattform verabredet. 81 Matchingpunkte verbinden uns hier. Dein Profil hatte ich am ersten Tag schon als »Favorit« mit einem * markiert. Als einziges wohlgemerkt! Als Du mich zu einer Verabredung einludst, fiel mir das auf, und ich freute mich so sehr, dass ich sofort die Bahnverbindung heraussuchte und Dir für den nächsten Tag zusagte. Weil Du die Nachricht aber erst zwei Tage später gelesen hast, haben wir das Treffen um eine Woche verschoben. Du hattest geschrieben, dass Du an mich denkst. Damit hast Du mich sehr berührt! Eine ganze lange Woche habe ich vergessen Strohhalme zu kaufen. Mehrmals täglich, beim Ausspülen der letzten beiden Halme für Leon und Flora habe ich über meine Vergesslichkeit gelächelt, wegen Dir! Willst Du mein rettender Strohhalm sein?
    In der Ausstellung hast Du mir so sehr gefallen, ich wurde ganz nervös, wenn Du um mich herum gegangen bist und mich ansahst. Du hast mir auf den Busen geschaut und ich fand das toll!
    Wir haben unsere Mäntel wieder abgeholt und sind am Rhein spazieren gegangen. Die Abendröte und das Wasser – ein so erholsamer und befreiender Anblick! Ich wollte Dich unbedingt küssen und tat es einfach. Ich bin auf Dich zugestolpert und habe Dich mit dem rechten Arm um den Hals geschnappt. Du sahst erstaunt und zugleich erfreut aus, ich wusste, Du willst es. Deine Umarmung hat mir so gut getan. Wir haben dann im Füchschen ein Alt getrunken, und ich hatte auf einmal Lust auf eine Zigarette. Das letzte Mal, als ich diese Empfindungen hatte, diese Worte gehört und gesagt habe, war ich noch Raucherin. So lange ist das her!
    Auf dem Weg zur Bahn sind wir nebeneinander die Treppe hochgegangen. Der Gleichklang unserer Schritte... mir flog die Erregung bis in den Haaransatz. Wir haben uns geküsst. Eng umschlungen da zu stehen und sich auf das Atmen zu konzentrieren – wie aus der Zeit gefallen. Deine Hände waren so weich, ich habe Deinen Daumen berührt, Du hast leise gestöhnt. Meine Hand lag auf Deinem Rücken, ich habe Dich an mich gezogen, Deine Beckenknochen genau auf meinen gespürt und Deine Bewegungen, so leicht und so sanft, ich fühle mich schwerelos, wenn ich an Dich denke, Marc.
     
    Montag, 12. Dezember 2012
    Mittag.
    Ich habe ein neues Smartphone, das ich erst mal kennenlernen muss. Ich wähle seine Nummer. Es klingelt. Und klingelt. Kein AB. Plötzlich ist die Anzeige der Telefonfunktion verschwunden, und ich kann das Klingeln nicht abstellen. Ein SUPERmodernes, multifunktionales Smartphone ohne Auflege-Funktion! Nach zwei mir endlos erscheinenden Minuten, dabei rutscht mir das Handy bei all der hektischen Wischerei auf dem Display fast aus den schweißnassen Händen, komme ich auf die Idee, das klingelnde Ding einfach auszuschalten. Ich stelle es wieder an. Es kommt ein Rückruf. Ein junger Mann, der mich siezt und fragt, ob ich ihn sprechen wolle. OH, es muss sich wohl um einen Irrtum handeln, ich hätte da bestimmt die falsche Nummer gewählt, sage ich konfus. Und es stimmt. Ich hatte mich in aller Aufregung tatsächlich vertippt!
     
    Abend.
    Ich rufe ihn vom Handy aus an. Wie ich vom Vormittag weiß: diese Nummer erscheint garantiert auf seinem Display! Er geht nicht ran. Wieder kein AB. Diesmal nicht egal. Ich schreibe eine SMS:
     
    SMS an ihn
    20:16, 12 Dez. 2011
     
    Hi Marc, magst mich zurückrufen? XXXXX-XXXX. LG, Gill
     
    SMS von ihm
    20:26, 12 Dez. 2011
     
    hallo, gerade ist es schwierig, fahre jetzt doch schon eher nach sylt..
     
    Ich sitze auf dem Sofa, SUPERempfindlich, weil ich meine Tage habe. In diesem Moment wird mir klar; der ist schwierig. Auf was Kompliziertes habe ich absolut keine Lust. Ich lege das Handy weg.
    Dann wieder das helle Ringen einer Fahrradklingel. Soweit war ich wenigstens schon, schöne Klingeltöne auszusuchen.
     
    SMS von Marc
    20:37, 12 Dez. 2011
     
    deine sms wurde gefressen, schickst du mir bitte nochmals deine nummer, auch email
     
    NEIN. Natürlich nicht! Warum will er nicht einfach mit mir sprechen? Ich hasse es, auf einen Anruf oder eine E-Mail zu warten. Noch dazu aus New York! Ich werde nie mehr mit einem mir noch Unbekannten über einen längeren Zeitraum E-Mails schreiben. Soll er sich doch über Stelldichein melden, wenn er im neuen Jahr wieder da ist. Meine Handynummer müsste er doch haben, wenn er mir eine SMS schicken kann. Warum sitze ich
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