Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Abrahams
Vom Netzwerk:
ihres roten Hemdes.
    »Hast du eine Taschenlampe?«, fragte Elaine.
    »Nein.«
    Sie langte durch das Beifahrerfenster, öffnete das Handschuhfach, nahm die Taschenlampe heraus. »Selbstverständlich hast du eine.« Sie schaltete sie ein, richtete sie auf die Mine. »Nach dir.«
    Nick stemmte die Schulter gegen die Lore. Sie bewegte sich nicht vom Fleck.
    »Himmel«, sagte Elaine.
    Das brachte ihn auf. Er schluckte es runter, es kochte hoch, verlieh ihm ein bisschen mehr Kraft. Die Lore setzte sich in Bewegung.
    Sie betraten die Mine. Nick schob die Lore, Elaine ging ein paar Schritte hinter ihm. Im Eingang, noch im Sonnenlicht, war das Werkzeug eines Bergmanns ausgestellt – Bohrer, Schaufeln, Hacken.
    »Denk nicht mal dran«, sagte Elaine.
    Der Tunnel krümmte sich nach rechts, begann sich zu verengen, wurde düsterer. Der gelbe Kreis der Taschenlampe strich über die Felswände, die hier und da von alten Balken gestützt wurden. Bald glitzerte das Licht auf einer schweren Kette, die den Durchgang versperrte und an der ein Schild hing: Ab hier Betreten verboten. Gefahr. Hinter der Kette war der Tunnel wesentlich kleiner, die Decke niedriger, die Wände rückten enger zusammen, und er begann nach unten abzufallen.
    Elaine trat vor, löste ein Ende der Kette, schleppte sie über die Schienen auf die andere Seite. In der Ferne fiel etwas von der Decke, vielleicht ein Stein, und klirrte auf die Schienen.
    »Bewegung«, kommandierte Elaine.
    Nick schob die Lore. Dank der Neigung ging es jetzt leicht. Die Luft wurde kühler, feuchter. Irgendwo in der Nähe tropfte Wasser; ein Stützbalken knarrte, als sie vorbeigingen.
    »Stopp«, befahl Elaine.
    Nick blieb stehen.
    Sie leuchtete in einen niedrigen Stollen, der in die Wand zur Linken gehauen worden war; auf dem Boden Geröllhaufen, ein abgebrochener Hackenstiel, rostiges Kochgeschirr.
    Das Licht schwenkte herum, verharrte auf seinem Gesicht.
    »Bewegung«, kommandierte Elaine.
    Nick schob die Lore. Die Decke kam noch weiter herunter, man konnte kaum noch aufrecht stehen.
    »Holla«, sagte Elaine.
    Auf den Schienen lagen Felsen.
    »Räum sie weg.«
    Nick folgte dem Licht um die Lore, räumte die Felsen beiseite. Elaine blieb ein paar Schritte hinter ihm, die Waffe in der einen, die Lampe in der anderen Hand. Alles, was er zu tun hatte, war, eins von beiden in die Finger zu bekommen. Sie gab ihm keine Chance.
    Die Neigung wurde steiler. Nick musste nicht mehr schieben, lehnte sich sogar ein wenig zurück, um die Lore zu bremsen. Von Zeit zu Zeit strich der gelbe Kreis über Mrs. Deems’ Gesicht. Ihr langer weißer Pferdeschwanz hing über den Rand der Lore, schwang hin und her.
    Sie gelangten an eine T-Kreuzung. Der kreuzende Schacht war wesentlich schmaler, bot kaum genug Platz für die Lore. Nick wartete. Elaine leuchtete nach links und rechts. Der Tunnel ging jenseits des Lichtkreises in beiden Richtungen weiter. Elaines Gedanken waren einfach zu erraten: Wenn sie die falsche Entscheidung traf, konnte Amanda sie umrunden und ungesehen verschwinden. Nick versuchte sich etwas einfallen zu lassen, um sie zu einer falschen Entscheidung zu zwingen, wozu er als Erstes feststellen musste …
    Aus dem rechten Schacht drang ein leises Knirschen, wie von einem Fuß, der auf etwas Bröckliges trat, Sandstein oder Schlacke. Elaine löschte das Licht. Totale Finsternis, vollkommen, abgesehen von einem winzigen Aufflackern, vielleicht ein brennendes Streichholz, weit hinten im rechten Schacht. Dann blitzte die Mündung des 38er kurz vor Nicks Augen auf, und ein Schuss dröhnte ohrenbetäubend. Er griff nach der Waffe, aber sie war nicht mehr da. Tief im Inneren des Berges hörte man ein Rumpeln.
    Elaine, wieder hinter ihm, schaltete die Lampe ein, gab ihm einen Stoß. »Versuch das noch einmal, und du bist tot«, sagte sie. »Auf der Stelle.«
    Das ängstigte Nick überhaupt nicht. Er legte die Hände auf die Lore. Elaine schlug die Lampe gegen seinen Hinterkopf, nicht fest, aber sie entflammte einen glutroten Schmerz direkt unter seinem Scheitel.
    »Vergiss die beschissene Lore«, zischte sie. »Mich führst du nicht an der Nase rum.«
    Sie ließen die Lore und Mrs. Deems zurück, folgten dem rechten Schacht, Nick zuerst, Elaine direkt dahinter, die ihm immer wieder in den Rücken stieß, damit er schneller ging. Nick ging nicht schneller, er wurde sogar langsamer, gab Amanda jede mögliche Chance.
    »Du machst mich rasend«, sagte Elaine, während sie ihn einmal mehr in den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher