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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Abrahams
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erstaunlich weich, drehte sich in dieser sich aufbäumenden, welligen Landschaft, schleuderte von der Fahrspur und kam endlich auf der Rückseite mehrerer großer roter Felsen einige hundert Meter weiter zum Stehen.
    Nick öffnete die Tür und stieg aus. Fiel heraus war richtiger, fiel heraus, während sich die Landschaft über ihm aufbäumte. Ein Erdbeben, vielleicht die Große Katastrophe, zehn Komma null auf der Richterskala, aber vollkommen lautlos. Nick lag auf dem Rücken, halb innerhalb, halb außerhalb des Wagens. Die einzigen Geräusche waren das Pochen seines Herzens, schnell und sehr leise, wie ein meisterhafter Trommler, der an den Becken die Spannung zum großen Finale aufbaut, und sein Atem, der langsam ging und schwer. Sein rechter Fuß, der unter dem Steuer zuckte, hätte ein Geräusch erzeugen müssen, tat es aber nicht. Irgendwie spastisch zuckte: Es brachte ihm Dinge zurück, den Parkplatz am St. Joe’s und Amanda. Sein Bein zuckte. Er sah ihr Gesicht.

    Um ihn herum grelles Licht, intensiv: im Four Aces. Lara Deems drehte sich auf dem Bett um. »Verlass mich nicht«, schrie sie. »Wag es ja nicht.«
    Die Angestellte hämmerte gegen die Wand.
    Petrov sagte: »Es ist aus.«

    Nick schlug die Augen auf. Kein grelles Licht mehr; die Sonne war am Himmel weitergezogen, und er lag im Schatten seines Autos. Er stand auf, bürstete sich den Staub ab. Seine rechte Körperhälfte war ein wenig steif, aber nicht so schlimm, wie es schon gewesen war. Nichts, was er nicht im Griff hatte.
    Kein Erdbeben, Nikolai. Du hattest einen Anfall.
    »Nur einen kleinen«, erwiderte Nick. Er setzte sich hinters Steuer, fuhr an den riesigen roten Felsen vorbei. Jussi Bjoerling sang noch immer, aber mit dem CD-Player war etwas passiert, und er spielte denselben Ton wieder und wieder.
    Fahr zum Krankenhaus.
    »Schnauze«, sagte Nick.
    Sein Vater konnte es nicht ausstehen, wenn man so mit ihm sprach, und dies war das erste Mal, dass Nick es gewagt hatte. Die Präsenz zog sich an den Rand des Verschwindens zurück. Wally Moore wäre ein guter Vater gewesen.
    Nick holperte zurück auf die Schotterpiste und fuhr nach Osten, zur Double D. In der Luft vor ihm hing Staub, als wäre vor einer Weile jemand hier entlanggefahren. Er hielt die Nadel stetig bei hundert, hatte volle Kontrolle. Nur ein kleiner Anfall, keinen zweiten Gedanken wert. Es hatte ihn kein bisschen beeinträchtigt. Wenn überhaupt, fühlte er sich körperlich stärker, und seine Erinnerung war scharf. Wally, Coach K., Donny Deems, Verbrechenstour: war alles da, echte, greifbare Erinnerungen. Außerdem gab es noch die andere Erinnerung, an Lara Deems und das Four Aces. Die war verschwommener. Lag es daran, dass sie falsch oder daran, dass sie alt war? Nick wusste es nicht. Er wusste von der Existenz falscher Erinnerungen, hatte auf der Wissenschaftsseite einen Artikel darüber gelesen, wie man sie erzeugte, konnte sich aber nicht mal an das Wesentliche erinnern.
    Das war komisch. Er hoffte, in irgendeiner rosigen Zukunft darüber lachen zu können.

    Der Berg tauchte auf, ein breitschultriger Berg, der rasch näher kam. Ein hölzernes Schild, von Sandstürmen verwittert, glitt vorüber: DD RANCH, BETRETEN VERBOTEN. Danach übersäten tiefe Schlaglöcher die Fahrbahn, und Nick fuhr langsamer. Er kam an einer Weide vorüber, auf der sich ein einzelnes Pferd, schwarz und weiß, über einen blauen Salzleckstein beugte. Dann folgten ein langer niedriger Stall und das Ranchhaus, einst weiß gestrichen, aber nun von der Wüste bis zum rohen Holz abgeschliffen. Ein paar hundert Meter hinter dem Haus standen fünfzehn oder zwanzig verfallene Gebäude entlang einer alten Westernstraße, die ganze Strecke bis zum Fuß des Berges. Hoch oben, in Weiß auf die Felsen gesprüht und früher vermutlich meilenweit zu sehen, aber heute verblichen, standen die Worte: SILVER CITY GHOST TOWN. Die Geisterstadt einer Geisterstadt.
    Nick parkte, stieg aus dem Wagen, näherte sich dem Haus. Die Eingangstür öffnete sich, und eine schlanke Frau trat auf die Veranda. Sie trug Jeans und ein rotes Hemd, hatte ihr weißes Haar zu einem langen Pferdeschwanz gebunden, bewegte sich wie ein Mädchen. Sie hielt eine Schrotflinte, nicht direkt auf ihn gerichtet, aber auch nicht zu Boden.
    »Mrs. Deems?«, fragte Nick.
    »Können Sie lesen?«, entgegnete sie, während sie den Lauf auf ihn richtete. »Betreten verboten.«
    »Wally Moore hat mich hergeschickt.« Beinah die Wahrheit.
    »Wally lebt
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