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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Abrahams
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Tommy passiert?«, fragte sie.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Nick. »Ist er mein Ersatzmann?« So wie ich der Ersatzmann für Donny war.
    »Nicht deine Liga«, antwortete Elaine. »Und er weiß es. Er ist unheilbar eifersüchtig.« Sie warf einen Blick zum Haus. »Wo ist das Mädchen?«
    »Weiß ich auch nicht«, sagte Nick; aber aus dem Augenwinkel erhaschte er eine flüchtige Bewegung auf der Straße durch die Geisterstadt. Er zwang sich, nicht hinzusehen, nicht mal daran zu denken, für den Fall, dass sie seine Gedanken las. Fruchtlos: Elaines Kopf schnellte herum. Nick sah ebenfalls hin. Ein großes Mädchen rannte zum Ende der Hauptstraße der Geisterstadt und verschwand in einem schwarzen Loch am Fuß des Berges.
    Elaine schnalzte gereizt mit der Zunge. »Ich habe keine Zeit für so was«, bemerkte sie. Sie richtete die Waffe auf Mrs. Deems. »Schaff sie in dein Auto«, befahl sie. »Auf die Rückbank.«
    Mrs. Deems war schwerer, als Nick geglaubt hatte. Er wollte sie hochheben, sie auf den Armen tragen, sie mit Respekt behandeln, aber er hatte nicht die Kraft dazu, und schließlich schleifte er sie, die Hände unter ihren Achselhöhlen, wozu die Rechte kaum etwas beitrug. Er öffnete die Hintertür, wuchtete ihren Torso auf die Rückbank, stopfte sie hinein. Elaine beobachtete ihn ausdruckslos.
    »Du fährst«, sagte sie.
    »Wohin?«
    Sie setzte sich auf den Beifahrersitz. »Du warst schon mal schlauer«, bemerkte sie. »Zur Mine.«
    Nick setzte sich hinters Steuer. Seine rechte Hand fand den Schlüssel problemlos, war aber nicht in der Lage, ihn umzudrehen. Er musste seine Linke benutzen. Elaine sah es.
    »Wenn ich jemals so werde«, spottete sie, »erschieß mich einfach.«
    »Wie wär’s mit sofort, nur für alle Fälle?«
    Sie lachte. Ihr Lachen war immer großartig gewesen, zumindest in Nicks Ohren, laut und hemmungslos; jetzt hörte er etwas darin, das ihn abstieß. Es gab einen Unterschied zwischen unbändig und wild; einen Unterschied, den er zu spät erkannt hatte.
    »Ich mochte dich wirklich«, sagte Elaine. »Wenn du nur einen anderen Beruf gehabt hättest.« Eine seltsame Bemerkung, die dem gekünstelten Schluss des Films nachträglich ein wenig Wahrheit verlieh.
    Aber nichts änderte. Nick rollte im Leerlauf durch die Geisterstadt, der rechte Fuß lahm neben dem Gaspedal; vorbei am Friseurladen HAARE SCHNEIDEN UND RASIEREN, 5 CENTS, der Goldwaage, GARANTIERT 100 % EHRLICHES AUSWIEGEN, dem Saloon, ABSOLUT KEINE FEUERWAFFEN ERLAUBT.
    »Ich und Lara Deems«, begann er. »Das Four Aces.«
    »Du hast es geschluckt, nicht?«, erwiderte Elaine. »Wow. Da hab ich nur improvisiert, anhand von ein oder zwei Notizen in deiner Patientenakte.«
    »Du hast meine Patientenakte gelesen?«
    »So was ist einfach«, sagte Elaine. »Ich habe versucht, das Ganze gewaltfrei durchzuziehen, dich zu der Einsicht zu bewegen, die Dinge ruhen zu lassen, wäre für alle Beteiligten das Beste. Aber du wolltest einfach nicht aufhören.«
    »Ich mag keine losen Fäden«, erklärte Nick.
    »Das ist dein Problem.«
    Er bremste – linker Fuß – ein paar Meter vor der schwarzen Öffnung im Berg. Eine große schwarze Öffnung mit einem Schild davor – SILVER CITY MINE – und einer Tafel – IN DIESEM BERG WURDE VON 1888 BIS 1902 SILBER IM WERT VON 2 MILLIONEN DOLLAR GESCHÜRFT. ZWÖLF MÄNNER KEHRTEN NIE ZURÜCK. In die Mine führten stählerne Schienen, eine verwitterte Erzlore stand bereit.
    »Die Dr.-Tulp-Postkarte«, fuhr Nick fort. Ihm wurde bewusst, dass er in den telegrammartigen Stil ihrer früheren Zusammenarbeit zurückfiel.
    »Ich wusste, dass dich das stören würde«, sagte Elaine. »Als du aus der Wohnung von Nicolette Levy gerannt bist, hast du die Karte auf dem Album liegenlassen. Mir wurde klar, dass ich sie schon früher gesehen hatte – bei Tiffany LeVasseur, in ihrer Schreibtischschublade, zusammen mit ihrem Abschlusszeugnis von der Abendschule.«
    Nick sah sie an, konnte jenseits der goldenen Pünktchen nichts in ihren Augen erkennen. Irgendwie hatte er die Karte übersehen, musste er. Ansonsten wäre Nicolette Levy noch am Leben, vielleicht auch Lara, und nichts von dem hier würde passieren.
    »Du bist nicht das einzige Genie hier«, sagte Elaine. Sie zeigte auf die Erzlore. »Leg sie da rein.«
    Nick stieg aus, schleifte Mrs. Deems zu der Erzlore, schob sie Stück für Stück hinein. Elaine beobachtete ihn. Er bettete Mrs. Deems auf den Rücken, schloss ihr die Augen, richtete den Kragen
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