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Auslegware

Auslegware

Titel: Auslegware
Autoren: Ashan Delon
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Shirt barg kaum etwas von dem adretten Körperbau. Genau der richtige Kerl, um ihn in einer dunklen Ecke an die Wand zu drücken und zu vögeln, oder unter mir mit harten, heftigen Stößen zum Schreien zu bringen.
    Er schäkerte gut gelaunt mit Andrea aus der Lampenabteilung, klimperte keck mit seinen Wimpern und fixierte die junge Verkäuferin mit einem Augenaufschlag, den ich gerne auf mir gehabt hätte. Doch für mich hatte er keinen Blick übrig, bemerkte mich nicht einmal. Dafür befand ich mich auch zu weit von ihm entfernt. Ich stand lange Zeit an der Grenze zwischen Lampenabteilung und Farben und glotzte ihn an der Seite von Amanda und Holger ebenso unverhohlen an.
    Amanda stieß mich kichernd an. „So was ist echt eine Sensation, gell?“, kiekste sie. „Der muss schwul sein. Ich hoffe, Andrea kriegt das noch rechtzeitig mit, ehe sie sich in ihn verknallt.“
    Holger gab einen Grunzlaut von sich. Auf seinem Gesicht ein schiefes herablassendes Grinsen. „Dass die Typen frei herumlaufen …“, bemerkte er tonlos.
    Ich drehte den Kopf zu ihm und sah ihn verwundert an. „Was meinst du damit? Warum soll er nicht frei herumlaufen?“
    „Na ja, das ist doch eindeutig ein Homo“, rechtfertigte sich Holger und verlagerte sein Gewicht auf ein Bein. Mit den Daumen in den Gürtelschlaufen wirkte er wie ein lächerlicher Abklatsch von einem großkotzigen Großstadtcowboy. Mitte dreißig, knapp hundert Kilo geballte Ladung Mann, mit sichtbarem Bauchansatz, Neigung zum Doppelkinn und einer langsam beginnender Stirnglatze und ohne nennenswertes Privatleben. Zumindest erzählte der gelernte Schlosser wenig von sich. Wenn es um private Details ging, verhielt er sich genauso zugeknöpft wie ich, wobei der langweilige Holger wahrscheinlich gar nichts zu erzählen hatte. Ich für meinen Teil hatte einen guten Grund, meinen Mund zu halten. Mein Lebenswandel stieß bei manchen Leuten auf Unverständnis.
    „So wie der Andrea anmacht, scheint er aber eher an Frauen interessiert zu sein“, nahm ich den Kunden in Schutz. Tatsächlich lachten die beiden gerade über einen Scherz, den der Kunde gemacht hatte.
    „Das ist nur Tarnung“, gab Holger wenig überzeugt von sich, riss sich mit einem abfälligen Zungenschnalzen aus seiner Machohaltung und marschierte breitbeinig davon, als wären seine Eier gewaltig angeschwollen.
    Ich sah ihm fassungslos hinterher. Immerhin wusste ich jetzt, dass ich mich vor ihm besser nicht outen sollte. Ich hatte ihn stets als netten Kollegen, mit dem man auch was trinken gehen konnte, gesehen. Doch dass er von so homophoben Ansichten beseelt war, überraschte mich. In den vergangenen drei Jahren, in denen ich schon hier beschäftigt war, hatte es aber auch noch keinen Anlass gegeben, der mir Aufschluss über seine Meinung gegeben hätte. Ich war jedenfalls enttäuscht und schüttelte traurig meinen Kopf.
    „Macho“, schickte ihm Amanda hinterher und schüttelte den Kopf. „Und ich dachte immer, dem geht alles am Keks vorbei, was ihn nicht direkt betrifft.“ Sie stieß mich an und deutete mit einem verstohlenen Blick zu Andrea und ihrem gut gelaunten Kunden. Tatsächlich lachten die beiden schon wieder. Ein Anblick, der aus unerklärlichen Gründen Eifersuchtsgefühle in mir weckte.
    Ich war eifersüchtig auf Andrea? Oder meldete sich da meine Revierverteidigung?
    Ich hatte doch noch gar kein Revier klar gemacht, geschweige denn auch nur flüchtig berührt.
    „Was meinst du, wie lange es dauert, bis sie es kapiert?“
    Ich zuckte ratlos mit den Schultern. Andrea war ein junges, lebenslustiges Mädchen von achtzehn Jahren, eben erst mit ihrer Lehre fertig geworden und auf der Suche nach einem neuen Sinn für ihr Erwachsenenleben. Ich hielt sie für intelligent genug, um zu merken, ob ihr Gegenüber ehrliches Interesse an ihr zeigte, oder nur freundlich sein wollte.
    Außerdem sollte es mir doch gleichgültig sein, ob die beiden ein Paar wurden oder nicht. Der Kunde war sicherlich ein paar Jahre älter als sie, aber was besagte das heutzutage schon aus.
    „Was weiß ich“, gab ich etwas patzig von mir. Ich schaffte es einfach nicht, dieses bittere Gefühl in mir zu tilgen. Ob der Kerl nun schwul war oder nicht. Innerhalb dieser Mauern, in welchen ich mein Geld verdiente, war ein Kunde ein Kunde und kein potenzielles Beutetier.
    Um mir weitere Qualen zu ersparen, riss ich mich von dem Anblick los und marschierte in meine eigene Abteilung, wo kuschelige Auslegware darauf wartete, von mir an
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