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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt
Autoren: Anni Bürkl
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Auslieferung gestärkt.‹
    Berenike ließ die Zeitung sinken, sah Ellen an.
    »Ihr Mann muss sich vor einem österreichischen Gericht für
seine Taten verantworten«, erklärte Mara Wander.
    Ellen hüllte sich in ihre Jacke. »Ich weiß alles. Sven hat es
mir erzählt.« Sie stockte. »Im Lift. In Bulgarien. Ich musste ihm zuhören.«
Ellens Rede wurde zum Sturzbach aus Worten. »Er hat es mir detailgenau
geschildert. Das Töten, das Werkzeug. Wie viel Blut geflossen ist, als er ihr
die Kehle durchgeschnitten hat. Die Lust, als er sie danach zersägt hat. Ein
Rausch der Zerstörung, er habe nicht mehr aufhören können, endlich habe er sich
erleichtert gefühlt und befriedigt.« Ellen schluchzte auf. »Er hat Caro
gehasst. Zerstören wollte er sie, und zwar ganz und gar. Selbst ihren toten
Körper noch, ihre ganze Schönheit. So hat mir der Wahnsinnige das erklärt,
während wir im Lift eingeschlossen waren!« Sie holte tief Luft. »Sie habe ihm
alles genommen. Alle sollten diese Zerstörung sehen. Als Warnung wollte er sie
ausstellen, die tote, verstümmelte Caro. Für mich und für alle Frauen. Und
diese Säge, die hat er vernichtet. In die Traun geworfen.«
    »Ellen, wie furchtbar.« Gerhild hielt Ellen im Arm. »Es gibt
immer noch genügend Männer, die mit freien Frauen nicht leben können.«
    »Deshalb hat er mit seiner Chefin so ein Riesenproblem
gehabt. Und mit Selma überhaupt, ihr habt sie gekannt, sie hat nie ein Blatt
vor den Mund genommen. Er hat schon lange vorgehabt, Frauen etwas anzutun.
Deshalb hat er sich dieses Gift besorgt, von dem Fisch, ihr wisst schon.«
    Die Frauen nickten. Dass das Gift vom Kugelfisch Selma
getötet hatte, hatten die Medien berichtet.
    »Und warum er sein Zimmer in unserem Haus versperrt hat, kann
man sich jetzt auch denken. Er hat jede Menge medizinische Bücher gehortet. Die
Attacke gegen seine Chefin hingegen war aus dem Zufall geboren, sagt er. Sie
hat sich gerade einen eingerissenen Nagel gefeilt und ihn blöd angemacht, weil
er die Damentoilette betrat. Da hat er ihr die Nagelfeile aus der Hand gerissen
und zugestoßen. Das Wissen darüber ist ja seit der Ermordung von Kaiserin Sisi
ziemliches Allgemeingut. Aber wisst ihr was?« Ellen schniefte, fröstelte.
»Beinahe hätte ich ihn umgebracht. Ich hab ihn fast überwältigt gehabt. In
einem unachtsamen Moment, als er mir über die Wange strich und irgendwelche
Koseworte murmelte. Ich war so zornig! Ich hab gar nicht drüber nachgedacht,
was passieren könnte. In meiner Wut bin ich ihn angesprungen. Ihm ist das
Messer aus der Hand gefallen. Ich hab es irgendwie erwischt. Bevor er mich
wieder in seine Gewalt bekommen hat. Nur dass der Lift unten angekommen ist,
hat ihm das Leben gerettet.«
    Alle starrten Ellen an. Bis Amélie sagte: »Die Drohbriefe bei
Koromar – Mehmet hat behauptet, Sven habe die geschickt. Er sagt, Sven Gerling
kennt sich hervorragend damit aus, wie er seine Spuren im World Wide Web
verwischen kann.«
    »Frau Inspektor, können Sie uns sagen, was mit Gero
geschieht?«, erkundigte sich Ragnhild bei Mara Wander. »Sitzt er endlich?«
    »Als ihr mich in Bulgarien angerufen habt«, wandte sich
Berenike an die Detektivinnen, »da dachte ich, der Fall sei geklärt und Gero
muss nur noch gestehen.«
    »Ja, wenn es immer so einfach wäre.«
    »Er wird sich vor Gericht verantworten …«
    »Gero!« Amélie schrie auf.
    »Was ist mit ihm, Amélie?«
    »Jetzt weiß ich es wieder. Er war’s.«
    »Ja, das hast du schon gesagt, er hat Caro verfolgt und
bedroht.«
    »Nein, ja, das auch. Er hat mich überfallen und so
verprügelt.«
    »Gero hat dir das angetan?« Berenike war fassungslos.
    »Ja. Ich bin gerade von einem Spaziergang zurückgekommen und
wollte in mein Tanzstudio, als Gero aus dem Gebüsch neben der Traun
hervorgesprungen ist. Mit einem dicken Seil in der Hand. Er hat mich
zusammengeschlagen und wollte mich fesseln. Irgendwelche Sicherungen sind bei
ihm durchgebrannt, er hat verhindern wollen, dass ich ihn wegen der Attacke
gegen Caro drankrieg und der Polizei meld. So ein Dummkopf, schließlich hatte
ich dir bereits davon erzählt. Zum Glück hab ich ihn im letzten Moment in die
Flucht schlagen können, weil gerade jemand vorbeigekommen ist. Da hab ich nach
ihm getreten. Ich weiß nicht mehr, woher ich die Kraft dafür genommen hab.
Danach muss ich ohnmächtig geworden sein.«
    »Ja, dich haben Spaziergänger gefunden.«
    »Jetzt wird Gero hoffentlich verhaftet, Frau
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