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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt
Autoren: Anni Bürkl
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Gerhild sah Ellen aufmerksam an. Die
zuckte wieder mit den Achseln und presste die Lippen aufeinander. Zog die
Brauen hoch, ließ sie wieder fallen. »Ich bin halt jetzt auf mich gestellt.
Meine Kinder, die studieren in Wien.« Wieder ein Achselzucken.
    »Es wird wieder gut, Ellen.« Gerhild massierte stumm Ellens
Nacken. »Jetzt, wo der Täter überführt ist … Wenn du etwas brauchst, wir sind
für dich da.« Die anderen nickten. Bis auf eine.
    »Der arme Sven.« Katharina wickelte sich in ihren immer
gleichen braunen Mantel. Es wurde rasch kühl jetzt.
    »Wie bitte?« Ellen sah die Friseurmeisterin mit einem solchen
Ausdruck von Unglauben an, dass Berenike meinte, sie würde ihr jeden Moment ins
Gesicht springen, wie eine Katze, alle vier Pfoten voran. »Du hattest also doch
was mit ihm, du Miststück!«
    Katharina fuhr sich durch die braunen Haare. Neid lag in
ihrem Blick. »Dann habe ich halt. Mit Sven. Er wollte immer nur dich. Ich war
gut genug für ein bissl Abwechslung«, brach es mit einem Mal aus ihr hervor.
»Der Idiot. Dabei hab ich ihm … zur Ruhe kommen hätte er können bei mir. Aber
nein, Ellen musste es sein. Sogar versteckt hab ich ihn, als die Polizei ihn
gesucht hat. Und das ist der Dank. Ich hasse dich, Ellen. Du hast aus Sven das
gemacht, was er ist.«
    »Er war bei dir, Katharina?« Etwas fiel in Berenikes Kopf an
seinen Platz, wie ein kleines Puzzleteil. »Deshalb hast du mich nicht in deine
Wohnung gelassen!«
    »Das ist meine Sache!« Katharina raffte den Mantel um sich.
    »Was erfahre ich noch alles? Mein Mann ist ein Fremder.«
Ellen schrie, sie schrie wie eine Katze, der jemand brutal und mit voller
Absicht auf den Schwanz getreten ist. »Katharina, du bist widerlich. Du hast
kein Herz.« Ganz nah trat sie an die Friseurin heran, die Hände hatten sich zu
Fäusten geballt.
    Katharina wand sich. »Wer hätte sonst zu ihm gehalten? Nach
dem Mord an Caro hätten ihn doch alle verdächtigt.«
    »Zu Recht, wie sich gezeigt hat!«, zischte Gerhild.
    »Du weißt, dass du dich so strafbar gemacht hast?«, fragte
Sieglinde.
    »Aber … das wusste ich doch nicht. Ich hab geglaubt … er
versteckt sich, weil er unschuldig ist.«
    »Katharina, von dir hätte ich das nicht erwartet«, fauchte
Ellen.
    »Ellen, beruhig dich.«
    »Nein, ich will mich nicht beruhigen. Jetzt nicht mehr.«
    »Hast du so etwas nicht erwartet? Dass Sven ein Verhältnis
hat?«
    »Aber doch nicht mit …« Sie sah abfällig Katharinas beige
geblümten Rock an, die braunen Strümpfe, die beigen Schuhe. Sah den
unterwürfigen Blick der anderen, der auf einmal triumphierte. »Dass es dir
nicht peinlich war«, murmelte Ellen, »mit meinem Mann zu vögeln und mich zu
frisieren, als ob nichts wär.« Plötzlich grinste Ellen. »Aber dann fing er mit
Caro was an, stimmt’s?«
    Katharina sah stumm weg und kramte in ihrem Korb, den sie
neben sich in die Wiese gestellt hatte.
    »Du hast Caro umgebracht!«, rief Ellen, »das hast du nicht
verwunden, was? Noch eine war zu viel. Bei mir hast du gehofft, dass sich Sven
irgendwann abwendet, richtig?«
    Katharina schwieg weiter.
    »Du hast gedacht, es ist eine Frage der Zeit. Aber er hat dich
benutzt.« Ellen spuckte vor der anderen aus.
    »Ich gehe. So wie ihr drauf seid!« Katharina packte ihren
Korb beim Henkel, und wandte sich ab.
    »Das ist sowieso besser für dich!«, fauchte Ellen.
    »Wirst du die Scheidung einreichen?«, lenkte Gerhild Svens Frau
ab. Die wiegte unschlüssig den Kopf. Von Katharina war nichts mehr zu sehen.
    »Alle werden das verstehen. Lass dich beraten. Du musst nicht
länger bei einem Gewalttäter ausharren.«
    »Ich …« Es schüttelte Ellen. Tränen brachen sich Bahn. Wie
ein Fluss, der endlich über die Ufer steigt. »So hab ich mir den Beginn eines
neuen Lebens nicht vorgestellt.«
    »Wein nur«, Gerhild wollte Ellen in die Arme nehmen, »das ist
normal und tut gut.« Ellen schüttelte Gerhild mit wilden Schlägen ab.  

     
    »Wie geht es dir mit Mehmet?«,
wandte sich Berenike wenig später an Amélie. Berenike kostete endlich von dem
Tee, dessen eleganter Geschmack sie schon seit Langem bezauberte.
    »Den Mistkerl hab ich rausgeworfen. Er kann sich mit seiner
kleinen Türkin was Neues aufbauen. Ohne mich. Jetzt weiß ich, was die beiden
vorhatten, ich hab ein paar E-Mails von Mehmet und dieser Ziege gelesen. So
blöd muss man einmal sein! Mehmet wollte, dass ich mit ihm in die Türkei geh.
Mein ganzes Vermögen dorthin transferiere. Er hätte einige Zeit
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