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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt
Autoren: Anni Bürkl
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und überlegte, ob sie überhaupt Tee wollte. Diese Lippen … was hatte sie
Jonas vermisst. Jetzt, wo der Fall geklärt war, fühlte sie sich gelassener ihm
gegenüber.
    »Kann ich mich bei dir duschen, Berenike, bitte?«
    »Ja klar. Und der Tee …«
    Er streckte eine Hand nach ihr aus.
    »Geh dich säubern, Herr Kommissar.«
    »Kommissar gibt’s kan.«
    »Ich weiß.«
    Nicht lange, und er stand wieder da, nur mit einem Handtuch
um die Hüften, seine Haut dampfte noch vor Feuchtigkeit. Berenike servierte den
Tee, nun, wo er schon zubereitet war, aber eigentlich … Sie konzentrierte sich
auf die altmodischen rosa geblümten Tassen. Eine Erinnerung an ihre Kindheit,
an die wenigen Momente trauter familiärer Gemeinsamkeit. Sie stellte alles auf
dem Couchtisch ab und ließ sich auf das Sofa fallen. »Dieser erfrischende Tee
ist eine besondere Rarität aus biologischem Anbau …« Was redete sie denn da!
Jonas stand da, Jonas, ihr Jonas! Stand in der Tür, als ob er dort hingehörte.
    »Gut, dass der Fall gelöst ist …«
    »Ja, Sven Gerling hat gestanden. Er hat sich lang gewehrt.
Aber die Fakten waren erdrückend, dazu Ellens Aussage. Wir haben Fingerabdrücke
auf dem Schmuckstück gefunden, mit dem Selma Stauder ermordet wurde. Bei diesem
dritten Tötungsdelikt ist er gestört worden und wurde unvorsichtig. Eine wilde
Geschichte, Svens Leben. ›Niemand hat mir zugehört‹, hat er immer wieder
Mitleid schinden wollen. ›Ich bin allein, so allein. Immer schon.‹ So ging es
in einer Tour. ›Meine Familie, die Kinder sehe ich nur alle heiligen Zeiten und
jetzt will Ellen weg, was soll ich tun? Ich bin verzweifelt.‹ – ›Das
rechtfertigt keinen Mord‹, hab ich ihm gesagt. – Nein. Das tut es nicht.
Das hat er eingesehen. Tragische Geschichte. In der Angst um seinen Job hat er
es nicht ausgehalten, Ellen zu verlieren, dass sie sich von ihm entfernt oder
auch nur verändert. Er wollte Sicherheit. In der Arbeit traute sich keiner,
aufzumucken. Also musste das Privatleben herhalten. Caro hat er aus blankem
Hass umgebracht, weil sie ihm Ellen entfremdet habe, hat er gesagt. Er wollte
Ellen warnen, alle Frauen warnen, indem er Caro tot in der Auslage ausgestellt
hat. Eine Warnung, dass es allen so gehen könnte. Selbst Katharina, wenn sie
nicht den Mund hielt. Nach dem ersten Mord sank seine Hemmschwelle. Seine
Chefin ist ihm auf die Nerven gegangen. Er ist ihr auf die Toilette gefolgt,
hat sie mit ihrer eigenen Nagelfeile niedergestochen, indem er scheinbar mit
ihr zusammengestoßen ist. Wirklich wie bei der Kaiserin Sisi. Schließlich habt
ihr Caros Leichtenteile gefunden, das hat ihn zusätzlich belastet. Aus Wut hat
er Selma getötet, sie ist ihm im Wald über den Weg gerannt. Eine
Mordsgelegenheit halt. Das Schmuckstück gehörte Selma, er hat es aus der Gunst
der Stunde gegen sie verwendet. Das Gift hatte er sich längst besorgt, um nicht
mehr abhängig zu sein von unhandlichen Waffen, die zu sehr auffallen. Durch
sein Interesse für Fische wusste er natürlich von dem giftigen Kugelfisch. Er
hat sie in die Halsschlagader gestochen mit dem vergifteten Schmuckstück. Die
Atemmuskulatur wird dadurch gelähmt – und aus ist es.«
    »Schon blöd, wenn das eigene Schmuckstück …«
    »Du sagst es. Die Schmierereien in Ischl, das war übrigens
auch Sven – zusammen mit ein paar Kumpanen, die sich ebenso zu kurz gekommen
fühlen. Wir sind gerade dabei, die Namen auszuforschen.«
    Berenikes Blick fiel auf die Uhr. »Oh, halb acht, lass uns
Nachrichten schauen, vielleicht bringen sie was über den Fall.« Sie drehte den
Fernseher auf. Die Zeit im Bild-Fanfare ertönte. Beide starrten sie den
Bildschirm an. ›Wohin Gewalt im Unternehmen führen kann, zeigt die Mordserie im
Salzkammergut, die die Kriminalpolizei jetzt aufgeklärt hat. Wie konnte es so
weit kommen? Da wird ein Familienbetrieb an einen Großkonzern verkauft. Ein
Mitarbeiter will sich nichts mehr gefallen lassen. Er schreibt Briefe an die
Konzernleitung, aber man ignoriert ihn, den Spinner. Daraufhin greift er zu
immer kriminelleren Methoden. Er stiehlt sensible Daten, zu denen er in seiner
Funktion als Security Manager Zugang hat. Offenbar bringt ihn aber immer noch
niemand damit in Zusammenhang. Letztlich mutiert der einst geachtete Mann zum
Mörder, ein verzweifelter Hilfeschrei.‹
    Jonas wandte sich Berenike zu. »Immerhin muss ich sagen,
meine Wiener Kollegen Jansky und Hochfeld haben toll mit uns
zusammengearbeitet. Nur der Hochfeld, der ist
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