Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt
Autoren: Charlie Huston
Vom Netzwerk:
größere Chance, unerkannt zu bleiben als in Manhattan. Trotzdem wird es nirgendwo in der Stadt sicher sein. Sie überlegt, ob sie sich Lydia anschließen soll – je mehr, desto besser. Ich bin allerdings der Ansicht, dass man sie dann nur umso leichter einfangen und in Käfige und Labore sperren kann. Ist aber nur meine Meinung.
    Egal, was sie vorhat, die Mungiki werden ihr zur Seite stehen. Sie folgen Skag Baron Menace. Und der ist schwer in Esperanza verknallt. Das wäre also geregelt.
    Christian dagegen hat seine Entscheidung bereits getroffen. Die Dusters werden weiterziehen. Sie müssen sich nur entscheiden, ob sie sich trennen, um unauffälliger zu sein, oder stolz als Gang in den Tod reiten. Wenn ich den Ausdruck in Christians Augen richtig deute, wird es wohl in den nächsten Wochen in den Regionalzeitungen ein paar Nachrichten über marodierende Motorradbanden geben. Und dann eventuell sogar eine landesweite Schlagzeile über ihr letztes Gefecht und wie viele Gesetzeshüter sie mit sich ins Verderben gerissen haben.
    Christian war schon immer für die harte Tour.
    Kann ich verstehen.
    Keine Ahnung, was Digga vorhat. Vielleicht war ich etwas voreilig, als ich ihm empfohlen habe, das Sekretariat zu stürmen, noch bevor ich die Bombe platzen ließ. Er hat sein Territorium verlassen und irrt jetzt wahrscheinlich verzweifelt umher. Aber tun wir das nicht alle? Wenn mich deswegen das schlechte Gewissen überkommt, dann denke ich einfach an das Loch in Queens, und was Digga und seine Rhinos wohl mit dem Sekretariat angestellt haben, und schon geht’s mir wieder besser. Ich stelle mir vor, dass Digga den Laden mit einem Rudel Pitbulls voll auf Anathema gestürmt hat. Hungrig und vom Vyrus halb verrückt rennen sie die Gänge runter und töten und fressen alles, was ihnen vor die Schnauze kommt. Ich weiß nicht, ob es wirklich so abgelaufen ist, aber es ist eine schöne Vorstellung.
    Wenn Digga clever ist, hat er das Arsenal der Koalition geplündert, ein paar Autos besorgt und sich sofort nach Yonkers oder irgendein anderes Niemandsland abgesetzt. Und in naher Zukunft werden sie dann über ganz Upstate und Neuengland verstreut sein. Vielleicht hat er sich auch mit den Waffen auf dem Campus der Columbia University verschanzt und Verhandlungen über einen freien Abzug an einen neutralen Ort aufgenommen. Wenn sie ein paar Wohnheime besetzt haben, dürfte ihnen das Blut jedenfalls nicht allzu schnell ausgehen.
    Ich versuche, nicht an Lydia zu denken.
    Oder an ihr Gewehr.
    Gib das Gewehr nicht weg, Lydia. Wart nicht ab, ob dich die andere Seite mit offenen Armen empfängt, bevor du dich entscheidest, das Feuer zu eröffnen.
    Ich betrachte meine Hand, berühre das Loch in meiner Seite und denke an Chubbys Tochter. Für das Blut einer schwangeren Frau habe ich einen hohen Preis bezahlt. Und zwar in Körperteilen. Wahrscheinlich wird dieses Blut am Ende doch vergossen werden. Delilah, Ben und ihr Baby.
    Entweder sind sie die Zukunft, oder sie werden jung sterben.
    Verrückte Kids.
    Ich bin müde. Die ganze Nacht über hab ich mich anschießen, aufschlitzen und beißen lassen. Und schon den ganzen Tag quatsche ich ununterbrochen in dieses Mikro.
    Aber das gehört mit zum Paket. Evie und ich beratschlagen noch, wem wir es schicken sollen. Den Cops, der Regierung, der Presse? Esperanza sagt, wir sollen die Aufzeichnungen ins Internet stellen. Ich überlege noch, was das Beste ist.
    Ich kann nicht mehr klar denken, weil ich so müde bin. Aber klar denken konnte ich ja noch nie. Wie dem auch sei, wir müssen diese Botschaft irgendwie übermitteln und sicherstellen, dass sie auch gehört wird.
    Und die Botschaft lautet? Ich bin tot.
    Evie ist tot.
    Wir liegen im Grab.
    Egal, welche Listen ihr aufstellt, wen ihr verhören und bespitzeln wollt, uns könnt ihr unter Erledigt archivieren.
    Wir könnten ständig weiterziehen oder uns irgendwo niederlassen, tot sind wir auf jeden Fall.
    Und wir werden auch tot bleiben.
    Damit meine ich: Wenn jemand in irgendeiner Stadt an einem ungewöhnlichen Ort mit einem verräterischen Loch im Arm aufwacht und ihm vom Blutverlust ganz schwindlig wird, wenn er das meldet, und anschließend die Vyruspolizei oder wer auch immer den Fall übernimmt, dann kann ich euch nur eins raten: Legt die ganze Sache im großen Lasst bloß die Finger von diesem Scheiß -Ordner ab.
    Ich sag euch auch, warum.
    Lydia hat Amandas USB-Stick und kann damit beweisen, dass das Vyrus existiert. Auf dem Stick ist eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher