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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt
Autoren: Charlie Huston
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und atmet aus.
    – Joe, außerdem bin ich ein Vampyr. Wir können jetzt also unbeschwert Sex haben.
    Sie scheint keine Lust zu haben, noch länger zu warten.
    Mir tut alles weh. Nichts fühlt sich gut an.
    Nichts bis auf sie.
     
    Ich verrate ihr nicht, was mir Amanda erzählt hat. Dass wir eigentlich die ganze Zeit miteinander hätten schlafen können. Das wäre jetzt ein echter Stimmungskiller. Klar, das zu verschweigen, nachdem ich mich gerade für jahrelange Lügen entschuldigt habe, ist einer ehrlichen Beziehung nicht gerade förderlich. Aber eine ehrliche Beziehung will ich ja auch gar nicht. Ich liebe diese Frau, das ist alles. Und ich tue jetzt und hier, was das Richtige zu sein scheint. Über den Rest können wir ja später reden.
     
    Es dauert nicht lange.
    An so einem Ort will sich ja auch keiner länger aufhalten als nötig.
    – Baby.
    Sie hebt den Kopf, den sie in meinem Hals vergraben hat.
    – Binmüde.
    Ich berühre ihre Wange.
    – Ich müsste dich noch um einen Gefallen bitten.
    Sie setzt sich auf.
    – Treib’s nicht zu weit.
    Ich trete die Jeans von mir, die immer noch um meine Knöchel geschlungen sind.
    – Hast du was zum Anziehen für mich?
    – Na ja, Weiß steht dir nicht so richtig.
    – Wird schon gehen.
    Sie richtet sich auf.
    – Warte, ich hab eine Jacke, die dir passen dürfte wie angegossen.
    Sie geht auf die Treppe zu. Nackt bahnt sie sich einen Weg durch die Toten.
    Ich stehe ebenfalls auf. Mein Körper befindet sich in einer Art Schockzustand, weil er immer noch da ist.
    – Und noch was.
    Sie bleibt vor der Treppe stehen und wartet.
    Und ich rücke damit heraus.
    – Wir müssen hier weg.
    Sie schaut sich um.
    – Na ja, ich wollte sowieso nicht mehr länger bleiben.
    – Nein, ich meine weg von der Insel.
    Sie verschränkt die Arme.
    – Manhattan?
    Ich hebe die Hände.
    – Ich weiß, ich weiß.
    – Manhattan verlassen?
    Ich lasse die Hände sinken.
    – Du musst mir vertrauen.
    Sie runzelt die Stirn und hebt einen Finger.
    – Joe Pitt, du verlangst sehr viel von mir.
    – Ich weiß.
    Sie öffnet die Arme wieder, boxt in die Luft, dreht sich um und steigt die Treppe hoch.
    – Aber bloß nicht nach Jersey.
    Ich sage nichts. Ich stehe nur da. Betrachte ihren Hintern. Viel ist nicht übrig, aber das ist Spitzenqualität.
     
    Ich stehe an der Tür.
    Weiße Malerhose, weißes T-Shirt, weiße Segelschuhe und meine alte schwarze Lederjacke. Nicht unbedingt die Garderobe, die ich mir selbst ausgesucht hätte, aber es wird schon gehen. Evie hat in ihrem Wäschekorb eine weiße Strumpfhose, einen weißen Jerseyrock, ein weißes Sweatshirt mit V-Ausschnitt, einen weißen Kapuzenpullover und weiße Chucks gefunden.
    Partnerlook.
    – Ich hab so lang gebraucht, um mich endlich als New Yorkerin zu fühlen.
    – Baby, ich versteh dich ja. Aber eine Insel hat nun mal Tunnel und Brücken. Und Tunnel und Brücken kann man abriegeln.
    – Ich weiß.
    – Ich bin ja auch nicht scharf drauf, irgendwohin zu gehen, wo die Bars um Mitternacht dichtmachen.
    – Ich beschwer mich ja nicht, Joe.
    Sie blickt zur Tür hinaus auf die Stadt, über die gerade der neue Tag hereinbricht.
    – Aber ich liebe diese Stadt.
    – Ja. Ich auch.
    Dann hallt ein Dröhnen durch die Straße. Ich spähe zur Ecke hinauf. Dreizehn Biker mit Zylindern, Fliegerbrillen und langen Mänteln biegen in die Little West 12th und donnern die Laderampe hinauf.
    Der Anführer nimmt die Brille ab und lässt sie von seinem Hals baumeln.
    – Joe.
    – Christian.
    Er hält die Hand ans Ohr, als würde er telefonieren.
    – Ich hab ’nen schrägen Anruf bekommen. Angeblich würdest du tief in der Scheiße stecken. Der Typ hat gesagt, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um zu verschwinden. Und er hat gesagt, dass du vielleicht ein nettes Plätzchen weißt. Und dass ich dich hier finden kann.
    Er lässt die Hand sinken.
    – Und nichts davon gefällt mir.
    Ich hinke auf die Laderampe. Ich habe nichts, womit ich mich wehren kann – außer meiner großen Klappe.
    – Hast du ein Problem damit?
    Er steckt eine Hand in die Manteltasche und zieht eine Flasche Old Crow heraus.
    – Hab nie damit gerechnet, ewig zu leben.
    Er nimmt einen Schluck, schließt die Flasche und wirft sie mir zu.
    Ich reiche sie Evie.
    Sie nimmt sie entgegen. Dann dreht sie mit dem Daumen am Deckel, so dass er von der Flasche fliegt, auf dem Boden landet und wegrollt.
    – Scheiße, ja.
    Sie trinkt.
    – Mann. Whiskey.
    Sie reicht sie mir.
    – Fast so gut wie
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