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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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erklären.
    »Das ist eine doppelte Misere. Die Streiche im Wirtshaus und die Gerichtsverhandlungen. Mit ihm ist nicht zu reden. Seine neue Frau ist reich. Flora Verde. Ich meine die Blumenmarktkette, die so heißt. Sie gehört ihr, sie selbst heißt Elvira Taubusch. Kindermädchen, alles wäre da. Nicht, dass er sich, als wir noch verheiratet waren, um Hannes gekümmert hätte. Aber jetzt ist der Bub dreizehn, und schön langsam bekommt er das Gefühl, dass er ihn liebt.«
    Ich nicke. »Was ist Ihr Ex von Beruf?«
    »Er hat eine Gärtnerei am Stadtrand. Gärtnerei Winter.«
    Da bin ich mit meinen Vermutungen nur knapp daneben gelegen. Handwerker ja, Installateur nein. »Und wie steht das Gerichtsverfahren?«
    Die Wirtin zuckt ratlos mit den Schultern. »Eine neuerliche Anhörung. Noch mehr Zeugen. Der Bub ist schon ganz durcheinander. Ich meine, es ist klar, ich kann mich um ihn nicht so intensiv kümmern, wie ich es möchte. Er ist teilweise im Wirtshaus und teilweise bei der Frau meines Bruders, sie haben einen Sohn, der vierzehn ist. Aber er ist an mich gewöhnt. Er will auch bei mir bleiben. Obwohl: Ein Kind in dem Alter hat nichts gegen die Verlockungen eines Luxuslebens. Sie reden ihm ein, dass er immer den neuesten Computer haben wird, Auslandsreisen und ein eigenes Pferd, eben alles, was immer er möchte. Das zieht schon auch. Deswegen war ich ja heute Mittag noch so in Gedanken, dass ich die Sache mit Zucker und Salz gar nicht bemerkt habe. Unglaublich, dass mir so etwas passiert.«
    »Könnte es der Koch gewesen sein?«
    »Der? Nie. Ein braver Arbeiter. Still. Nicht eben ein Star, aber ein ganz guter Handwerker. Das ist viel wichtiger in unserem Beruf, als die meisten glauben. Flink, bereit, das zu tun, was ich sage, ordentliche Grundausbildung in Tschechien. Kann aber sehr gut Deutsch, sein Vater war Österreicher. Redet nicht zurück. Nein, der war es nie.«
    »Klingt nach einem introvertierten Typen.«
    »Ja, das ist er. Neunundzwanzig Jahre, unverheiratet, wohnt die Arbeitswoche über in einem Zimmer in einer Pension, die freien Tage verbringt er bei seiner Mutter in Tschechien.«
    »Wer kann es sonst gewesen sein?«
    Billy Winter spielt mit einem Bierdeckel.
    »Ich weiß nicht«, murmelt sie, und es klingt, als ob sie sehr wohl einen Verdacht hätte. Klein und verletzlich sieht sie aus, gar nicht der Typ »resche Wirtin«. Dann sieht sie mir ins Gesicht. »Vielleicht war es mein Ex.«
    »Was gewinnt er damit?«
    »Wenn ich mit dem Wirtshaus scheitere, hat er mehr Chancen auf das Sorgerecht. Geordnete Verhältnisse und so.«
    »Er wäre dazu im Stande?«
    »Ich glaube schon.«
    »Aber wie kommt er ungesehen in die Küche?«
    »Kein Problem. Der Schüssel zum Wirtshaus liegt in einem Blumentopf. Das ist praktisch, Onkel Franz ist Frühaufsteher und kommt oft vor mir, außerdem ist da noch die Bedienerin, die an einem der beiden Ruhetage auftaucht.«
    »Ihr Exmann weiß das?«
    »Ja. Vor rund zwei Monaten hatte ich den Eindruck, als wolle er einen neuen Anlauf … Nicht für unsere Beziehung, aber für ein vernünftiges, freundschaftliches Verhältnis. Das waren aber wohl nur die Vorbereitungen für den Sorgerechtsstreit. Er wollte auskundschaften, wie das mit dem Wirtshaus ist.«
    »Wer kommt auf die Idee, Salz und Zucker zu vermischen?«
    Billy Winter lacht etwas bitter. »Das ist an sich ein alter böser Streich unter Köchen. Man testet ab, ob der Angeführte aufmerksam genug ist. Zwei Mal haben sie es bei mir probiert. Einmal im Royal Grand in Wien, bald nachdem ich sehr jung Souschefin geworden war, und einmal in Deutschland, als ich zum Missfallen des dortigen Küchenchefs an ›sein‹ Royal Grand verliehen wurde, um Österreichische Wochen zu dirigieren. Ich hab es immer sofort gemerkt.«
    »Wäre es Ihrem Ex auch zuzutrauen, dass er die Kühlleitungen durchschneidet?«
    »Ja.«
    »Und was wollen Sie jetzt tun?«
    »Das herauszufinden war auch ein Grund, warum ich ihn heute hergebeten habe. Ich hab ihn nicht gefragt, aber … Ich traue es ihm zu, mehr kann ich nicht sagen. Ohne Beweis kann ich die Vorfälle im Verfahren nicht gegen ihn verwenden, das würde nur so aussehen, als ob eine unfähige Frau ihren tüchtigen Exmann mit allen Methoden anschwärzen will.«
    Ich nicke. »Wer hat die Geschichte den Medien zugespielt?«
    »Das ist einfach. Bei der deutschen Journalistentruppe waren ein paar von unseren regionalen Journalisten dabei. Ich, na ja, Manninger und ich, wir haben einen großen
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