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Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Ausgekocht: Ein Mira-Valensky-Krimi
Autoren: Eva Rossmann
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er. Mein Namensgedächtnis ist miserabel, aber wenn ich einen Namen wiederfinde, dann weiß ich es. Meistens. Stimmt, dieser Jürgen Zwernhof arbeitet bei der Nachrichtenagentur.
    Ich gehe in den Gastgarten und wähle am Mobiltelefon seine Nummer. Er hebt schon nach dem zweiten Läuten ab. Entweder Zufall oder er hat wenig zu tun.
    »Mira Valensky, ich bin vom ›Magazin‹. Ich bin auf Ihre witzige Meldung mit Salz und Zucker im Apfelbaum gestoßen, wirklich eine unglaubliche Sache. Vielleicht mache ich eine kleine Geschichte für die nächste Ausgabe darüber, Klatsch und Tratsch, Sie wissen schon. Da möchte ich natürlich noch etwas mehr …«
    Ich bekomme mehr, als ich hören will. Der Typ lässt sich gründlich darüber aus, dass Frauen als Topköchinnen nicht geeignet seien und schon gar nicht das Zeug hätten, ein Wirtshaus zu führen. Er tut so, als ob Manninger sein bester Freund gewesen wäre. Nach dem, was ich von Billy Winter weiß, dürfte das nicht ganz stimmen. Aber drittklassige Journalisten schmücken sich eben ganz gerne mit Promis. Ich lache nur wie dämlich und lasse ihn reden. Ob noch jemand außer ihm gemerkt habe, was da vorging?
    »Na alle. Die Vorspeisen waren ein Totalverhau, extrem peinlich, auch unseren Kollegen aus Nordrhein-Westfalen gegenüber. Die Niederösterreichische Tourismuswerbung hat sie eingeladen, und dann das … Na ja, man hat sich damit entschuldigt, dass es eine Neuübernahme gegeben hat, von der keiner etwas gewusst hat. Und das, was sie uns nach dem Malheur serviert hat, war dann ja gar nicht so übel. Zumindest für ihre Verhältnisse.«
    Soviel ich weiß, war mein Kollege noch nie zuvor im Apfelbaum essen. »Hat sich sonst noch wer beschwert? War es Ihre Idee, das in die Agentur zu stellen?«
    »Klar, schließlich hat man zu informieren. Im Radio haben sie die Geschichte dann ja auch übernommen, kein Wunder. Ist schon ziemlich einzigartig. Übrigens sollen ihr vor einiger Zeit auch die Kühlleitungen durchgeschnitten worden sein.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Von einem Informanten. Werden Sie mich übrigens zitieren?«
    »Ja, klar, vorausgesetzt, ich bekomme den Platz, um die Story zu schreiben. Vielleicht war das nur Tratsch mit der Kühlleitung.«
    »Ich hab es aus zuverlässiger Quelle. Von einem, der sie gut kennt. Jahrelang. Mehr darf ich aber nicht sagen. Informantenschutz, das wissen Sie ja.« Er plustert sich mächtig auf.
    »Jemand aus ihrer Familie?«
    »So könnte man es sagen.«
    »Niemand aus dem Lokal?«
    »He, mich horchen Sie nicht aus, die hätten allen Grund, das eine oder andere zu erzählen. Sie soll ganz schön autoritär und ungerecht sein. Aber nein, niemand aus dem Lokal. Noch nicht. Ich sollte dort einmal herumfragen, danke für den Tipp.«
    Auch das noch. Ich beende das Gespräch und blinzle durch die Blätter des Kastanienbaumes in den Sternenhimmel. Das klingt tatsächlich nach Billy Winters Exmann. Oder hat sie noch mehr Familie?
    Eine Viertelstunde später sehe ich einen mir gut bekannten dunkelblauen Saab auf den Parkplatz einbiegen. Noch immer klopft mein Herz etwas schneller, wenn ich Oskar wiedersehe. Also ist zum Glück doch noch nicht alles Routine und Alltag. Ob es auch so bliebe, wenn wir endlich zusammenzögen, wie er es gerne möchte? Ich will es nicht darauf ankommen lassen. Außerdem hat er das Thema in den letzten Monaten kaum mehr angeschnitten, er hat einen Schrank für seine Sachen in meiner Wohnung, ich habe einen Schrank für meine Sachen in seiner Wohnung. Besser so. Man soll das Glück nicht herausfordern, so viel gibt es davon nicht.
    Billy Winter kocht trotz fortgeschrittener Stunde extra für uns auf, aber immerhin sind selbst jetzt noch einige Tische im Garten und in den Gasträumen besetzt. Keine Rede davon, dass sich alle von den halblustigen Meldungen vertreiben lassen.
    Erst als die meisten Gäste gezahlt haben und gegangen sind, kommt Billy Winter wieder an unseren Tisch.
    »Ich lasse die Schlösser auswechseln«, sagt sie unvermittelt. »Ich kenne wen, der macht mir das gleich morgen, spätestens übermorgen. Und nie mehr lasse ich einen Schlüssel im Blumentopf.«
    Ich erzähle ihr vom Telefonat mit dem Agenturjournalisten. Es macht sie nicht glücklicher, zu erfahren, dass nun noch mehr gegen ihren Exmann spricht. Trotzdem: Beweise gibt es keine.
    Onkel Franz hat unser Gespräch gehört, er hat für einen Mann seines Alters offenbar erstaunlich gute Ohren. »Man muss ihm eine Falle stellen«, sage ich.
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