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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
Autoren: Gina French
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später nach drüben gingen.
    »Was ist eine flotte Nummer?«, fragte ich, und da lachten sie beide.
    »Das weißt du besser nicht, Gina«, neckte John mich.
    Simon lieh mir Geld, damit ich mich an den Haushaltsausgaben von John und Julie beteiligen konnte, und ich versprach, es ihm zurückzugeben, sobald ich an mein restliches Geld in Brunei herankam.
    Julie besorgte mir einen Job als Putzfrau in einem Pub, dem Black Swan , sodass ein bisschen Bares hereinkam. John und Pat Trenholm, die Wirtsleute, waren sehr nett und verständnisvoll und erlaubten mir, früh am Morgen zu arbeiten, weil ich es so vermied, mich der Öffentlichkeit aussetzen zu müssen. Pat organisierte mir sogar ein Haus, das ich mieten konnte.

    »Gina, die Putzfrau«, sagte John immer zu mir, »und zwar die beste von ganz Guisborough.«
    Innerhalb eines Monats nach meiner Entlassung aus dem Gefängnis hatte ich es geschafft, die Sozialarbeiter zu überzeugen, dass für Michael keine Gefahr bestand, wenn er wieder bei mir lebte. Ich war so glücklich an dem Tag, dass ich das Gefühl hatte, schier auf Wolken zu schweben. Ich konnte nicht aufhören, ihn zu umarmen und zu küssen, denn ich befürchtete, ihn wieder zu verlieren, wenn ich ihn nur eine Sekunde losließ.
    Obwohl es herrlich war, ihn wiederzuhaben, war es doch ganz offensichtlich, dass jemand fehlte, wenn wir zusammen waren. Michael erwähnte Paul nie, und ich auch nicht, aber ich bin mir sicher, dass er die Abwesenheit seines Vaters spürte. Ich hätte Paul keinesfalls wiederhaben wollen, samt all der Angst und Gewalt, aber ich konnte nicht leugnen, dass es in unserem Leben eine Lücke gab, seitdem er tot war. Außerdem hatte ich noch Ärger mit meinen Nachbarn.
    Simon schaute bei uns vorbei, sodass ich ihm die dreihundert Pfund, die ich ihm noch schuldete, zurückgeben konnte. Der Nachbar nebenan sah ihn durch die Hintertür kommen. Am nächsten Tag erschien die Sozialarbeiterin und erkundigte sich, wer denn dieser mysteriöse Mann sei.
    »Sie sollen nämlich keine Beziehung zu einem Mann unterhalten«, erklärte sie.
    Es gelang mir, sie zu überzeugen, dass Simon nur ein Freund war, der mir Geld geborgt hatte. Bei ihrem nächsten Besuch kontrollierte sie meine Küchenschränke, um zu sehen, ob ich Michael auch richtig ernährte und für ihn sorgte. Weil sie mir ein paar Pfund die Woche für Michaels
Lebensunterhalt gaben, bis ich selbst genug verdiente, pochten sie auf ihr Recht zu überprüfen, wofür ich das Geld ausgab. Ich wollte aus Angst, dass sie mir Michael wieder wegnehmen könnten, nicht zu viel sagen, erklärte ihnen dann aber doch, dass mir mein Privatleben und meine Würde wichtiger seien als das Geld und ich es lieber nicht mehr bekäme.
    Auch wenn die Nachbarn mich Tag und Nacht beobachteten, ging ich weiterhin mit Simon aus, falls sich die Gelegenheit bot. Ich wusste, dass unsere Beziehung nie mehr als eine gute Freundschaft sein würde. Ich fühlte mich sicher, wenn er bei mir war, und konnte mich der Welt besser stellen.
    An einem Abend, als ich mit John und Julie aus war, lernte ich einen anderen Mann kennen; er hieß Nick. Er war sanft und zurückhaltend. Er hatte sich kürzlich scheiden lassen. Gleich am Anfang unserer Unterhaltung hatte ich das Gefühl, wir würden uns schon ewig kennen. Es war so tröstlich. In dem Pub stand ein Karaoke-Automat, und ich sang gerade »One Moment In Time« und »La Isla Bonita«, denn ich hatte ausreichend Alkohol getrunken, der mir den nötigen Mut machte. In dem Moment sah mich Nick.
    »Ihre Stimme ist fantastisch«, sagte er zu einem von seinen Freunden. »So kräftig und mit so viel Tiefgang.«
    »Der kommst du besser nicht zu nah, Kumpel«, meinte er, »das ist nämlich die, die ihren Mann umgebracht hat.«
    »Das schreckt mich absolut nicht«, eröffnete Nick mir. »Weil Sie nämlich die schönste Frau sind, die ich je gesehen habe. Als ich Ihre Stimme gehört habe, sind mir schier die Haare zu Berge gestanden.«
    Ich lachte, weil er nämlich völlig kahlköpfig war, und mir gefiel die Art, wie er in das Gelächter einstimmte.

    Es bot sich nicht die Gelegenheit, an dem Abend noch einmal zu plaudern, und die Fete hörte dann damit auf, dass Simon mich huckepack die Straße nach Hause schleppte.
    Das nächste Mal, als ich Nick sah, saß ich allein in einem Restaurant und wartete auf Simon; er kam mit einer Gruppe von Freunden herein. Es war ein Mädchen bei ihm, aber er schien es völlig zu vergessen und kam sofort zu mir
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