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Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
Autoren: Gina French
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herüber, um mit mir zu plaudern. Er riss sich erst von mir los, als das Essen serviert wurde und seine Begleitung sich beklagte. Er sagte, sie sei ohnehin nicht seine Kragenweite. Simon tauchte nicht auf, und ich verließ bald darauf das Restaurant und ging wieder in den Black Swan . Ich saß gerade allein an der Bar, als Nick und seine Freunde nach dem Essen hereinkamen. Er fing wieder an, sich mit mir zu unterhalten, aber da war ich schon ein bisschen beschwipst. Jemand sagte etwas Scheußliches zu mir über den Tod von Paul, und da brach ich in Tränen aus. Nick war entsetzt und versuchte, mich zu trösten.
    Wir sahen uns dann wochenlang nicht mehr, wobei Nick später behauptete, dass er die ganze Zeit an mich gedacht habe. Seine Tochter Emma besuchte ihn immer am Samstagabend und blieb über Nacht, und am Sonntag in der Früh kamen die beiden dann in den Black Swan , um Bill und Ben - das sind die beiden Spaniels von John und Pat -, auszuführen. Bei einem ihrer Besuche machte Michael ihnen die Tür auf und begann, mit Emma zu plaudern. Frech wie immer fragte er, ob er mit ihnen in die Berge fahren könne.
    »Das ist mir schon recht, wenn es deiner Mama auch recht ist«, sagte Nick, denn er hatte ein Faible für ihn. Wessen Sohn er war, wusste er nicht.

    Michael rannte los, um mich zu suchen und um Erlaubnis zu bitten. Ich sagte: »Na klar«, denn ich war immer dankbar, wenn sich jemand mit Michael beschäftigte; schließlich war mir bewusst, dass er mit mir keinen Spaß hatte, denn ich hatte ja Angst, auszugehen und fremden Leuten zu begegnen. Nick war noch immer nicht klar, dass Michael mein Sohn war, obwohl diese Spaziergänge sich bald einbürgerten. Erst ein paar Wochen später, als er frühzeitig zu einem Ausflug zum Pferderennen aufkreuzte, sah er, wie ich die Sachen von meiner Putzschicht zusammenpackte und mich zum Heimgehen fertig machte. Wir plauderten sofort wieder, und er fragte, ob er mich anrufen dürfe. Ich gab ihm meine Telefonnummer, und später am Abend rief er dann an.
    Er kam an dem Abend noch zu mir - nass bis auf die Haut wegen eines Unwetters. Es schien das Normalste der Welt, ihm eines von meinen trockenen T-Shirts zu geben und ihm mit einem Handtuch den Kopf trocken zu rubbeln. Wir machten eine Flasche Wein auf und unterhielten uns, bis ich schließlich auf dem Sofa einschlief und er zusah, wie ich schlummerte.
    »Komm am Sonntag zum Mittagessen vorbei«, sagte er vor dem Gehen, »ich kann nämlich kochen.«
    Ich dachte, das wäre wirklich nett. An dem Sonntag, als Michael und ich gerade gehen wollten, rief ich noch einmal an, um mich zu erkundigen, ob alles okay sei; er hatte aber verschlafen, und das Essen war nicht fertig. Um die Scharte auszuwetzen, führte er uns zum Mittagessen aus, und wir gingen hinterher noch spazieren. Ich sah, dass Michael sich in seiner Gesellschaft ebenso wohl fühlte wie ich. Da hatte ich das Gefühl, dass sich die Lücke, die Paul hinterlassen hatte, geschlossen hatte.

    Nick hatte die Fähigkeit, in meinem Gesicht zu lesen, und so konnte er der Art, wie ich ins Nichts starrte, immer entnehmen, dass ich unglücklich war. Manchmal setzte er sich dann einfach neben mich und hielt mich fest, und wenn ich weinte, wischte er mir die Tränen weg. Als er mir sagte, dass er mich liebe, war ich wirklich gerührt, hatte aber Angst, am Ende doch nur wieder verletzt zu werden.
    Da er als Autor im Bereich Technik arbeitete, war er immer viel geschäftlich unterwegs, aber er rief mich ständig an, und ich empfand die Beziehung stets als überaus natürlich und angenehm. Wenn er dann nach Hause kam, fühlten wir uns immer gleich wieder wie eine Familie.
    Es fiel mir noch immer schwer, mich in der Öffentlichkeit zu bewegen, und oft hatte ich Panikattacken, manchmal bis zu acht an einem einzigen Tag. Um mich aus dem Haus zu kriegen, ging Nick mit mir spät in der Nacht oder früh am Morgen aus - denn da konnte ich sicher sein, dass nur ein paar Leute unterwegs waren. Woche für Woche passten wir die Zeit einen Tick an, sodass ich mehr Kontakt mit anderen bekam. Einige Leute waren nicht gerade nett zu mir und beschimpften mich lautstark. Einer fragte Nick sogar, ob er mich übers Internet bestellt hätte, was wir beide sehr beleidigend fanden. Jemand sagte zu Nick, dass ich bloß eine gute Partie machen wolle und auf sein Geld aus sei; daraufhin weinte ich tagelang.
    Auch wenn uns diese Bemerkungen beide aufregten, wusste ich, dass nur eines half: zum einen Ohr rein, zum
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