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Aus der Spur

Aus der Spur

Titel: Aus der Spur
Autoren: Gregory Smith
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unkenntlich zu machen, und rief einen Krankenwagen. Dann wischte er den Apparat mit dem Hemdsärmel ab.
    Der Drache war gesättigt. Er schlüpfte zurück in seinen Käfig, um seine Mahlzeit zu verdauen. Chang für seinen Teil ging in eine Seitengasse und übergab sich ausgiebig auf den schmutzig glänzenden Asphalt.

Kapitel 5
    Unbekannter Anrufer
    Redaktion der Wilmingtoner » Daily Post «
    Normalerweise zog Patrick Flannigan so lange an seiner Zigarette, bis er den Filter schmecken konnte. Er hasste die neuen Vorschriften, die die Raucher aus dem Bürogebäude, das die Redaktion der Zeitung beheimatete, auf einen kahlen Zementhinterhof verbannt hatten. Wie im Gulag war das. Wenn er also seine alten Knochen schon bei jedem Mistwetter vor die Tür schleppen musste, dann sollte es sich auch lohnen. Aber heute war alles anders.
    Flannigan trat seine Zigarette aus und ließ den Stummel neben dem Standaschenbecher liegen. Scheiß drauf! Er war doch nicht der gottverdammte Hausmeister! Und er war auch nicht die Witzfigur, für die ihn das Marketingteam hielt. Apropos: Das Meeting dieser kleinen Scheißer würde bald zu Ende sein. Dann würden sich diese eingebildeten Schnösel zu ihm stellen und mit dem » Glöckner von Notre Dame « eine qualmen. Seine ehemalige Uni hätte die Hälfte dieser Affen nicht einmal aufgenommen. Sollten die doch mal einen Monat lang mit Osteoporose leben. Dann wollte er sehen, wer noch irgendwelche Glöckner-Witze riss!
    Flannigans Kolumne mit dem Titel » Der Stein des Anstoßes « hatte vielleicht keine so große Leserschaft mehr wie einst, aber sie war immer noch der Grund, warum viele die Zeitung überhaupt kauften. Flannigan machte sich jedoch keine Illusionen darüber, was passieren würde, sollte er auch den Rest seiner Leser verlieren. Seit letzter Woche glaubte er allerdings nicht mehr, dass es so weit kommen würde.
    » Ich habe ein Geheiiiimnis… « Flannigan hatte immer noch die Stimme im Ohr, die er eine Woche zuvor am Telefon gehört hatte. Sie war offensichtlich verzerrt gewesen, doch er konnte noch immer die Wirkung nachspüren, die jene Worte in seinem alten Körper entfacht hatten. Wie jeder andere Journalist wurde auch Flannigan immer wieder von Idioten angerufen, aber in diesem Fall hatte er die Schlagzeile geradezu riechen können. Noch war sein Reporterinstinkt nicht eingerostet.
    » Willst du mehr über die zwei Schlitzaugen wissen, die letzte Nacht draufgegangen sind? «
    » Wissen Sie etwas darüber, was nicht in der Zeitung stand? «
    » Ich weiß alles… « Die Stimme klang aufgeregt.
    Flannigan sandte ein stummes Stoßgebet zum Himmel. Alles, was er brauchte, war ein Quäntchen Glück. » Warum wenden Sie sich an mich und nicht an den zuständigen Berichterstatter? «
    » Mir gefällt, was du so schreibst. «
    Ein Fan. Wie nett!
    Die Stimme berichtete Flannigan über die Umstände des Doppelmordes, und zwar viel detaillierter, als die Zeitungen das getan hatten. Den Wahrheitsgehalt dieser Angaben zu überprüfen würde kein Problem darstellen, schließlich hatte der alte Reporter immer noch die entsprechenden Kontakte. Und genauso mühelos würde er an jene Informationen kommen, die der Anrufer als Gegenleistung für seine Gesprächsbereitschaft verlangte: » Das ist mein Angebot: Wenn du kooperativ bist, lasse ich dich als Erster einen Blick auf meine schönen Geschenke werfen. Ich weiß, dass es meine Bestimmung ist, die Welt zu verbessern. Da muss ich mich jemandem anvertrauen, auf den ich zählen kann. «
    » Was wollen Sie von mir? « , fragte Flannigan. Der Telefonhörer in seiner Hand war ganz glitschig vor Schweiß.
    » Zuerst musst du noch einen kleinen Test bestehen. In dem Artikel steht, dass ein Bulle namens Chang die Ermittlungen leitet. Ich möchte seinen vollen Namen, seine Adresse und seine Telefonnummer wissen. «
    » Ich kann doch nicht einfach… « , protestierte Flannigan reflexartig.
    »Wenn du willst, kannst du schon . Also versuch nicht, mich für dumm zu verkaufen. Na, was sagst du? Oder soll ich mich lieber an den Inquirer wenden?«
    » Nein! « Flannigan verabscheute den flehenden Tonfall, den seine normalerweise bellende, raue Stimme angenommen hatte. » Geben Sie mir einen Tag Zeit. «
    Und so hatte Flannigan unversehens den ersten Schritt auf einer langen Reise getan. Es war ihm egal, wohin sie ihn führen würde, wenn am Ende nur das Comeback stand, das er verdient hatte.
    » Also gut. Ich ruf dich morgen wieder an. Und du sagst mir
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