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Aus der Spur

Aus der Spur

Titel: Aus der Spur
Autoren: Gregory Smith
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dunkel, und Chang gefiel das. Es war, als hätten die umliegenden Geschäfte die Augen geschlossen und schliefen. Sie sahen ihn nicht, und sie verurteilten ihn nicht.
    Innerhalb eines halben Monats hatte es zwei Mordfälle gegeben, die für Delaware völlig untypisch waren. Vor vierzehn Tagen der Doppelmord in einem Asia-Markt in Elsmere.
    Tran und Min Nguyen, ein vietnamesisches Immigrantenehepaar, waren erschossen, regelrecht hingerichtet worden. Beide waren an Stühle gefesselt und je zweimal mit einer . 22 er in den Hinterkopf getroffen worden. Die leergeräumte Ladenkasse war keine Überraschung gewesen, was man jedoch von den Lebensmitteln, die man im Schoß der Opfer gefunden hatte, nicht behaupten konnte.
    Chang vermutete, dass der Mörder das kleine Geschäft kurz vor Ladenschluss betreten hatte. Im Laufe der Nacht hatte niemand den Mord bemerkt. Erst der Sohn der Nguyens, der frühmorgens in den Laden gekommen war, um seine Schicht anzutreten, hatte die Tat gemeldet.
    Trotz seiner Tränen hatte Jason Nguyen Changs Fragen klipp und klar beantwortet. Chang war sich bewusst, wie sehr es den Jungen beschämte, in Gegenwart eines Fremden zu weinen. Jasons Eltern waren von allen respektiert worden. Sie hatten keine nennenswerten Schulden; mit ihrem Asia-Markt verdienten sie nicht übermäßig viel, aber doch genug. Kurz vor ihrem Tod hatten sie ihren zwölf Jahre alten Honda Civic durch einen neuen ersetzt, mit dem sie sicher weitere zwölf Jahre lang durch die Gegend getuckert wären. Eine Lebensversicherung hatte das Ehepaar nicht abgeschlossen. Jason war der einzige Erbe, und Chang schloss ihn als Verdächtigen aus.
    Während er in der frühmorgendlichen Finsternis um die Häuserblocks streifte, ließ er in Gedanken die Fotos des Gemüses und der Konservendosen Revue passieren. Wie hingen diese Morde zusammen? Chang musste schleunigst eine Verbindung zwischen den beiden Taten finden, sonst würden Burris und der Rest der örtlichen Polizei den Fall Patel an sich reißen.
    Die Waffe, die Patel getötet hatte, war vermutlich eine . 38 er gewesen, ein größeres Kaliber als die . 22 er, mit der die Nguyens umgebracht worden waren. Die beiden ersten Mordopfer waren gefesselt gewesen, und man hatte ihnen in den Hinterkopf geschossen, dem letzten Opfer dagegen zweimal direkt ins Gesicht. Um seinem Opfer in die Augen zu sehen, brauchte man Mumm. Chang wusste das nur zu gut.
    Oberflächlich betrachtet wirkte der Fall Patel wie ein schiefgegangener Raubüberfall. Aber die Zitrone störte dieses Bild. In Changs Augen war sie wie ein Stein, den man in einen Teich wirft und der das Spiegelbild im Wasser zum Zittern bringt. Er hatte noch nie erlebt, dass ein Dieb einem Toten Obst ins Gesicht matschte. War das eine Botschaft? Eine Warnung?
    Jason Nguyen hatte Chang gegenüber großes Vertrauen gezeigt, als er zugab, dass seine Eltern jeden Monat Schutzgeld an eine vietnamesische Gang zahlten. Der Junge hatte bestimmt nicht bemerkt, dass bei seinem Geständnis eine gefährliche Mischung aus Mitleid und Wut in Chang hochgekocht war.
    Gangs… Chang bemerkte, dass die Sterne verblassten und langsam die Dämmerung heraufzog. Die Straßen und Gassen dieses Stadtteils erinnerten ihn an das von Gangs kontrollierte Viertel, in dem er seine Kindheit und Jugend verbracht hatte. Die Ladenschilder waren auf Englisch, aber trotzdem glaubte er, durch die Schaufenster seinen Onkel Tuen zu sehen. Chang kam an einem Leihhaus vorbei. Eine kleine Jadefigur in der Auslage erinnerte ihn an Tuen und seine Erläuterungen über die Geschichte und spirituelle Bedeutung von Antiquitäten. Sein Onkel hatte dabei das fragliche Kunstwerk immer mit seinen langen Fingern geschäftig hin und her gedreht.
    Der Erinnerung an Tuens gütige Augen und geschickte Hände wurde durch das Schreckensbild seines zerstückelten Körpers verdrängt, den Chang gefunden hatte. Die Tongs hatten gesprochen: Zahlung fällig.
    Hatte Jason Nguyen eine ähnliche Warnung erhalten?
    Onkel Tuen hatte Chang beigebracht, sowohl mit den Erniedrigungen, die das Leben in Chinatown und im weißen Amerika mit sich brachte, als auch mit den Erwartungen, die seine Eltern in ihn setzten, umzugehen. » Verschließ das alles in einer Kugel in deinem Herzen. « Noch jetzt hallte Chang die Stimme seines Onkels in den Ohren: » Konzentriere dich auf das, was zu tun ist. Gib den anderen keine Macht über dich. Führe ein gutes Leben. Das ist die beste Art der Rache… «
    Jason hatte niemanden
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