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Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers

Titel: Aus dem Leben eines plötzlichen Herztoten - Tagebuch eines Tagebuchschreibers
Autoren: FUEGO
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viel auf einmal.« Ein Hamster könnte also kaum Ratspräsident der evangelischen Kirche werden. Papst aber auch nicht, denn »zu Ende April fangen sie an, sich zu begatten«. F. G. Sulzer muss jedoch zugeben: »Die Art, wie diese Tiere ihre Liebeshandlungen verrichten ist mir nicht bekannt, da sie unter der Erde geschieht.« Wie gesagt, ich habe mich hinreißen lassen, diese faszinierenden Werke von der Steuer abzusetzen, obwohl ich wusste, dass ich sie niemals in einem Text verwenden würde, da ich weder für Hamstermagazine noch Gerdmüllerorgane schreibe.
    Vollendete Täuschung
    Heute habe ich zum ersten Mal meine Zahnpasta bei Rewe gekauft, und ich glaube, das könnte zur Gewohnheit werden. Es macht einfach Spaß, die Tube anzuschauen, sie löst in mir ganz zahnpastauntypische Gefühle aus, Heiterkeit, Verblüffung, Staunen, ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll. Die Zahnpasta heißt »Rot Weiss«, und obwohl ich es inzwischen besser wissen müsste, erwarte ich jeden Abend, dass eine rotweißgestreifte Paste aus der Tube kommt. Sie ist aber nur weiß. Ein sanitäres Trompe d’œil. Das ist ganz große Kunst. Hier wird gekonnt mit den Erwartungen des Zähneputzers gespielt. Das ist wie weißes Schwarzbrot oder grüner Rotkohl. So wird Zähneputzen zu einem fast surrealen Akt, oder wäre »Rot Weiss« eher die Zahnpasta der Fluxusbewegung?
    Egomanie
    34% Prozent aller Bürger über vierzehn Jahren haben sich in einer Umfrage dazu bekannt, schon einmal das Internet nach dem eigenen Namen durchforstet zu haben. Ich bin auch über vierzehn und muss zugeben, dass ich das ebenfalls schon mal getan habe. Natürlich auch nur einmal. Am Tag. Öfter würde sich nicht lohnen, weil sich da nicht so viel verändert. Ich bringe es im Moment auf 30600 Treffer bei Google, was schon mal besser war. Meine Frau bringt es allerdings nur auf sieben Treffer. Sechs davon, weil sie Mitglied des Fördervereins im Gymnasium unserer Tochter ist. 30600 und 7, diese Zahlen vermitteln einem erst mal sehr anschaulich die eigene Bedeutung, die allerdings außerhalb des Internets stark abnimmt. Im Rahmen eines Beziehungsgesprächs bringt der Satz: »Wie redest du denn mit einem, der 30600 Treffer hat«, überhaupt keine Vorteile. Das macht nicht den geringsten Eindruck. Nur in Kollegenkreisen kann man einen gewissen Neid damit hervorrufen, obwohl dort das so genannte »Ego-Googeln« eigentlich verpönt ist, jedenfalls darf man es nicht zugeben. Wer Ego-googelt fühlt sich schuldig, das ist so etwas wie onanieren. Wobei es sich beim Onanieren um eine Tätigkeit mit gewissen Höhepunkten handelt, während das Selbergoogeln häufig deprimierend wirkt. Wenn man beispielsweise feststellen muss, dass seit Wochen nichts Neues über einen geschrieben wurde, außer in einem Artikel in einer Dresdner Zeitung. Ein Totalverriss einer Lesung, die ich eigentlich als ganz gelungen im Gedächtnis behalten hatte. Anscheinend war sie das aber gar nicht. Den größten Teil der Treffer machen Angebote von Buchhändlern und -Versendern aus. Es ist frappierend, wie viele Firmen es gibt, die anderen Menschen meine Bücher zuschicken wollen. Man könnte fast glauben, die wollten sie unbedingt loswerden. Auch der längst verstorbene Bischof Christian Zippert und die Dortmunder Spedition Zippert & Co mischen sich unter die Treffer für meinen Namen, dabei ist auffällig, dass es so gut wie keine Verrisse über Speditionen gibt. Man könnte ja immerhin anmerken, dass sie manchmal einen Hänger haben oder überladen wirken. Auch der Bischof wird fast ausschließlich positiv beurteilt. Das gibt mir zu denken. Wahrscheinlich sollte ich umschulen und Spediteur für theologisches Gedankengut werden.
    Famous last words
    In diesem Monat starb, wie statistisch nicht anders zu erwarten war, Elisabeth Noelle Neumann. Ihre letzten Worte sind leider nicht überliefert, aber grundsätzlich sollte sich jeder, der im Sterben liegt, bemühen, mit einer originellen Wendung auf den Lippen zu verenden. Goethes letzte Worte waren bekanntlich: »Mehr Licht«, Oscar Wilde soll geäußert haben: »Entweder die Tapete oder ich, einer von uns beiden muss gehen«, Jesus sagte: »Es ist vollbracht«, und Hemingway sagte: »Ich glaube, ich habe den Herd angelassen.« Die letzten Worte müssen sitzen, denn man kann sie normalerweise nicht noch mal sprechen. Außer man ist der Dalai Lama. Bei der aktuellen Ausgabe handelt es sich schon um die sechzehnte Wiedergeburt, er konnte also seinen
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