Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Titel: Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
Autoren: Earl Warren
Vom Netzwerk:
nachströmende ersetzt. Dabei beschleunigte sich die Rotation. Die Tornado-Wolke bildete ihren gefürchteten Rüssel und saugte nach oben, was er zu packen bekam.
    Durch die Rotation entstand im Zentrum des Tornados ein Vakuum. An seiner Grenze wirbelten die Luftmassen so rasch, dass Strohhalme regelrecht durch hölzerne Hauswände und dicke Balken »geschossen« wurden. Traf der Tornadorüssel auf seinem Weg ein Haus oder einen Lastwagen, riss er die Luft in der Umgebung so schnell weg, dass die im Haus oder dem Truck enthaltene nicht so rasch entweichen konnte.
    Der dort entstehende Überdruck entlud sich dann explosionsartig und ließ Gebäude oder geschlossene Fahrzeuge in einem Tornadorüssel zerplatzen, als ob Sprengstoff explodiert sei. Der Tornado war unvorhersehbar; nicht aus jedem Tief entstand einer. Selten dauerte er länger als eine Stunde und wanderte mit seinem höchstens eine Meile umfassenden Saugrüssel meist nicht weiter als fünfzig Meilen.
    Doch innerhalb seiner Bahn zerstörte er alles.
     
    *
    Phoebe schloss rasch das Fenster. Sie lief zur Treppe und stolperte auf der fünften Stufe. Sie sah undeutlich eine Bewegung und einen Holzstiel, der ihr zwischen die Füße geraten war. Dann schoss sie auch schon kopfüber hinunter und drückte dabei die Schrotflinte ab, die sich krachend entlud. Benommen blieb die Farmerin unten an der Treppe liegen.
    Sie hörte wieder die Stimme: »Phoebe.«
    Niemand war zu sehen. Doch als Phoebe nach ihrer Schrotflinte fasste, trat ein in einem derben Arbeitsschuh steckender Fuß sie weg. Die junge Frau schaute hoch – und sah Ted Addams, der auf sie niedergrinste.
    Er zeigte Phoebe den Besenstiel, mit dem er sie auf der Treppe zu Fall gebracht hatte. Der Farmer warf den Besen weg.
    »Ich bin hinten durchs Fenster eingestiegen«, sagte er. »Jetzt bist du dran, Phoebe. Ich habe dich oft genug gewarnt.«
    Die Farmerin setzte sich auf. Ihr rechter Fuß schmerzte und schwoll an. Er war verstaucht oder sogar gebrochen.
    »Warum hast du das getan?«
    »Sue-Ann Nolan war meine Geliebte.« Das Nymphchen hatte also auch mit ihm etwas gehabt. »Schon deshalb wollte ich mich an dir rächen, weil mich dein Bruder um meine Gespielin gebracht hatte. Und die Farm will ich auch. Hättest du mich geheiratet, würde ich sie von dir geerbt haben.«
    Er hatte Phoebe, hätte sie seinen Heiratsantrag angenommen, nach der Heirat ermorden wollen.
    Verzweifelt versuchte die Farmerin, Zeit zu gewinnen.
    »Du steckst also hinter dem Spuk? Wie hast du das alles zustande gebracht?«
    »Ich bin ein guter Stimmenimitator.« Er sprach mit Randys Stimme weiter: »Den kalten stinkenden Hauch brachte ich mit einem Blasebalg zustande, in dem ein präpariertes Stück Eis steckte. Zu schleichen und keine Spuren zu hinterlassen, lernte ich schon als Kind von einem Indianer. Wenn das nicht war, schnallte ich mir Holzstücke unter die Schuhe, so dass nur die viereckigen Abdrücke blieben, die ihr euch nicht erklären konntet. Die Leiche, die du nachts im Farmhof liegen sahst, ist eine Schaufensterpuppe gewesen.«
    »Und der Dunst über Randys Grab?«
    »Dazu kann ich nun wirklich nichts. Das war ganz normaler Dunst oder Nebel vom Wasser. – Jetzt, Phoebe, werde ich dich zur Burr-Eiche bringen und dort erhängen. Es wird wie ein Selbstmord aussehen. Dann kaufe ich deine Farm billig auf.«
    »Der Tornado...«
    »Stört mich nicht, sondern ist eine willkommene Ablenkung, damit keine unliebsamen Zeugen erscheinen. Wegen dieses verdammten Hill traute ich mich nicht früher zuzuschlagen. Der Tornado berührt die Starr-Farm so wenig wie meine.«
    Addams sagte das ganz überzeugt. Er packte Phoebe – er war viel stärker, als man bei seiner langen, dürren Statur vermutete – schleppte sie zur Haustür und schloss sie von innen auf. Als er Phoebe auf die Veranda schleppte, stutzten beide.
    Der schwarze Wolkenrüssel, der Erde und Ackerfrüchte aus dem Boden riss und eine verheerende Schneise zog, war schon ganz nahe. Und er raste genau auf die Starr-Farm zu, was vorher nicht abzusehen gewesen war.
    Die Farmerin nutzte Addams' Schrecksekunde, um sich loszureißen. Ein stechender Schmerz durchzuckte sie, als sie auf den verletzten Fuß trat. Doch sie gelangte ins Haus, warf Addams die Tür vor der Nase zu und drehte den Schlüssel um. Der Farmer hämmerte mit seinen Fäusten gegen die Tür.
    »Lass mich rein, Phoebe!«
    Die junge Frau dachte nicht daran. Sie humpelte in den Keller. Hier hatte sie eine
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher