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Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)

Titel: Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
Autoren: Earl Warren
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intakt bist, stoßen deine Aussagen über den Spuk auf der Farm auf ein ganz anderes Interesse.«
    Phoebe war so wütend, dass sie völlig die Beherrschung verlor. Wie auf allen Farmen in Texas, waren auch hier Waffen im Haus. Die Farmerin raste nach nebenan und holte eine Mehrlader-Schrotflinte aus dem Gewehrständer.
    Sheriff Delgado erschrak, als sie damit zurückkehrte. Abwehrend streckte der Phoebe die Hand entgegen.
    »Mach keine Dummheiten, Mädchen! Wenn du schießt, machst du dich nur unglücklich! Dann wirst du mit Sicherheit nicht auf deiner Farm bleiben.«
    »Luke Delgado!«, rief Phoebe. »Verschwinde von meinem Grund und Boden und lass dich ohne Haussuchungsbefehl und richterliche Erlaubnis nie wieder darauf blicken. Sonst schieße ich dir eine Schrotladung in deinen fetten Hintern! – Raus!«
    Der Sheriff schaute die junge Frau böse an und verließ das Haus. In der Diele setzte er seinen hochkronigen Stetson auf. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stieg er in seinen dunkelblauen Oldsmobile mit dem Sheriffsemblem auf den Türen und fuhr in einer Staubwolke weg.
    Die Hühner gackerten hinter ihm her. Phoebe lehnte sich an die Wand, als der Sheriff fort war, und wischte sich über die Stirn.
    »Puh«, sagte sie.
    Sie dachte, wenn das die ganze Hilfe sei, die eine Bedrohte in ihrer Lage vom Gesetz erwarten konnte, dann könnte man es getrost abschaffen. Die verbitterte junge Frau war auf sich gestellt. Allenfalls von Ted Addams konnte sie noch Hilfe und Zuspruch erwarten. Doch er war nicht ständig da.
     
    *
    Ted Addams kam erst am Abend. Der peitschendünne Farmer hatte seinen besten Anzug angezogen und hielt einen Blumenstrauß in der Hand. Phoebe, die gerade aus dem Stall kam, einen Eimer mit Abfall in der Hand, im Overall und mit derben Gummistiefeln, hätte fast herausgeprustet, als sie ihn sah.
    »Ich will dich in einer ernsten Angelegenheit sprechen, Phoebe«, sagte der Farmer.
    »Ist jemand gestorben?«, fragte Phoebe burschikos. »Warte solange im Haus. Gieß dir schon einen Whisky ein, oder nimm dir Milch oder Limonade. Du weißt ja, wo alles steht.«
    Phoebe beeilte sich, die restlichen Arbeiten rasch zu erledigen. Ganz fertig wurde sie nicht. Das wurde man auf einem Bauernhof nie. Sie eilte ins Haus, stellte sich rasch unter die Dusche und zog sich um. Phoebe wählte ein duftiges Sommerkleid mit einem nicht zu tiefen Ausschnitt, der ihren hübschen Busen betonte.
    Sie wollte gut aussehen, da war sie eine typische Frau.
    Addams saß in der großen Wohnstube mit den Tragebalken, die an der Decke hervortraten. Sie waren bemalt und zeigten künstlerische Schnitzereien. Phoebe hatte sich bemüht, zwischen Altem und Neuem einen harmonischen Einklang auf der Farm zu schaffen. Ob es ihr immer gelungen war, wusste sie nicht – sie hoffte es.
    Der Farmer stand auf, als Phoebe leichtfüßig die Treppe herunterkam. Er gab ihr die Blumen, die Phoebe in eine Vase stellte.
    »Du siehst wunderschön aus«, sagte er.
    Phoebe überspielte ihre Verlegenheit mit einem Lächeln.
    »Jetzt rück schon heraus mit der Sprache, Nachbar. Warum bist du so ernst und so feierlich.«
    »Bitte setz dich, Phoebe.«
    Die junge Frau holte sich zuerst eine Limonade. Addams nahm auf der vorderen Sesselkante ihr gegenüber Platz.
    »Einmal kommt im Leben jedes Menschen der Tag, wo er sich darüber klar werden muss, ob er zu seinen Gefühlen stehen will oder nicht«, begann Addams eine wohlgesetzte Rede. »Ich bin nicht mehr der Allerjüngste, aber ein gutsituierter Mann in den besten Jahren. Mit gehört eine stattliche Farm, und ich glaube, nicht mehr unerfahren zu sein und einer Frau Liebe und Sicherheit bieten zu können. – Das Leben ist nicht immer leicht. Für einen einzelnen Menschen ist es mitunter kaum zu bewältigen, denn wir alle werden vor Aufgaben gestellt, die zu lösen uns schwerfällt, und es bleibt niemand von Krankheiten sowie Schicksalsschlägen verschont. Deshalb ist es nur gut, wenn Mann und Frau sich verbinden, um das Leben gemeinsam zu meistern. Auch steht schon in der Bibel geschrieben: Es ist nicht gut für den Menschen, dass er allein sei. – Die Familie ist der Grundpfeiler unseres Staates. Sie ist die Verwirklichung und die Grundlage der gegenseitigen Zuneigung der Ehepartner und gibt den heranwachsenden Kindern Geborgenheit und einen sicheren Hort.«
    Phoebe staunte darüber, dass sich jemand so antiquiert ausdrücken konnte. Addams sprach, als hätte er seinen Text aus einem Almanach aus der Zeit um
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