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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Autoren: Stan Carry
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mit dem Nahen Osten zu sehr sorgte.
Ein schlechtes Gewissen, lässt überall Gespenster erscheinen, dachte er.
    Langsam wurde es Zeit zu demissionieren und seine
politischen Ämter niederzulegen. Die Pension eines Staatssekretärs war ja auch
nicht schlecht. Den heraufziehenden Skandal würde er sowieso ohne Blessuren
politisch nicht überleben. Was soll´s, zu arbeiten brauchte er nicht mehr, der
Deal mit dem Irak hatte ihn zu einem reichen Mann gemacht. Sicher, durch die
bevorstehende Pressehatz, die seine Geschäfte mit dem Nahen Osten geißelten,
würde seine Familie an Reputation verlieren. Sich aber jetzt darüber zu sorgen,
würde nichts ändern.
    Als er Lübeck schon lange hinter sich gelassen
hatte und auf der Bundesstraße 76 noch circa dreißig Minuten bis zu seinem
Chalet brauchte, fiel ihm siedendheiß ein, dass Roger noch nie in Bosau war.
Rasch ließ er sich die lange Liste seiner Liebhaber Revue passieren und überlegte,
welche Liebesutensilien sie zurückgelassen haben könnten. Es wäre ihm peinlich,
wenn Roger sein Cottage gleich beim ersten Blick als Lasterhöhle erkennen
könnte, hatte er doch alle seine Liebhaber seiner neuen Liebe bislang
verheimlicht.
    Kurz vor Bosau fing es an  zu nieseln 
Scheußlich, dachte er und schaute auf das Außenthermometer seines Daimlers.
„Null Grad“, grummelte er vor sich hin, „eine Temperatur, bei der sich Glatteis
bilden kann“.
    Langsam glitt sein Wagen nach Bosau rein. Das
Dorf lag wie ausgestorben vor ihm. Die trüben Straßenlaternen befunzelten
schwach den schmalen Gehsteig. Nur gegenüber seines Chalets schien Licht durch
die Fensterscheiben seines unmittelbaren Nachbarn. Nach der nächsten seichten
Kurve, würde das Chalet im Lichtkegel seiner Scheinwerfer liegen.
Regenbogenfarben schillerten auf dem Asphalt, die Straße musste ölverschmiert
sein. Langsam fuhr sein schwerer Wagen in die Kurve. Als er aufblendete, lag
sein Haus im Lichtkegel goldgelb vor ihm. Vor dem Tor hielt er an.
    Dann wurde die Beifahrertür aufgerissen, die
großkalibrige Pistole zeigte auf seinen Kopf. Ein vermummter langer Kerl
zwängte sich auf den Beifahrersitz und herrschte ihn an, nach Kiel zu fahren.
    Auf der einstündigen Fahrt folgte ihnen ein
großer Wagen. So sehr er sich auch bemühte, einen Volvo konnte er nicht
erkennen. Es war vielmehr ein Geländewagen, vielleicht ein Toyota.

Kapitel 4
     
    Kiel, Montag, 13.02.1995, 09.12 Uhr .
     
    Die Schlechtwetterfront aus dem Osten hatte
Norddeutschland erreicht. Die Meteorologen warnten vor starken Schneefällen.
Das Thermometer fiel binnen weniger Stunden von drei Grad plus auf sieben Grad
minus. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen bereiteten sich die
Regierungsbezirke, die Landkreise, die Städte sowie alle Straßenmeistereien auf
eine mögliche Schneekatastrophe vor. Der Dezember 1978, als Norddeutschland im
Schneechaos versank, war allen noch in schrecklicher Erinnerung. Diesmal wollte
man vorbereitet sein. Alle verfügbaren Räumfahrzeuge wurden mit einer Mischung
aus Sand und Salz beladen, das Personal in eine Rufbereitschaft versetzt.
Beängstigend schnell fiel nun auch das Barometer.
     
    Dann war es soweit. Mit unbändiger Kraft stürmte
es los. Vereinzelte Böen waren so heftig, dass Gischt von der Förde bis in die
Innenstadt getragen wurde. Der Schnee aber machte das Sturmchaos erst komplett.
Zarte und filigrane Schneeflocken, kaum größer als Reiskörner, wirbelten von
überall heran. Im Nu waren alle Dächer, Straßen und Plätze eingeschneit. Der
Straßenverkehr bewegte sich nur noch im Schritttempo durch die Straßen. Der
sonst pulsierende Verkehrslärm war kaum noch wahrnehmbar. Stattdessen war um so
mehr das Heulen und Tosen des Schneesturmes zu hören.
    Im Vorgarten der Praxis duckten sich unter dem
Unwetter die Büsche links und rechts neben dem Hauseingang. Die Kälte hatte die
Blätter des immergrünen Rhododendrons eingerollt. Hanson stemmte sich gegen den
Sturm und hüllte sich enger in seinen Trenchcoat ein. Das Winterfutter des
Mantels hing in seinem Dienstzimmer. Er hatte vergessen, es einzuknüpfen. Mit
hochgeschlagenem Kragen und bis in die Stirn gezogenem Hut stiefelte er auf der
Zuwegung zu den Praxisräumen seines Zahnarztes. Der Sturm peitschte ihm die
Schneeflocken und Eiskristalle ins Gesicht und zerrte an seinem Mantel. Die
Kälte kroch ihm durch das dünne Tuch bis ins Mark. Die Eiskristalle als auch
die schneidende Kälte schmerzten. Aber keine Frage, seine
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