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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Autoren: Stan Carry
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Wege?
     
    „Wollen wir uns in Russisch oder Deutsch
unterhalten“, fragte Wagner sein Gegenüber mit einem devoten Unterton in seiner
Muttersprache und fügte ohne die Antwort abzuwarten hinzu:
    „Mir persönlich ist Russisch lieber, Deutsch
beherrsche ich nur sehr schlecht“.
    Gelangweilt, als wollte er sein Sprachgenie
unter Beweis stellen, antwortete der Blender überheblich:
    „Ist mir völlig gleichgültig, ich spreche beide
Sprachen perfekt, von mir aus also in Russisch.“
    Wagner legte das große Kuvert auf den Tisch und
erklärte, „in diesem „Honigtopf“ sind zwei kleine Briefumschläge mit insgesamt
einhunderttausend Mark, davon bekommen Sie Fünfzigtausend jetzt und den Rest
später“. Dann erklärte er bis zum allerletzten Detail den Auftrag, nicht ohne
noch einmal resolut darauf hinzuweisen, dass nichts, aber auch gar nichts nach
Auftragserledigung gefunden werden dürfe.
    Nachdem sich Wagner die Kieler Telefonnummer
notiert hatte, unter der dieser Heinrich in der Fördestadt zu erreichen sein
würde, gab er ihm die Portraitaufnahme der Zielperson und einen Umschlag mit
der ersten Geldtranche.
    Dann erhob Schukow sich und flüsterte, als er
sich zum Gehen abwandte:
    „Den restlichen Inhalt des „Honigtopfes“
erhalten Sie, wenn der Auftrag erledigt ist. Ich werde mich unter der Kieler
Telefonnummer bei Ihnen melden“, erklärte er rau.
    Geld, dachte Schukow, ist immer eine starke
Motivation. Da braucht keiner erpresst zu werden, da muss man niemanden
hätscheln, muss man nicht auf ein verklemmtes Ego Rücksicht nehmen. Selbst die
stärksten Charaktere knickten beim Geld ein. Es kam immer nur auf den Preis,
auf die Höhe des Agentenlohnens an. Hatte doch auch er sich durch Geld zu
diesem Job überzeugen lassen, schämte Schukow sich ein wenig.

Kapitel 3
     
    Zwischen Bonn und Bosau, Freitag, 10.02.1995,
19.00 Uhr
     
    Angst, nein, Angst hatte er nicht. Aber seitdem
der schwere Volvo längere Zeit zurückgeblieben und nicht mehr in seinem
Rückspiegel zu sehen war, war ihm wohler. Diese schwarzhaarigen, levantinischen
Insassen mahnten ihn an seine dunklen Geschäfte, die im Nahen Osten das labile
militärische Gleichgewicht erheblich verschieben würden. Was aber, wenn es
keine Levantiner, sondern Kaukasier waren, die ihm gefolgt waren? Nein, Kaukasier
konnten es nicht sein. Unmöglich, die hatten keinen Grund, ihm Böses zu wollen.
Sie hatten pünktlich geliefert und waren fürstlich entlohnt worden. Die
jüngsten Geschäfte mit ihnen, waren nur zu ihrem eigenen Vorteil. Alles war
vorbereitet, alles war in trockenen Tüchern, alles wartete geduldig und tickte
vor sich hin.
    Wenn ihm jemand folgte, dann waren es Typen aus
dem Nahen Osten, vielleicht Israelis. Nur deren Mossad war zuzutrauen, seine
Adresse in Bonn und Bosau recherchiert zu haben. Alle anderen würden an der
Auskunftssperre scheitern, mit der alle Regierungsmitglieder in sämtlichen
Dateien in dieser Republik belegt waren.
    Aber wahrscheinlicher war es, dass der Zufall
seine Hände im Spiel hatte. Dass ein Volvo seit seiner Abfahrt aus Bonn an seiner
Stoßstange klebte, war kein Wunder bei der Verkehrsdichte, die sich jeden
Freitag als Blechlawine aus dem Kölner Großraum Stoßstange an Stoßstange
hinauswälzte.
    Und seine privaten Telefon- und Handynummern
kannte nur sein Freund, der sicher schon in Richtung Bosau unterwegs war.
Vielleicht schaffte er ja noch, rechtzeitig in Bosau einzutrudeln. Dann, ja
dann hätten sie noch zwei gemeinsame Nächte, bevor sie sich in Hamburg für den
Flug nach Kanada einchecken lassen mussten. Es war das erste Mal, dass er
zusammen mit Roger in Urlaub fuhr. Roger hatte darauf bestanden, quasi als
Probezeit für ihr zukünftiges gemeinsames Leben. Anschließend, wenn dieser
Urlaub harmonisch verlief, würde er sich als Homosexueller outen und mit Roger
zusammenziehen. Das gesellschaftliche Erdbeben würde seine Familie überleben.
Für seine Mutter aber würde eine Welt zusammenbrechen, hoffte sie doch immer
noch auf Enkelkinder von ihrem heißgeliebten Sohn. Aber verbiegen wollte er
sich nicht mehr. Das hatte er viel zu lange getan. Jahr für Jahr hatte er nach
außen ein anderes Leben führen müssen, um den Schein des Normalen wahren zu
können. Seine Familie sollte endlich kapieren und akzeptieren, dass er schwul
war.
    Jetzt setzte der Volvo zum Überholen an und
brauste an ihm vorbei. Dann, als die Rückleuchten nicht mehr zu sehen waren,
wusste er, dass er sich wegen der Geschäfte
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