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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Autoren: Stan Carry
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tragischen, fast schon klassischen
Konflikt zu entfliehen.
    Aber war er nicht angetreten, um Veränderungen
herbeizuführen? Hatte er nicht monatelang die einschlägigen Akten und Dossiers,
die ihm auf Grund seines Dienstgrades und seiner Funktion zur Verfügung
standen, studiert und die fähigsten Männer gegeneinander abgewogen und schließlich
eine Bestenauslese vorgenommen, bis er endlich seinen Mephisto gefunden hatte,
einen exzellenten Praktiker des Kalten Krieges, der stets mit viel Geschick
bemüht war, dass aus dem Kalten Krieg kein heißer wurde. Ja, diesen Oberst galt
es heute dem Komiteevorsitzenden zu empfehlen. Nein, er konnte sich nicht
drücken, er musste sich entscheiden. Langsam gewann das Pro über das Kontra die
Vorherrschaft. Nun hatte er sich entschlossen, jetzt wollte er mit einem Ja für
die alte, vergangene Ordnung stimmen. Die geheime Sitzung musste zu einem
Erfolg geführt werden. Wie ein Dürstender, der immer nur ans Wasser denkt,
dachte er als Entschlossener immer nur an den Erfolg. Ein Erfolg musste her.
Nur dann ließen sich die Voraussetzungen zur Wiederherstellung der alten
Verhältnisse in Russland schaffen. Und Russland war zu einem Erfolg verdammt,
wollte es weiterhin die Rolle in der Welt spielen, die ihm zustand. Es gab
keine andere Alternative. Nur ein Ja kam für ihn jetzt in Frage. Er würde den
Oberst dem Komitee vorschlagen. Dieser ließ sich sicherlich dingen und war als
ahnungsloses Werkzeug optimal geeignet.
    Sein Lada folgte einem Wegweiser nach Moskau.
Die Landstraße wand sich nun sanft in die geschwungene Ebene hinein, dann waren
die ersten Häuser der Außenbezirke erreicht. Die grauen, verkommenen
Plattenbauten, die früher wie an einer Schnur aufgezogne Perlen wirkten,
verbreiteten jetzt nur Trostlosigkeit. Die Stadt zeigte sich wie
ausgeschlachtet. Riesige Reklametafeln waren die einzigen Farbkleckse in dieser
Tristesse. Wie es schien, waren Pepsi, McDonalds und Marlboro die neuen Götzen
in seinem geliebten Land.
    Die Sonne warf schon kürzere Schatten und würde
in ungefähr drei Stunden ihren Zenit erreichen. Der Bodennebel hatte sich fast
gelichtet, die restlichen Nebelbänke trieb der seichte Wind fort. Stattdessen
machte sich nun der für Moskau typische Industriedunst breit. Alles in allem
begann ein schöner Tag heraufzuziehen. Möglich, dass er noch prächtiger enden
würde. Vielleicht endete er für Russland viel, viel segensreicher.
    In der Innenstadt war der Verkehr dichter und
der Fahrstil der Autofahrer aggressiver. Unter einem steinernen Lenin, dessen
Sockel mit obszönen Graffitis besprüht war, kassierte ein tschetschenischer
Zuhälter seine Nutten ab. Ein Revolvergriff lugte aus seinem Hosenbund hervor.
Schlimmer konnte es kaum werden, höchste Zeit, dass sich in Russland etwas
änderte. Mit festem Entschluss gab er unbewusst mehr Gas, als wollte er so
schnell wie möglich das Hotel erreichen, um alles hinter sich zu bringen. Sein
Lada bog mit quietschenden Reifen in den Puschkinprospekt ein und schoss über
die Brücke der Moskwa in Richtung Kreml. Von der früher hier quirligen,
lärmenden Eile und Hast war nichts mehr zu spüren. Wie in Trance schlichen die
Fußgänger sorgenvoll auf dem breiten Boulevard ihren Zielen entgegen. Der
ständige Kampf ums tagtägliche Überleben hatte ihre Gesichter gezeichnet. Ihre
Sorgen waren nicht die seinen. Er hatte andere. Würde er noch rechtzeitig das
Hotel erreichen?
    Die sich auf dem Zebrastreifen balgenden
Lausbuben sah er im letzten Augenblick.
    Nur mit einer Vollbremsung brachte er seinen
Lada noch rechtzeitig zum Stehen, was dem Fahrer der viertürigen Limousine
hinter ihm nicht vergönnt war. Der schwere Wolga knallte mit lautem Getöse in
seinen Lada. Auch die nachfolgende Rostlaube eines Kleintransporters
     kam
nicht mehr zum Stehen und krachte in den Wolga. Jetzt war der Termin in der
Erimetage nicht mehr zu halten. Er würde zu spät kommen. Plötzlich hatte er
wieder einen trockenen Gaumen und ein unglaubliches Verlangen nach einem Wodka.
In solchen Augenblicken vermisste er den Wodka, sehr sogar.
    Seinem Dienstausweis, der ihn als
Militärstaatsanwalt auswies, war es zu verdanken, dass ihn die Unfallaufnahme
nicht lange aufhielt. Sein Wagen musste abgeschleppt werden. Ein
dienstbeflissener Milizionär fuhr ihn mit seinem Streifenwagen zum Treffen ins
Hotel, in dem die kleine verschworene Versammlung schon tagte. Die geschlossene
Tür zum Konferenzzimmer öffnete er leise, schlüpfte
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