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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten
Autoren: B McGilloway
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»Leibliche Verwandte?«
    »Seine Mutter lebt in Derry. In Galliagh«, erwiderte McEvoy. An
ihrem Ton erkannte ich, dass die Beziehung zwischen den beiden Frauen nicht gut
war.
    »Wir müssen uns mit ihr in Verbindung setzen.«
    Sie nickte und warf den Kopf ein wenig nach links.
    Schließlich bat ich sie um ein Foto. Ich benötigte ein Gesicht zu
dem Namen Kielty. Überdies galt er ja genau genommen noch als vermisst. Elena McEvoy
ging nach nebenan, und ich hörte sie eine Schublade aufziehen. Sie kehrte mit
einem Farbfoto von Kielty zurück, auf dem er lächelnd auf dem Bett lag, seine
kleine Tochter behaglich in die Armbeuge geschmiegt.
    »Das ist erst ein paar Wochen alt. Ich hoffe, das ist okay«, sagte
sie.
    »Das ist sehr gut«, erwiderte ich. Dann fügte ich hinzu: »Ich
fürchte, ich benötige auch den Namen von Martins Zahnarzt.«
    Nun verzog sie das Gesicht voller Widerwillen, als ihr aufging, was
das bedeutete.
    Als wir wieder im Auto saßen, rief ich Patterson an und
erstattete Bericht. Er versprach mir, jemanden zu Kieltys Mutter zu schicken,
während ich die zahnärztlichen Unterlagen beschaffte. Dann fragte ich Hendry
nach der Gruppierung, die er genannt hatte: The Rising – der Aufstand, wie in
Easter Rising, dem Osteraufstand von 1916.
    Zehn Minuten später reichte er mir in seinem Büro drei Fotos. Das
erste Bild zeigte einen jungenhaften Mann, der gerade aus einem Haus trat, eine
Kappe trug und die Fäuste in die Jackentaschen geschoben hatte.
    »Charlie Cunningham«, sagte Hendry.
    Ich betrachtete das nächste Foto. Es zeigte einen älteren Mann, von
Statur und Größe her der Rausschmeißertyp, mit sehr kurzen Haaren. Auf dem Hals
prangte ein Tattoo: ein Spinnengewebe.
    »Tony Armstrong. Hat gesessen, weil er während der Unruhen einen
Polizisten erschossen hat.«
    Ein weiteres Foto. Diesen Mann schätzte ich auf vierzig bis fünfzig;
der Kopf war kahl rasiert. Seine breite Stirn überschattete die Augen, und er
sah direkt in die Kamera. Er kam mir bekannt vor.
    »Jimmy Irvine.« Hendry tippte auf das Foto. »Alle drei sind Ex-Paramilitärs.
Alle drei haben wegen Mordes gesessen. Alle sind Hardliner, die sauer über den
politischen Prozess sind. Es kotzt sie an, dass man ihnen sagt, sie müssten die
Waffen niederlegen, der Krieg sei vorbei.«
    »Wo ist die Verbindung?«
    »Sie haben eine Antidrogeninitiative namens The Rising gegründet.
Eigentlich kleine Fische, aber eines haben sie aus ihren früheren Verbindungen
gelernt: Wenn du politischen Einfluss in einer Gesellschaft willst, gib den
Leuten, was sie wollen. Sie zählen darauf, dass sie mehr Zustimmung bei den
Wählern bekommen, wenn die Gemeinden in der Gegend sehen, dass sie sich um das
Drogenproblem ›kümmern‹.«
    »Wie ›kümmern‹ sie sich denn darum?«
    »Bisher hauptsächlich dadurch, dass sie Leute zur Strafe verprügeln.
Deshalb habe ich bei Kielty auch nicht gleich an sie gedacht. Sie haben bisher
niemanden getötet. Vor etwa zwei Monaten haben sie versucht, in Derry vor dem
Kino einen Dealer zu erschießen, aber das haben sie vermasselt.«
    Ich erinnerte mich an den Fall. Ein junges Paar war aus der
Spätvorstellung gekommen und aus einem vorbeifahrenden Auto beschossen worden.
Die Frau wurde am Arm getroffen.
    »Ein bisschen amateurhaft, ehrlich gesagt. Wenn man jemanden
erschießen will, sucht man sich doch wenigstens eine Stelle, wo man gut auf ihn
zielen kann, oder?«
    »Ich weiß nicht, ob das dieselbe Masche ist«, wandte ich ein.
»Kielty wurde erstochen und dann verbrannt. Das sieht nach einer spontanen Tat
aus, nicht nach etwas Geplantem.«
    »Unterschätzen Sie diese Leute nicht. Vor ein paar Wochen haben sie
in Galliagh in Derry einen jungen Burschen geteert und gefedert, und dann haben
sie seinem Geschäftspartner die Kniescheiben zerschossen. Die haben keine
Angst, sich weiterzuentwickeln – ihre Methoden zu ändern.«
    »Glauben sie nicht, dass die bloß versuchen, den Drogenhandel in der
Gegend selbst zu kontrollieren?«
    »Anscheinend nicht«, sagte Hendry. »Nach allem, was uns von der
Straße zugetragen wird, sind diese Jungs Schläger, aber sie haben nicht das
Geld, um in Ware zu investieren. Sie scheinen rein politisch motiviert zu sein.
Alles, was die wollen, ist die Unterstützung der Öffentlichkeit. Die Leute mit
ihrer Antidrogenkampagne hinter sich zu bringen, sich in ein paar Bezirken zu
etablieren und dann nach und nach ein paar ihrer extremen politischen
Vorstellungen unter die Leute zu
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