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Aufstand der Gerechten

Aufstand der Gerechten

Titel: Aufstand der Gerechten
Autoren: B McGilloway
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hatte. Er hatte Kieltys Freundin in Plumbridge
ausfindig gemacht.

4
     
    Ich traf Jim Hendry und eine junge Polizistin, die er mir
als Woman Police Constable Tara Carson vorstellte, gleich hinter der Grenze. Er
hatte angeboten, mich nach Plumbridge zu bringen, eine kleine Ortschaft wenige
Meilen außerhalb von Strabane. Patterson hatte mich erst nicht fahren lassen
wollen, doch schließlich hatte er nachgegeben, weil er selbst wusste, dass ich
derjenige sein sollte, der Kieltys Partnerin aufsuchte, da ich bei Kieltys Tod
zugegen gewesen war. Ich rief Burgess auf der Wache an und bat ihn, einen
unserer Uniformierten, Paul Black, zur Scheune zu schicken und den Leuten von
der Spurensicherung zu helfen.
    Unterwegs nach Plumbridge erkundigte Hendry sich auf die ihm eigene
schroffe Art nach dem Brand und meinen Verletzungen und teilte mir dann mit,
was er über Kielty in Erfahrung gebracht hatte.
    »Bei der Drogenfahndung ist er ziemlich bekannt. Er ist ein kleiner
Dealer. Oder war es. Es heißt, er hätte versucht, sich einen Namen zu machen.
Hat hauptsächlich hier bei uns operiert, bis die Paramilitärs ihn vertrieben
haben. Er hat zwei Mal gesessen – zum ersten Mal mit achtzehn wegen schwerer
Körperverletzung, dann mit zweiundzwanzig wegen Diebstahls. Er ist in das Haus
einer alten Frau außerhalb von Donemana eingebrochen. Hat sie mit einer Spritze
voll Blut bedroht und über vierhundert Pfund mitgenommen, die sie in ihrer
Matratze versteckt hatte. Die Frau war so verängstigt, dass sie das Haus nicht
mehr verlassen wollte. Ein paar Monate später ist sie an Herzversagen gestorben,
allerdings konnte man das nie mit Kieltys Einbruch in Verbindung bringen.
Seitdem hat er sich aus Schwierigkeiten rausgehalten.«
    »Bis jetzt«, sagte ich.
    Das Haus von Kieltys Freundin lag am Ende einer Straße mit
Reihenhäusern. In der Mitte des kleinen Rasens vor dem Haus wuchs ein einsamer
Hortensienbusch, dessen spitze Zweige ohne Laub waren, die dünnen Blütenblätter
wirkten im kraftlosen Sonnenlicht durchscheinend.
    Aus dem Haus drangen die lauten Stimmen einer amerikanischen
Talkshow. Die Haustür bestand aus weißem PVC und zwei schmalen
Milchglasscheiben, durch die wir sehen konnten, wie sich drinnen jemand
bewegte. Hendry klingelte und trat dann zurück. Wir sahen, dass jemand zur Tür
kam, dann wurde knirschend ein Schlüssel gedreht.
    Die junge Frau, die uns öffnete, wirkte um die achtzehn Jahre alt.
Ein brauner Bob rahmte die weichen Züge ihres runden Gesichts ein. Sie hatte
helle, leuchtend grüne Augen und eine schmale Nase, ihre vollen Lippen öffneten
sich, als hätte sie jemand anderen erwartet. Sie lächelte fragend und legte ein
Baby, das erst wenige Monate alt sein konnte, von der linken an die rechte
Schulter.
    »Ja?«, fragte sie. Es war eine echte Frage, nicht die Feststellung,
mit der man im Norden häufig begrüßt wurde. Ich meinte, einen englischen Akzent
herauszuhören.
    »Ich bin Detective Inspector Jim Hendry«, stellte Hendry sich vor.
»Wir würden gerne mit Ihnen über Martin Kielty sprechen.«
    Aus ihrer Miene sprach nach wie vor nur milde Verwirrung.
    »Ist etwas passiert?«, fragte sie und beruhigte das Baby, das beim
Klang ihrer Stimme unruhig geworden war.
    »Es ist vielleicht besser, wenn wir reingehen«, sagte Hendry und
nickte sachte in Richtung Nachbarhaus, wo eine ältere Dame uns unverhohlen
durchs Fenster beobachtete.
    Ich lächelte ihr zu, sie machte ein finsteres Gesicht.
    Kieltys Freundin stellte sich als Elena McEvoy vor. Sie
führte uns ins Wohnzimmer und bat uns, Platz zu nehmen, während sie das Baby in
einen Bastkorb legte. Sie trug ein Kleid mit Rosenmuster, und als sie sich
setzte, strich sie sich über Po und Oberschenkel, damit der Rock ihres Kleides
auch die Beine bedeckte. Die Geste drückte Würde und Anstand aus, und ich
korrigierte meine erste Schätzung ihres Alters. Sie legte eine Hand auf den
Rand des Korbs und schaukelte ihn sanft, während wir uns unterhielten.
    »Wie heißt es?«, fragte Tara Carson und betrachtete den Säugling.
    »Anna.«
    »Sie ist wunderschön. Wie alt ist sie?«
    »Drei Monate«, erwiderte Elena McEvoy und lächelte stolz.
    Hendry sah zu mir und zwinkerte.
    »Also, ist etwas passiert?«, fragte McEvoy. Sie war es offensichtlich
gewohnt, dass die Polizei bei ihr klingelte. Ihre Frage sagte mir zudem etwas
über die Leiche in der Scheune. Falls das ihr Freund war, dann war sie auch
daran gewöhnt, ihn tage- oder nächtelang nicht zu sehen
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