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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten
Autoren: Wolf Haas
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vergessen.
    Und Anfang März taucht der Brenner auf einmal wieder auf. Aber nicht als Polizist, sondern als Privatdetektiv. Es war nämlich eine Versicherungsgeschichte. Die Toten sind ja die amerikanischen Schwiegereltern vom Vergolder Antretter gewesen. Dazu mußt du wissen, daß sie steinreich gewesen sind. Beide über achtzig und steinreich. Ist ja schon der Vergolder selber steinreich, bestimmt der reichste Mann in Zell, weit vor dem Eder, weit vor dem Bürgermeister und meilenweit vor dem Fürstauer. Aber gegen seine Schwiegereltern ist der immer noch ein armer Schlucker gewesen.
    Natürlich haben sich die Zeller darüber gewundert, daß der zuerst als Polizist verschwindet, also der Brenner, und dann taucht er drei Wochen später als Privatdetektiv wieder auf. Dann hat sich herausgestellt, daß es eine Versicherungsgeschichte war, von der amerikanischen Versicherung aus, weil es da ja um viel, viel Geld gegangen ist. Ja, was glaubst du! Die haben aber nicht ihren eigenen Detektiv aus Amerika herübergeschickt, weil erstens Sprachprobleme, und zweitens ist es ja viel einfacher. Und billiger und effizienter und überhaupt, wenn sie ein hiesiges Detektivbüro beauftragen. Die haben dann einen Vertrag mit einem Wiener Detektivbüro gemacht, Detektivbüro Meierling hat das geheißen.
    Jetzt hat es sich zufällig ergeben, daß der Polizist Simon Brenner, Kriminalinspektor oder welchen Rang der gehabt hat, bei der Polizei gekündigt hat. Jetzt muß man wissen, daß der 19 Jahre bei der Kripo gewesen ist, weil mit 25 hat er angefangen, und jetzt ist er 44 gewesen. Aber er hat es nie richtig weit gebracht bei der Kripo. Das war aber nicht der eigentliche Grund für seine Kündigung, weil der nie besonders ehrgeizig gewesen ist. Mehr so ein ruhigerer Typ, eigentlich ein netter Mensch, muß ich ehrlich sagen.
    Jetzt hat der aber vor drei Jahren einen neuen Chef gekriegt, den Nemec, der ja auch im Jänner hier in Zell aufgekreuzt ist. Und den hätte ich auch nicht unbedingt als Chef haben müssen. Ich persönlich habe überhaupt nichts gegen die Wiener, sind auch nette darunter, und überall gibt es solche und solche. Aber der ist so ein richtiger typischer Wiener gewesen. Jedenfalls haben die zwei überhaupt nicht miteinander gekonnt. Der Nemec war jung und ehrgeizig, und seine Abteilung hat unbedingt die beste sein müssen. Und der Brenner, wie soll ich sagen, nicht daß er ein schlechter Polizist gewesen wäre, bestimmt nicht. Aber mehr ruhiger, gemütlicher, und der Nemec hat ihn von Anfang an nicht haben wollen.
    Da ist es vom ersten Tag an mit Bemerkungen losgegangen, das ist jetzt drei Jahre her, und hier in Zell, wie den ganzen Jänner nichts herausgekommen ist, hat der Nemec wieder versucht, dem Brenner die Schuld hinzuschieben. Dann hat es sich der Brenner überlegt und hat seinen Job hingeschmissen.
    Wenn du heute 44 bist und seit 19 Jahren bei der Polizei, dann überlegst du dir so was, und da muß ich ehrlich sagen, Hut ab, weil der hat in dem Moment überhaupt keine Aussicht auf was anderes gehabt.
    Dann ruft ihn aber ein paar Tage später der Meierling an, also der Chef von dem Detektivbüro Meierling. Für die ist der Brenner natürlich ideal gewesen, weil er den Fall gekannt hat. Andererseits ist es ohnehin nicht oberstes Gebot gewesen, sagen wir, daß der Brenner jetzt den Fall unbedingt lösen muß. Weil es ist ja in erster Linie eine Versicherungssache gewesen.
    Soviel ich weiß, war es mehr quasi aus formellen Gründen, also daß jemand anwesend ist, bis die Versicherungsangelegenheiten abgeschlossen sind. Und das kann Jahre dauern. Damit die Versicherung später sagen kann, schaut her, wir haben alles getan, uns kann keiner was vorwerfen, wir haben sogar noch unseren eigenen Mann hingeschickt, wie die Polizei den Fall schon längst aufgegeben hat.
    Daß der den Fall dann wirklich löst, das hat ja zu dem Zeitpunkt überhaupt kein Mensch wissen können.
    Und heute muß ich wirklich sagen, Hut ab vor dem Brenner, weil einem anderen wäre das nicht so leicht gelungen. So einer wie der Nemec ist viel schneller mit dem Kopf, und bei einem anderen Fall ist der vielleicht wieder der Bessere. Aber wie es hier gewesen ist. Die Leichen im Lift Ausländer. Kein Zeuge, keine Spur, kein Motiv, kein gar nichts! Da ist der Brenner wieder der Richtige gewesen.
    Wenn man den so gesehen hat in Zell, wäre man nicht leicht darauf gekommen, daß der ein Privatdetektiv war. Obwohl – der war kein Geheimdetektiv. Hat es
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