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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten
Autoren: Wolf Haas
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wenn ich nicht arbeite?»
    «Ich geh nicht in die Arbeitslose.»
    « Das wird unseren letzten Leser interessieren.»
    «Nichts nächster Fall.»
    « Da wird unser letzter Leser volles Verständnis dafür haben!»
    «Horch zu, Mandl, entweder du redest jetzt normal –»
    «Oder du erzählst mir, wie du das herausgefunden hast.»
    «Was denn, Mandl?»
    «Daß die Deutsche mit keinen Händen dran die Schwester vom Vergolder ist.»
    «Das ist dein Verdienst gewesen, Mandl.»
    «Du, das überrascht mich jetzt überhaupt nicht.»
    «Wie die gefälschten Schecks aufgetaucht sind, die der Lorenz mit dem Namen von den beiden Parsons signiert hat.»
    «Einmaliges Zeichentalent, der Lorenz. Da ist eine Unterschrift nichts.»
    «Und sicher weißt du auch noch deine Überschrift von dem Artikel.»
    «Einmaliges Schreibtalent, der Mandl. Einmalig! Aber da mußt du mir jetzt helfen.»
    «Auferstehung der Toten.».
    «Jajaja, obwohl gar nicht Ostern gewesen ist.»
    «Wie hast du das damals eigentlich gemeint?»
    «Ja, wenn die Parsons nach ihrem Tod noch Schecks ausstellen. Müssen sie ja fast auferstanden sein. Bei Jesus ist das auch nicht anders gewesen.»
    «Also Plural: die Toten. Genitiv: der Toten.»
    «Ja, sag einmal, Brenner!»
    «Aber bei Jesus, da hätten wir Singular: Auferstehung des Toten.»
    «Ja, sag einmal, Brenner, zu was fragst du mich das alles?»
    «Wozu, Mandl, man sagt: wozu! Und wie heißt es richtig, wenn die Vergolder-Schwester auferstanden ist?»
    «Da heißt es, aha! Wieder: Auferstehung der Toten.» «Genau. Weil zu was haben wir eine Grammatik.»
    « Da wird unser letzter Leser stolz auf dich sein, Brenner. Und die Tote ist nach fünfzig Jahren auferstanden, nur damit sie zwei andere umbringt. Praktisch unchristliche Auferstehung.»
    «Vielleicht hat sie ihren Bruder ja nur nervös machen wollen.»
    « Hat aber nicht gezogen. Sie taucht nach fünfzig Jahren wieder auf, aber die Zeller erschrecken einfach nicht. Gespenst vollkommen vergessen. Muß es ein bißchen umrühren in Zell. Geschichten herumerzählen. Heidnische Kirche aufhetzen.»
    «Aber ihr erschreckt immer noch nicht.»
    «Genau, da erschrecken wir nicht so schnell. Also muß das Gespenst noch ein bißchen mehr umrühren.»
    «Aber ihr erschreckt immer noch nicht, genau, Mandl.»
    «Doch, da sind wir schon erschrocken, ich und mein Leser, daß da bei uns Tote mit dem Schilift fahren.»
    «Aber nur, weil sie keine Tageskarte gehabt haben.»
    «Geh, Brenner, was tust du in der Nacht mit einer Tageskarte. Aber eines mußt du mir schon noch erklären. Wieso ist das Gespenst so umständlich. Ich meine, Gespenster sind doch normal nicht so umständlich. Normal nimmt so ein Gespenst einen Revolver. Aber nicht Schilift.»
    «Außer das Gespenst hat keine Hände mehr.»
    «Logisch, außer das Gespenst hat keine Hände mehr. Da ist es mit den groben Liftschaltern besser dran.»
    «Das war’s dann, Mandl.»
    «Aber wie bringt dich so ein Gespenst dazu, daß du dich in der Nacht in den Schilift setzt? Wie lockt es dich da?»
    «Ganz einfach.»
    Der Brenner hat es gar nicht richtig gemerkt. In der linken Hand hat er noch den Hörer gehalten, aber wie wenn der rechte Zeigefinger einen eigenen Willen gehabt hätte. Hat der einfach auf die Gabel gedrückt, und weg war der Mandl.
    Da muß man ehrlich sagen, der Mandl hat einfach kein Talent zum Journalisten gehabt. Jedes Detail hat ihn interessiert. Aber wie der Lorenz von seinen Eltern aufgerieben worden ist, vom Vergolder und seiner Schwester, einer brutaler als der andere. Da hätte der Mandl eine Tragödie draus machen können, praktisch griechische, aber nein.
    Jetzt, gibt es vielleicht doch eine Telepathie oder ding, weil in dem Moment, wo sich der Brenner denkt, schade um die Kati Engljähringer, und vielleicht ruf ich sie noch einmal an, Zeit hätte ich ja, läutet das Telefon schon wieder, und natürlich wieder der Mandl:
    «Die Antretter-Schwester hat der Polizei erzählt, daß es der Lorenz war, der den Liftschlüssel und die Schecks bei seinem Onkel organisiert hat.»
    «Wird schon so gewesen sein», sagt der Brenner.
    Weil die Elfi, die hat jetzt einen toten Vater gehabt, der offiziell nie ihr Vater gewesen ist. Und die Schule abgebrochen. Und Stelle natürlich auch keine mehr. Und der Lorenz tot. Und die einzige, die sich um sie gekümmert
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