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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten
Autoren: Wolf Haas
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vorgekommen, daß sich seine Kopfschmerzen verdoppeln. Er hat nervös mit den Fingern auf das Handschuhfach geklopft, das ist aus Holz in Johnny seinem alten Chevrolet, aber das Klopfen hat nichts genützt, und da sagt der Brenner.
    «Um Gottes willen, fahr ein bißchen schneller!»
    «Ich bin nicht die Feuerwehr», sagt der Taxler, zieht eine halbgerauchte Virginia aus seiner Sakkotasche und zündet sie an.
    Jetzt hat der Brenner aber gewußt, daß er nur ein paar Stunden Zeit hat, weil wenn er gegen Abend nicht zurück ist, wird die Wirtin aus lauter Angst doch noch zur Polizei laufen.
    «Ich sag es dir jetzt zum letztenmal im guten, daß du schneller fahren sollst!» schreit der Brenner.
    Jetzt aber verlangsamt der Taxler Johnny Goggenberger noch demonstrativ sein Tempo.
    «Und ich sag dir jetzt zum letztenmal im guten, daß mein Chevy in 23 Jahren nicht über 70 gefahren ist und heute auch nicht.»
    Jetzt ist das aber nur die halbe Wahrheit gewesen. Weil kurz darauf haben Augenzeugen den rosaroten Chevrolet mit weit über hundert in Richtung Zell rasen gesehen.
    Die haben sich gewundert, weil dem Johnny seine Fahrweise weit und breit bekannt gewesen ist. Und sie haben ja nicht wissen können, daß der Brenner neben ihm sitzt und seine nagelneue
Glock
auf den Taxler richtet. Jetzt ist der Brenner natürlich froh gewesen, daß er vorgestern doch noch einmal auf einen Sprung beim jungen Perterer vorbeigeschaut hat.
    «Scheiß mich an, das wird dir noch einmal leid tun», sagt der gemütliche Chauffeur.
    «Wenn du noch einmal sagst, drück ich ab.»
    In der anderen Hand hat der Brenner schon das Autotelefon gehabt und über die Auskunft dem Andi seine Telefonnummer erfragt. Aber es ist dann nur seine Mutter da, und natürlich: keine Ahnung, wo der Andi ist.
    «Neues Fahrtziel Preußenstadl», sagt der Brenner zum Johnny, immer noch mit der Pistole in der Hand. Nach ein paar Minuten ist der Chevrolet da gewesen.
    «Schau, so geht’s auch, Johnny», sagt der Brenner und steigt aus.
    «Du bist ein Spinner, scheiß mich an!» sagt der Johnny und fährt so rasant los, als hätte er es gar nicht bemerkt, daß ihn kein Mensch mehr mit einer Pistole bedroht.

     

13
    Der Preußenstadl hat zwar ausgesehen wie eine Almhütte, aber nicht, daß du glaubst: primitiv. Weil der hat vier Stockwerke mit 52 Wohnungen gehabt, also innen topmodern mit zwei Aufzügen. Und da hast du nie lange warten müssen, bis der Aufzug kommt, weil wenn der eine ganz oben gewesen ist im vierten Stock und du hast im Parterre gewartet, ist dafür der zweite Lift dahergekommen.
    Aber der Brenner hat jetzt nicht den Lift genommen. Die. Handlose hat zwar im dritten Stock gewohnt, aber irgendwie hat der Brenner an diesem Tag was gegen Lifte gehabt, du darfst ja nicht vergessen: Kopfweh und dann die ganze Aufregung, da geht einer vielleicht lieber zu Fuß, bevor er in einen Lift steigt.
    Die Deutsche hat eine ostseitige Garconniere im dritten Stock bewohnt. Die Haustür vom Preußenstadl hat sie ihm mit dem Summer geöffnet, praktisch im selben Augenblick, wie der Brenner die Klingel gedrückt hat. Er hat sich gewundert, daß sie nicht einmal fragt, durch die Sprechanlage, wer es ist, sondern einfach den Summer drückt. Aber natürlich. Er hat nicht gewußt, daß der Preußenstadl-Eingang mit einer Kamera überwacht wird. Möchte man glauben, ein Detektiv muß so was bemerken, aber hat er so wenig damit gerechnet, daß hinter dem Hirschgeweih eine Kamera steckt, daß er es nicht bemerkt hat.
    Jetzt, wie er in den dritten Stock hinaufkommt, sieht er schon, daß eine von den Wohnungstüren nur angelehnt ist, also praktisch: Komm herein. Er klopft aber kurz an, mehr formhalber, und dann geht er hinein. Jetzt ist er natürlich nicht überrascht, daß die Deutsche nicht allein ist. Weil er ist ja hergekommen wegen dem Andi, und so hat es ihn auch nicht überrascht, daß der Andi da ist. Aber er hat nicht erwartet gehabt, daß außer dem Andi und der Deutschen noch wer da ist. Und der Andi hat schon verschreckt ausgesehen, aber die Clare Corrigan ist so blaß gewesen: Weiß ist nichts dagegen.
    Das Licht kann es aber nicht gewesen sein, weil die Deutsche hat ganz normal ausgesehen, und wenn man bedenkt: eine alte Frau, hat die sogar recht gesund ausgesehen.
    Jetzt hat die Deutsche einen gläsernen Couchtisch in ihrem Wohnzimmer gehabt, und um den sind die drei herumgesessen und haben geschaut, wie der Brenner bei der Wohnungstür hereinkommt.
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