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Auferstehung der Toten

Auferstehung der Toten

Titel: Auferstehung der Toten
Autoren: Wolf Haas
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hast: Rehab-Zentrum.
    Der rosarote Chevrolet ist direkt vor dem
Hirschenwirt-Eingang
gestanden. Wie der Brenner die Autotür öffnet, natürlich sofort der bestialische Virginiagestank. Aber nichts, der Brenner hat dem Johnny nicht in den Chevrolet gekotzt.
    Er hat sich auf den Beifahrersitz fallen lassen, und der Taxler ist gleich losgefahren. Natürlich genauso langsam wie immer. Aber jetzt ist ihm der Brenner richtig dankbar dafür gewesen. Er sagt:
    «Bist du sicher, daß es der Lorenz ist?»
    Aber der Johnny hat nur siegesgewiß gelächelt. Eine knappe halbe Stunde hat er für die 15 Kilometer Landstraße gebraucht, dann hat er sich schon vor dem Gasthaus eingeparkt.
Zum Seewirt
hat es geheißen, aber ausgesehen hat es mehr wie eine verlotterte Likörstube.
    Da ist es halb zwölf gewesen. Der Brenner war nur froh, daß er endlich aus dem verstunkenen Chevrolet aussteigen kann. Auf dem Parkplatz die Luft ist ihm herrlich vorgekommen, eine herrliche Bergluft, weil der
Seewirt
liegt ja schon ziemlich hoch, so auf fünfzehnhundert Metern wird der schon liegen, und gleich der Wald dahinter. Jetzt hat der Brenner zuerst einmal ein paar tiefe Atemzüge gemacht.
    Um so schlimmer natürlich, wie er die Wirtshaustür öffnet. Weil in der Küche haben sie schon wieder das Fett aufgewärmt. Ranzig, hat sich der Brenner gedacht und hat sich in der Gaststube umgesehen. Da ist aber um die Zeit noch kein Mensch gesessen. Aber noch bevor sich der Brenner und der Taxler hingesetzt haben, sind schon hastige Schritte über den Gang gekommen. So Schritte, wie wenn eine Frau mit Schlapfen über einen Steinboden schlurft. Außer den Schlapfen hat die Wirtin eine weiße Kleiderschürze angehabt, die sie wahrscheinlich nur jeden Samstag wechselt. Und wie gesagt, es ist Freitag gewesen.
    Jetzt fragt sie nicht einmal, ob die beiden etwas trinken möchten, sondern muß sofort die ganze Geschichte loswerden. Weil natürlich, sie hat Angst gehabt, daß man ihr etwas anhängen will. Sie ist vor dem Tisch stehengeblieben und hat den Brenner die ganze Zeit ängstlich angeschaut, wie sie erzählt hat.
    «Wir haben Sperrstunde um zwölf. Aber oft, wenn nichts los ist, sperren wir schon um zehn oder elf zu, wann eben der letzte Gast gegangen ist. Das Geschäft geht nicht gut hier heroben. Seit mein Mann tot ist, ist es jedes Jahr schlechter geworden. Nur im Winter, weil die Schifahrer vorbeikommen, geht es halbwegs. Im Sommer schlecht, und jetzt gar nicht. Nur ein paar Kartenspieler.»
    Jetzt darfst du nicht vergessen, daß der Brenner noch nichts gefrühstückt hat, nicht einmal einen Kaffee. Aber er hat die Frau auch nicht unterbrechen wollen, also fischt er sich einfach den Brotkorb von der Anrichte herüber, weil gleich neben ihrem Tisch ist eine Anrichte gewesen. Die alte, trockene Brotscheibe von gestern ist jetzt genau das richtige für ihn gewesen.
    «Gestern sind die Kartenspieler aber länger gesessen, der Fulterer, der ist Forstgehilfe, und der Ingenieur Brokal vom Kraftwerk und der Bankdirektor und der Fandl vom Geschäft unten. Die sind jeden Mittwoch hier und tarockieren. Normalerweise so ungefähr von acht bis zehn, aber diesen Mittwoch ist ein Fußballspiel gewesen, das haben sie sich hier angeschaut, ein paar andere sind auch noch dagewesen, weil heute haben sie zwar alle einen Fernseher, aber ein paar schauen immer noch lieber im Gasthaus.
    Wie das Spiel aus war, sind die anderen gegangen, und der Ingenieur Brokal und der Fulterer haben auch schon gehen wollen. Aber der Bankdirektor will noch tarockieren, weil der ist schon in Pension und muß nicht auf in der Früh. Und da sind sie doch noch geblieben.
    Um elf ist noch der Leitinger gekommen, der war betrunken und hat sich noch ein Bier bestellt. Gegen halb zwölf hör ich noch ein Auto vorfahren. Dann kommt ein Mann herein, den hab ich noch nie gesehen. Er ist so weiß im Gesicht. Daß ich ihn schon fragen will, was er hat. Und die Kartenspieler haben auch geschaut. Aber bevor ich noch dazu gekommen bin, daß ich was sage, hat er sich schon einen doppelten Obstler bestellt und ex hinunter. Dann noch einen Doppelten und noch einen. Der Leitinger, selber besoffen, hat zu ihm gesagt: Du hast aber einen Durst.
    Aber der Fremde hat es gar nicht gehört. Daß du geglaubt hast, der hört und sieht nichts, was rund um ihn passiert. Dann noch einen Doppelten und wieder ex hinunter. Kurz nach zwölf hören die Kartenspieler auf und wollen gehen. Ich kassiere, auch beim Leitinger, und
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