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Auf vier Pfoten zur Millionenbeute

Titel: Auf vier Pfoten zur Millionenbeute
Autoren: Stefan Wolf
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nichts, die Rothaarige. Sie wollte Werthammer mit Falschgeld betrügen, wie er berichtet. Zwanzig gefälschte Hunderter hatte sie hingeblättert. Einen Euro sollte er ihr rausgeben, weil die Ohrringe 1999 Euro kosten. Aber was so ein Zierrat-Krämer ist, der kann nicht nur Schund von Kostbarkeiten unterscheiden – der sieht auch mit einem Glupsch, wenn ihm jemand Falschgeld hinlegt. Nur hätte er’s ihr nicht gleich sagen dürfen. Dann wäre sein Kopf jetzt noch heil. Die Scheine hat sie mitgenommen, die Ohrringe nicht.«
    Sie erzählte, was sich abgespielt hatte.
    *
    Der Fluss führte Niedrigwasser.
    Tim und Gaby schlenderten Hand in Hand den Uferweg entlang. Sie hatten über den Fall Werthammer gesprochen, Mutmaßungen wegen des Falschgeldes angestellt und das Thema dann abgeschlossen.
    Â»Was macht der denn da?« Gaby streckte die Hand aus.
    Tim spähte. Tatsächlich! Unten am Steilufer, an einer Stelle, die nur von hier einzusehen war, kauerte ein Typ hinter den Büschen. Er war dicht am Wasser, hätte hineinpatschen können.
    Stattdessen nahm er Zeitungen von dem kniehohen Stapel neben sich und warf sie hinein. Eine nach der anderen.
    Zeitungen, die aufs Viertelformat zusammengefaltet waren, träge losschwammen und alsbald untergingen.
    Â»Spinnt der?«, empörte sich Gaby. »Der verstopft den Fluss. Das ist doch unzulässige Beseitigung von Altpapier.«
    Â»Du sagst es!«, stieß Tim durch die Zähne. »Aber gleich hört er auf.«
    Das Steilufer war nur auf allen Vieren zu begehen. Doch Tim sprang hinunter wie ein Sensationsdarsteller. Er trat zwei, drei Steine los. Fast gleichzeitig mit ihnen landete er bei dem Zeitungspaket.
    Wie angestochen fuhr der Typ herum und in die Höhe. Für einen Moment sah es aus, als wollte er sich ins Wasser stürzen. Dann ließ sein Schreck nach. Er machte schmale Augen und eine Faust.
    Â»Kannst du nicht lesen?«, fragte Tim. »Alle hundert Meter steht ein Schild.Es ist strengstens verboten, irgendwelche Abfälle in den Bach einzuleiten, zu werfen, zu streuen.«
    Â»Na und? Ist es dein Bach? Spiel dich nicht auf!«
    Der Typ mochte Anfang zwanzig sein, war grobschlächtig und hatte noch vor Kurzem mit einer Skinhead-Frisur sein oberes Ende gekrönt. Jetzt waren Stoppeln nachgewachsen. Und etwa so lang wie sein Fünf-Tage-Bart. Im linken Ohr steckte ein Goldknopf. Gekleidet war er sportlich-chic, sogar teuer.
    Â»Es ist nicht mein Fluss«, sagte Tim ruhig. »Aber für unsere Umwelt sind wir alle verantwortlich. Also Schluss mit dem Blödsinn!«
    Â»Und das bestimmst du?«
    Tim seufzte. »Ich finde die Verbote sehr vernünftig und ich mag diesen Fluss. Deshalb wirst du jetzt dein Altpapier nehmen und damit abzischen. Überall in der Stadt stehen Abfallcontainer. Außerdem kann man Altpapier verkaufen.«
    Jetzt passiert’s, dachte er. Der wird handgreiflich und ichmuss ihm eine kleben. Dann kann er seinen Stoppelbart innen abkauen.
    Doch es kam anders. Stoppelkopf hatte Tim rasch gemustert. Mit dem Ergebnis, dass es ratsamer sei nachzugeben. Aber erst kehrte er noch den Maulhelden raus.
    Â»Dass ich dich in die Brühe werfe, ist die Sache nicht wert. Also, dann werde ich mal...«
    Sprach’s, bückte sich und hob den Stapel auf.
    Heh!, dachte Tim verblüfft. Das ist ja gar kein Altpapier. Das sind brandneue Zeitungen von heute. Alles Ausgaben vom Tageblatt. Ich schnall ab!
    Stoppelkopf klemmte sich den Packen von schätzungsweise fünfzig Zeitungen unter den Arm und begann, das Steilufer hochzuklettern, wobei er keuchte und Flüche murmelte. Es war mühsam.
    Oben stand Gaby und strafte den Kerl zusätzlich mit geringschätzigem Blick.
    Schwitzend trollte er sich den Uferweg entlang, wo er dann abbog zum Parkplatz hinauf.
    Â»Er hat nur neue Tageblätter«, sagte Tim. »Heutige Ausgabe, so viel ich sehen konnte. Wieso wirft er die ins Wasser? Sicherlich – nicht jedermann ist einverstanden mit Leitartikeln und Kommentaren. Aber ist das ein Grund, gleich die ganze Auflage zu vernichten?«
    Gaby staunte nur kurz.
    Â»Du! Ich ahne was. Die sind alle geklaut. Jeden Morgen passiert das zwischen vier und sechs Uhr. Beim Pressehaus, wo die Zeitungspakete auf der Rampe liegen. Zum Abholen fertig für die Zusteller, die dann in ihren Bezirken die Zeitungsröhren füllen.«
    Â»Aber da werden nur einzelne Zeitungen
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