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Auf vier Pfoten zur Millionenbeute

Titel: Auf vier Pfoten zur Millionenbeute
Autoren: Stefan Wolf
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hinüber, wo teuerstes Glitzerzeug in den Auslagen funkelte.
    Zwei Perlenohrringe mit Korallenverzierung zogen den Blick ihrer Blauaugen an. Das wäre was! Leider kosteten sie 1999,- Euro.Zu viel also für Taschengeldbezieher. Aber man darf ja noch träumen.
    Soeben wurde der Samtvorhang – die Sichtblende zwischen Schaufenster und Geschäftsraum – geöffnet. Ein Herr mit grauen Schläfen und Schnurrbart-Gesicht beugte sich über die Auslagen. Er hatte nur vier Ringe an seinen zehn Fingern, was für einen Juwelier wenig ist, und griff nach den Ohrgehängen.
    Für einen Moment fing er Gabys Blick auf.
    Sein Lächeln entblößte die Goldkronen und er zögerte. Hätte er die Ohrringe lieber ihr verkauft als jener Kundin im Laden? Gaby sah, dass es eine elegante Schlampampe war – mit langem Kupferhaar, Sonnenbrille und hellem Leinenkostüm.
    Kein Typ für Perlen, dachte sie. Smaragde müsste sie tragen. Na, von mir aus.
    Ihr Interesse erlosch. Sie wandte sich ab und hielt – vergebens – Ausschau nach Tim. Dann schlenderte sie zum nächsten Geschäft, wo wertvolles Porzellan verkauft wurde – im Moment freilich nicht.
    Tim!, dachte sie. Komm endlich! Wir wollen doch runter zum Fluss und am Ufer spazieren.
    Sie bummelte zurück, wieder bei Werthammer vorbei. Der Vorhang war noch offen und sie blickte ins Geschäft. Was sie sah, nahm ihr den Atem.
    Gibt’s das?
    Genau in dieser Sekunde sackte der Juwelier bewusstlos zusammen. An der Stirn würde sich vermutlich eine gewaltige Beule bilden. Dort hatte ihn ein Schlag mit der Bracket-Clock getroffen, einer schweren Tischuhr aus dem vorigen Jahrhundert.
    Sie gehörte ihm, die Uhr, und stand sonst als Zierde auf dem Tresen. Dass sie jemals zur Hiebwaffe wurde, hätte sich der Geschmeidehändler vermutlich nicht träumen lassen.
    Jetzt hatte die Rothaarige damit zugeschlagen.
    Weshalb?
    Gaby war wie gelähmt vor Schreck. Aber sie sah, wie die Frau ein Bündel Euros – ausnahmslos Hunderter – vom Tresen grapschte. Werthammers Geld? Kaum. Offenbar ihr Geld, mit dem sie die Ohrringe bezahlen wollte. Die befanden sich inzwischen in einem ledernen Schmuckbeutel und der lag auf dem Tresen.
    Eine Räuberin!, schoss es Gaby durch den Kopf. Sie tut so als ob, will aber gar nicht kaufen, sondern... Nanu! Sie stopft das Geld in ihre Handtasche. Doch den Beutel lässt sie liegen. Jetzt rennt sie zur Tür.
    Als die Frau ins Freie stürmte, verstellte ihr Gaby den Weg.
    Â»He, Sie! Stehen bleiben! Sie haben den Juwelier niedergeschlagen. Stehen bleiben, sonst schreie ich die Leute zusammen und die Polizei wird auch gleich...«
    Die Frau wollte in die andere Richtung, wirbelte aber zu ihr herum. Gaby sah nicht viel vom Gesicht. Sonnenbrille und Ponyfransen verdeckten die Hälfte. Die Nase war schmal und gut geformt, der Mund stark geschminkt. Jetzt pressten sich die Lippen hart aufeinander und die Frau griff in ihre Handtasche.
    Â»Halt den Mund! Sonst schieße ich!«, zischte sie.
    Ohne sich dessen bewusst zu werden, streckte Gaby die Hände in die Höhe.
    Â»Hände runter!« Die Frau blickte argwöhnisch umher. Wurden Passanten aufmerksam? Das fehlte noch.
    Ohne die Hand aus ihrer Ledertasche zu nehmen, bewegte sie sich rückwärts bis zur Hausecke. Eine schattige Gasse tat sich dort auf, führte zu einem Parkplatz.
    Gaby rührte sich nicht. Sie hatte die Hände herunter genommen und drückte die Finger an ihre Jeans.
    Die Frau verschwand in der Gasse. Es war sinnlos hinterherzulaufen – allenfalls gefährlich. Außerdem brauchte Werthammer Hilfe.
    Gaby eilte in das Geschäft.
    *
    Der Notarztwagen fuhr ab – mit dem Juwelier an Bord, dem es freilich schon besser ging. Auch der Polizeiwagen räumte das Feld. Gaby hatte ausgesagt und die Täterin beschrieben. Von der fehlte bislang jede Spur. Aber die Fahndung war eingeleitet.
    Tim hatte sich um 13 Minuten verspätet und nun endlich Gelegenheit, seine Freundin in die Arme zu schließen.
    Â»Schrecklich, Pfote! Wenn ich auf dich nicht aufpasse, ist gleich die Hölle los. Hoffentlich warst du nicht in Gefahr.«
    Â»Wo kommst du jetzt her? Ich hätte dich gebraucht.«
    Â»Entschuldige! Der Erzieher vom Dienst hat mich aufgehalten. Aber was war denn hier los? Du hast einen Überfall beobachtet?«
    Â»Ein richtiger Überfall war’s eigentlich nicht. Geraubt hat sie
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