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Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Auf Umwegen zum Glück (German Edition)

Titel: Auf Umwegen zum Glück (German Edition)
Autoren: Francesca de Montagna
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das wütende Heulen des Sturms. Ich glaubte zu ersticken. Ich riss das Fenster auf und hielt mein Gesicht in den kühlen, erfrischenden Regen. Augenblicklich strich feuchte Luft durchs Zimmer und brachte einen Schwall unangenehmer Nässe mit sich. Genervt klappte ich die Fensterflügel wieder zu. „Igitt, so ein Schweinewetter!“ Leicht fröstelnd wickelte ich mich in eine Decke und lehnte mich resigniert in den abgewetzten, ledernen Ohrensessel zurück, ehemals der Lieblingssessel meines Vaters. Das Lied „Regentropfen, die an Dein Fenster klopfen“ kam mir in den Sinn. „Plop, plop, plop“, dieses Geräusch machte mich wahnsinnig. Unheilvolle Gedanken gaukelten durch mein Gehirn, gepaart mit Eifersucht und Misstrauen.
    Mein Freund „Arnfried“ - ein althochdeutscher Name - hatte, wie schon erwähnt, am Wochenende so gut wie nie Zeit für mich. Zu meinem Leidwesen war er verheiratet, wenn auch nur, wie er mich zu trösten pflegte, auf dem Papier. Angeblich führten er und seine Frau eine offene Ehe, eine Scheinehe sozusagen. Was auch immer das heißen mochte!
    Wenn mein Gewissen mich wieder einmal plagte, und das bohrende Gefühl von Schuld überhand nahm, flüsterte er mir ins Ohr: „Schatz, Du nimmst niemandem etwas weg. Komm her und hör auf mit den dummen Gedanken!“ Allzu gern ließ ich mich von ihm einlullen. Und warum? Ich hatte mich Hals über Kopf schon bei meiner ersten Begegnung in ihn verliebt. Zugeben würde ich das allerdings nie. „Ich mag Dich“, sagte ich zu ihm, aber nie: „Ich liebe Dich.“
    Der Regen, das Hundewetter, meine Stimmungslage, das leere Wochenende - es war zum Verzweifeln. Ich kam einfach nicht auf positivere Gedanken. Gequält seufzte ich auf. „Warum musste mir das nur passieren. Konnte ich mich nicht in einen normalen, jungen Mann verlieben?“ Meine Freunde beschworen mich immer wieder: „Lass die Finger von ihm, er macht Dich unglücklich! Such Dir einen netten jungen Mann, der zu Dir passt!“ Das war es ja eben. Das „Nichthabenkönnen“ reizte mich immer wieder aufs Neue. Und immer wieder fiel ich auf die Nase. Schon beim ersten Mal, als ich Arnfried sah, hatte mein Bauch grummelt: „Finger weg, Casanova! Dieser Mann verheißt Ärger.“ Hätte ich nur auf mein Bauchgefühl gehört. Ja, hätte, wenn, usw.
    Es verging kein Tag, an dem ich mich nicht fragte: „Warum tue ich mir das nur an?“ Am unerträglichsten waren die Tage, an denen ich noch nicht einmal wusste, wo er war. Allein der Gedanke daran machte mich rasend. Bei der Arbeit konnte ich mich kaum noch konzentrieren. Ich wartete nur noch auf den Feierabend und hoffte, dass Arnfried vorbei kommen würde. Ich wusste, dass es so nicht weitergehen konnte. Aber was sollte ich machen? Die bohrenden Gedanken kamen und gingen, und ließen sich einfach nicht vertreiben. Wie heißt es doch so schön: „Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft!“
    In solch einsamen Stunden, wie heute, stellte ich mir selbst die Frage, ob mein Leben ohne ihn nicht viel einfacher wäre. Dann wiederum fragte ich mich, ob ich zu viel verlangte, ob ich geduldiger sein oder die Freundschaft ganz aufgeben sollte - „aber ach!“, ich mochte ihn viel zu sehr. Und immer wieder hämmerte ich mir ein: „Es ist eine lockere Freundschaft, nicht mehr und nicht weniger, er ist verheiratet!“
    So verrann Stunde um Stunde. Es wurde Abend. Endlich hatte sich der Sturm ausgetobt, der Regen tröpfelte nur noch leicht. Ich schaltete den Fernseher ein, um mich abzulenken und um das Gefühl zu haben, nicht allein zu sein. Ich sah die Bilder, hörte eine Stimme, zappte von einem Kanal zum anderen, ohne jedoch wirklich zu erfassen, was sich da abspielte. Mein Magen rumorte. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen. „Ach, wozu auch?“ Ich musste nachdenken. Ich kuschelte mich tiefer in den Sessel, schlang das Wollplaid um mich und schaute hinauf zum Himmel. Das trübe Wetter hatte sich verzogen. Der Wind hatte sich gelegt. Ab und zu lugte der Mond verstohlen hinter einer vorbeiziehenden Wolke hervor. Ganz allmählich füllte sich der Himmel mit aufblitzenden Sternen, bis das ganze Firmament eine einzige, riesige Sternenwiese war.
    Der Frieden, den die Nacht verströmte und die Schönheit des nächtlichen Himmelsgewölbes schenkten mir keinen Trost. Ich kroch noch tiefer, soweit das möglich war, in den Sessel hinein und blätterte lustlos in einem Modemagazin herum, warf es dann aber achtlos auf den
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